CL-Traum platzt in Halbzeit zwei VfL Wolfsburg zerbricht an der Wucht von Barcelona
03.06.2023, 17:56 Uhr
Erst obenauf, am Ende aber ohne Glück: Svenja Huth und der VfL Wolfsburg unterliegen Barcelona.
(Foto: picture alliance/dpa/Revierfoto)
Ewa Pajor, Alex Popp: Nach 45 Minuten steht der VfL Wolfsburg vor dem Gewinn der Champions League der Frauen - der erste Titel in der Königsklasse seit 2014. Ein Doppelschlag nach der Pause verunsichert die Wölfinnen. Davon erholen sie sich nicht mehr. Der FC Barcelona triumphiert, Wolfsburg trauert.
Tränen nach Traumstart: Der VfL Wolfsburg hat sich Europas Fußball-Krone von den Stars des FC Barcelona noch aus den Händen reißen lassen. Die Pokalsiegerinnen um Alexandra Popp unterlagen in einem denkwürdigen Champions-League-Finale dem Favoriten nach 2:0-Führung noch 2:3 (2:0) und verpassten den dritten Triumph nach 2013 und 2014 auf bitterste Art und Weise.
"Wir hatten uns vorgenommen, nach der Pause genau so weiterzumachen", sagte Wolfsburgs Kathrin Hendrich im ZDF: "Aber Barça hat dann umgestellt, wir mussten sortieren, das haben sie eiskalt ausgenutzt. Und dann haben wir die Köpfe hängen lassen." Die Niederlage sei "super ärgerlich, weil wir so viel investiert haben".
Vor 33.147 Fans im ausverkauften Stadion der PSV Eindhoven hatte die polnische Torjägerin Ewa Pajor (3.) für den perfekten VfL-Beginn gesorgt, DFB-Kapitänin Popp (37.) erhöhte mit einem typischen Kopfball. Mit einem Doppelschlag binnen 108 Sekunden brachte Patri Guijarro (48./50.) Spaniens Meister heran, ehe die Ex-Wölfin Fridolina Rolfö (70.) Barça den zweiten Triumph bescherte. Dieses 2:3 sei "der Killer" gewesen, sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg später, "und es war vermeidbar".
Traumstart für Wolfsburg
Wolfsburgs Coach Tommy Stroot hatte eine offensive Aufstellung mit Popp in ihrer Lieblingsposition als Mittelstürmerin gewählt, Pajor kam dafür über die linke Seite. Barça-Trainer Jonatan Giraldez ließ seinen Superstar Alexia Putellas zunächst auf der Bank. Die spanische Weltfußballerin hatte Ende April ihr Comeback nach einem Kreuzbandriss gegeben, am heutigen Samstag betrat sie erst in der 90. Minute das Feld.
Lautstark angetrieben von ihren rund 8000 mitgereisten "Culers" kam Guijarro nach nur 44 Sekunden zum ersten Abschluss für Barça. Doch dank hohen Pressings setzte der VfL den ersten Punch: Pajor luchste der völlig unaufmerksamen Europameisterin Lucy Bronze den Ball ab und erzielte von der Strafraumkante ihren sehenswerten neunten Treffer der Champions-League-Saison.
Genau das hatte sich Popp wohl vorgestellt, als sie am Vortag Fußball auf die "deutsche Art" als Mittel der Wahl gegen Barcelonas Tiki-Taka-Stil ankündigte. Die Wölfinnen verteidigten leidenschaftlich, Spaniens Serienmeister ließ den Ball laufen, im letzten Drittel aber im ersten Durchgang die nötige Präzision vermissen.
Große Verunsicherung nach dem Seitenwechsel
Ganz anders Wolfsburg auf der Gegenseite: Nach mustergültiger Pajor-Flanke stellte Popp ihr Markenzeichen unter Beweis, als sie Barça-Torhüterin Sandra Panos mit einem Kopfball aus kurzer Distanz keine Chance ließ. So knackte sie - angestachelt von den verlorenen Finals 2016, 2018 und 2020 - den Rekord von Toren in vier verschiedenen Endspielen von Ada Hegerberg (Olympique Lyon).
Kurz vor dem Pausenpfiff verhinderte Nationaltorhüterin Merle Frohms gegen Salma Paralluelo (45.+2) den Anschlusstreffer. Doch nach dem Seitenwechsel zeigten die Katalaninnen ihr gefürchtetes, wahres Gesicht, Wolfsburg verlor vollkommen den Zugriff. Erst vollstreckte Guijarro nach einem Bilderbuchangriff per Fuß, um dann per Schulter auszugleichen.
Die Verunsicherung bekam der VfL nicht mehr in den Griff - und so fiel auch das dritte Gegentor unglücklich. Außenverteidigerin Lynn Wilms schoss beim Klärungsversuch im Strafraum Kathrin Hendrich an, die lauernde Schwedin Rolfö staubte ins lange Eck ab.
Quelle: ntv.de, sue/sid