Fußball

"Arbeiten, arbeiten, arbeiten" Warten auf den Herrlich-Effekt

Ernüchterung statt Trendwende: Nach seinem missglückten Trainer-Einstand in der Fußball-Bundesliga versucht Bochums Neucoach Heiko Herrlich mit Zitaten aus dem Großen Phrasenbuch des Fußballs, Aufbruchstimmung beim VfL zu verbreiten.

Das Gesicht zur Faust geballt: Heiko Herrlich in Frankfurt.

Das Gesicht zur Faust geballt: Heiko Herrlich in Frankfurt.

(Foto: Reuters)

Obwohl sich die gesamte Trostlosigkeit der 1:2-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt nach der Partie in Herrlichs Miene widerspiegelte, versuchte der frühere Torjäger einen Hauch von Hoffnung zu verbreiten. Das klang dann so: "Wir müssen arbeiten, arbeiten, arbeiten. Die Saison ist noch nicht zu Ende. Ich bin sicher, dass unsere Arbeit mittelfristig Früchte tragen wird."

Getreu dem Motto "Steter Tropfen höhlt den Stein" will der 37-Jährige die völlig verunsicherten Bochumer wieder auf Kurs bringen. "Es ist doch klar, dass du nicht selbstbewusst spielst, wenn du Vorletzter bist. Wir stecken im Abstiegskampf. Wir müssen vor allem die Ballsicherheit erhöhen und die einfachen Dinge gut machen", versuchte sich der Trainernovize auch an einer Erklärung für die erschreckend schwache Auswärtsleistung.

Chancenlos im Wortsinn

Wie dem Coach schwant allerdings auch Sportvorstand Thomas Ernst, dass dies einige Zeit in Anspruch nehmen wird. "Es wird eine Weile brauchen, seine Ideen umzusetzen. In unserem Spiel ist zu viel Unruhe. Von den Spielern muss man mehr verlangen. Sie haben kaum Akzente gesetzt. Ich bin enttäuscht, wie das Spiel gelaufen ist", kritisierte Ernst die Leistung der Bochumer in Frankfurt.

VfL-Keeper Philipp Heerwagen findet Herrlichs Ideen schonmal gut. Der würde es wiederum sicher gut finden, wenn Heerwagen demnächst wieder haltbare Bälle hält.

VfL-Keeper Philipp Heerwagen findet Herrlichs Ideen schonmal gut. Der würde es wiederum sicher gut finden, wenn Heerwagen demnächst wieder haltbare Bälle hält.

(Foto: Reuters)

Die Gäste erarbeiteten sich in 90 Minuten keine einzige Chance und kamen nur dank eines Eigentores von Maik Franz (25.) zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Der Frankfurter Abwehrspieler traf nach der Pause (53.) dann noch ins richtige Netz, zuvor hatte Caio (14.) mit einem Freistoß aus 30 Metern das 1:0 erzielt. "Da stand ich nicht gut", räumte VfL-Keeper Philipp Heerwagen ein. Wie seine Mitspieler setzt er große Hoffnungen in Herrlich. "Die Ideen, die er hat, sind gut. Deshalb hoffe ich, dass sich das bezahlt macht."

Katastrophe mit Lichtblicken

Immerhin erkannte der neue Trainer auch im Spiel gegen Frankfurt das, was man nach Niederlagen seines Teams immer irgendwo entdecken kann: gute Ansätze. "Vom Engagement kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Sie hat Einsatz und Biss gezeigt", meinte Herrlich. Der Japaner Shinji Ono übertrieb beides jedoch und flog nach zwei Fouls innerhalb von 60 Sekunden mit Gelb-Rot vom Platz. "Das ist bitter, weil er ein wichtiger Spieler für uns ist", sagte Herrlich.

Der ehemalige U 19-Trainer beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) kämpft in Bochum nicht nur um den Klassenverbleib, sondern auch gegen das Verlierer-Image berühmter Vorgänger an. Denn die Liste der Fußball-Lehrer, die vom DFB in die Bundesliga wechselten und dort scheiterten, ist lang. Jürgen Klinsmann, Berti Vogts, Jürgen Kohler, Erich Rutemöller oder Dieter Eilts schafften den Umstieg nicht.

Erich Rutemöller (v.l.), Jürgen Klinsmann, Berti Vogts und Dieter Eilts können Herrlich bestätigen, dass der erfolgreiche Umstieg vom DFB in den Vereinsalltag keine Selbstverständlichkeit ist.

Erich Rutemöller (v.l.), Jürgen Klinsmann, Berti Vogts und Dieter Eilts können Herrlich bestätigen, dass der erfolgreiche Umstieg vom DFB in den Vereinsalltag keine Selbstverständlichkeit ist.

Herrlich will sich von dieser Statistik jedoch nicht schrecken lassen. "Ich kann nicht beurteilen, warum sie den Sprung vom Verband in die Liga nicht geschafft haben. Ich bin froh, dass der VfL den Mut bewiesen hat, mir diese Chance zu geben", sagte er. Naiv geht er die neue Herausforderung aber nicht an: "Ich weiß, dass ich ab jetzt an Punkten gemessen werde." Das ist allerdings noch so ein Satz, bei dem es im DSF im Phrasenschwein klingeln würden.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen