Fußball

Dutzende neue Todesfälle in Katar WM-Baustellen bleiben lebensgefährlich

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(Foto: dpa)

Die Zahl der auf Katars WM-Baustellen verunglückten Gastarbeiter ist höher als bislang bekannt. 2013 starben bei den Vorbereitungen für die Fußball-WM 2022 allein 185 Arbeiter aus Nepal - obwohl Nepalesen nur einen Bruchteil aller Gastarbeiter in Katar ausmachen.

Auf den Baustellen für die Fußball-WM 2022 in Katar sind offenbar mehr Arbeiter ums Leben gekommen als bislang bekannt, und die Zahlen steigen weiter. Im Jahr 2013 seien 185 Menschen aus Nepal gestorben, berichtete die britische Zeitung "The Guardian" unter Berufung auf offizielle Dokumente. Insgesamt seien bei Arbeiten in Katar in den vergangenen zwei Jahren 382 Nepalesen umgekommen. Mindestens 36 von ihnen starben demnach, nachdem im September 2013 erstmals über die Arbeitsbedingungen in Katar berichtet worden war. Zudem werden immer wieder neue Todesfälle bekannt.

Todesraten unter Arbeitern aus anderen Nationen seien noch nicht bekannt. Die Nepalesen stellen nur ein Sechstel der insgesamt rund zwei Millionen Gastarbeiter in Katar. Die Regierung des Emirats habe deshalb eine offizielle Untersuchung eingeleitet.

Fifa arbeitet an "Dringlichkeitslösung"

Der Fußball-Weltverband Fifa reagierte umgehend auf den Bericht und mahnte rasche Verbesserungen an: "In Katar müssen zügig und dauerhaft durchweg faire Arbeitsbedingungen eingeführt werden, und zwar auf einer nachhaltigen Basis. Die verantwortlichen Stellen in Katar haben Defizite in den Arbeitsstrukturen eingeräumt und sich verpflichtet, das Arbeitssystem und die entsprechende Gesetzgebung zu ändern, um humane Arbeitsbedingungen für alle zu schaffen."

Die Fifa arbeite auf eine Dringlichkeitslösung hin und fördere daher weiterhin aktiv den Dialog zwischen Katar und unterschiedlichen Menschenrechts- und Arbeitsorganisationen, um sicherzustellen, "dass die angestoßenen Änderungen zur Verbesserung des Wohls der Gastarbeiter mit der gebotenen Eile vorangetrieben werden", so die Fifa.

Der "Guardian" hatte erstmals im September 2013 über die Missstände auf den Baustellen des WM-Gastgeberlandes berichtet. Allein von Juni bis August 2013 seien 44 nepalesische Arbeiter im Emirat bei Unfällen oder nach Herzattacken aufgrund unmenschlicher Hitze gestorben. In der Folge gab es zahlreiche internationale Proteste gegen die menschenunwürdigen Bedingungen auf den WM-Baustellen. Amnesty International hatte die Arbeits- und Lebensbedingungen als "alarmierendes Ausmaß an Ausbeutung bis hin zu Zwangsarbeit" bezeichnet.

Arbeitsschutzcharta nur eine Worthülse

"Jeder Tote, jeder einzelne Tote jenseits der Zahl null ist inakzeptabel! Jede Praktik, die die Sicherheit, Würde oder Gesundheit eines Menschen angreift, ist für uns nicht hinnehmbar", erklärte Hassan Al-Thawadi, Generalsekretär des WM-Organisationskomitees, Mitte November. Zuletzt sagte er der "Bild"-Zeitung, die Unfälle seien nicht auf WM-Baustellen passiert: "Nichtsdestotrotz kann ich Ihnen versichern: Es laufen gerade Untersuchungen zu all diesen Beschuldigungen und ich kann ihnen noch nicht sagen, was falsch und was wahr ist bei diesen Anschuldigungen."

Zudem sei eine Charta für den Arbeitsschutz entwickelt worden, die mit Human Rights Watch und Amnesty International besprochen worden sei. In der "Süddeutschen Zeitung" dementierten Sprecher beider Organisationen allerdings, ein entsprechendes Papier gesehen zu haben.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid

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