"Italien - eine Schande" Weltmeister am Boden
22.06.2009, 11:55 UhrTrainer Marcello Lippi zeigte Nerven, Luca Toni sprach von einem Desaster, und Kapitän Fabio Cannavaro schlich mit hängendem Kopf aus dem Loftus Versfeld Stadion von Pretoria: Fußball-Weltmeister-Italien beklagt nach dem blamablen Aus beim Confederations Cup in Südafrika das Ende einer Ära.
"Alt und geschlagen: Die Helden sind k.o. - das traurige Ende des Märchens von Berlin. Ein Jahr vor der WM muss die Nationalelf erneuert werden", kommentierte die Zeitung "La Repubblica" das blamable 0:3 (0:3) gegen Titelverteidiger Brasilien. "Wir sind im Moment nicht konkurrenzfähig, so wie unsere Liga", sagte Torwart Gianluigi Buffon.
"Italien - eine Schande!", titelte "Corriere dello Sport". "Italienische Finsternis. Wir waren Mumien, und wir bleiben Mumien" schrieb die "La Gazzetta dello Sport" in Anspielung auf die Pleite zuvor gegen Ägypten. Verbandspräsident Giancarlo Abete macht sich für die WM jedoch "keine Sorgen" und meinte: "Das war zu hässlich, wir sind verdientermaßen ausgeschieden. Man sollte aber jetzt nicht mit den Weltmeistern abrechnen, sie sind nicht zu alt. Das Problem war, dass sie nicht in Form waren."
Böse Miene zu schlechtem Spiel
Mit grimmiger Miene erschien Lippi bei der Pressekonferenz. Während draußen in der Arena ein paar brasilianische Fans im Siegesrausch eine Kopie des WM-Pokals schwenkten, schien die goldene Aufschrift "italia" auf der grauen Trainingsjacke des Nationaltrainers bereits verblasst. Warum er nicht mehr junge Spieler bringe und den Generationswechsel beim vierfachen Weltmeister vorantreibe? "Junge Spieler, junge Spieler!", bläffte er die Journalisten an. "Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Giuseppe Rossi war bei allen drei Spielen dabei. Ich kann doch nicht alle ins kalte Wasser werfen."
Trotzig erklärte der 61-Jährige: "Wir sind raus und das tut uns sehr leid, aber wir gehen unseren Weg weiter. Die Zukunft wird anders sein." Warum er die Mannschaft nicht in der Halbzeit wachgerüttelt habe? "Wachrütteln! Wachrütteln! Wachrütteln! Ihr sagt immer, wachrütteln. So einfach funktioniert das nicht."
Luca Toni bangt um WM-Teilnahme
Zu den großen Verlierern in der Squadra Azzurra gehörte Toni: Der letztjährige Bundesliga-Torschützenkönig spielte zwar erstmals bei der Mini-WM von Anfang an, machte gegen seinen Bayern-Kollegen Lucio aber keinen Stich, wurde ausgewechselt und muss nun um seine WM-Teilnahme bangen. "Toni ist nur noch ein Gespenst des einstigen Mittelstürmers", urteilte die "La Gazzetta dello Sport". Der Angreifer gab sich wenigstens selbstkritisch: "Wir sind ausgeschieden, weil wir nicht fit waren. Der Confed-Cup muss uns eine Lehre sein. Wir sind nicht mehr das Italien der Weltmeisterschaft. Wir müssen arbeiten, um wieder auf so ein Niveau zu gelangen."
Der Confed Cup im Überblick
Gruppe A
Südafrika - | Irak | 0:0 |
Neuseeland - | Spanien | 0:5 (0:4) |
Spanien - | Irak | 1:0 (0:0) |
Südafrika - | Neuseeland | 2:0 (1:0) |
Irak - | Neuseeland | 0:0 |
Spanien - | Südafrika | 2:0 (0:0) |
Abschlusstabelle
1. | SPANIEN | 3 | 3 | 0 | 0 | 8:0 | 9 |
2. | SÜDAFRIKA | 3 | 1 | 1 | 1 | 2:2 | 4 |
3. | Irak | 3 | 0 | 2 | 1 | 0:1 | 2 |
4. | Neuseeland | 3 | 0 | 1 | 2 | 0:7 | 1 |
Gruppe B
Brasilien - | Ägypten | 4:3 (3:1) |
USA - | Italien | 1:3 (1:0) |
USA - | Brasilien | 0:3 (0:2) |
Ägypten - | Italien | 1:0 (1:0) |
Italien - | Brasilien | 0:3 (0:3) |
Ägypten - | USA | 0:3 (0:1) |
Abschlusstabelle
1. | BRASILIEN | 3 | 3 | 0 | 0 | 10:3 | 9 |
2. | USA | 3 | 1 | 0 | 2 | 4:6 | 3 |
3. | Italien | 3 | 1 | 0 | 2 | 3:5 | 3 |
4. | Ägypten | 3 | 1 | 0 | 2 | 4:7 | 3 |
Halbfinale
Mittwoch, 24. Juni
Spanien - USA in Mangaung/Bloemfontein (20.30 Uhr)
Donnerstag, 25. Juni
Brasilien - Südafrika in Johannesburg (20.30 Uhr)
Das Endspiel wird am Sonntag, 28. Juni, in Johannesburg ausgetragen.
Quelle: ntv.de, Von Ulrike John und Bernhard Krieger, dpa