Kommt Demme wirklich zur Hertha? Wenn der Star-Friseur einen Transfer verkündet
03.07.2024, 08:26 Uhr
Im Januar war Demme das letzte Mal für Neapel im Einsatz.
(Foto: picture alliance / NurPhoto)
Seit über einem Jahr hält sich das Gerücht, dass Hertha BSC den Mittelfeldmann Diego Demme verpflichten will. Es gibt immer wieder neue Wasserstände, nie aber wirklich etwas Handfestes. Nun soll es so weit sein, der 32-Jährige schließt sich offenbar dem Fußball-Zweitligisten an.
Diesmal aber wirklich. Die Gerüchteküche rund um Hertha BSC läuft nicht nur heiß, sie kocht: Wechselt Diego Demme wirklich zum Fußball-Zweiligisten nach Berlin? Das Barometer des Gerüchte-Portals Transfermarkt.de liegt bei 82 Prozent. Jetzt kann alles ganz schnell gehen, die Indizien haben sich jetzt mehr als verdichtet. Es stellen sich viele Fragen: War der 32-Jährige schon beim Training? Und: Was hat der Berliner Star-Friseur, Abbas Berjawi, damit zu tun?
Aber der Reihe nach: Die Geschichte von Demme und Hertha BSC beginnt vor ziemlich genau dreizehn Monaten, unter Fans wurde es seitdem ein Running Gag. Am 26. Mai 2023 meldete Sky-Reporterin Lisa de Ruiter, dass der Berliner Klub den defensiven Mittelfeldfeldmann verpflichten wolle. "Allerdings will (und kann) der Verein erst fix planen, wenn die Lizenz da ist", schrieb sie weiter. Aber: Nach Sky-Infos war Demme schon in Berlin. Immerhin.
Die Meldung kam einen Tag vor dem vorerst letztem Bundesliga-Spiel von Hertha BSC gegen den VfL Wolfsburg. Die Berliner waren in der Vorwoche abgestiegen, der Damals-Noch-Bochumer Keven Schlotterbeck köpfelte sie in der vierten Minute der Nachspielzeit in die zweite Liga. Es war das logische Ende einer Zeit, in der Hertha BSC immer wieder dem Abstieg noch von der Schippe gesprungen war: Erst waren sie knapp Tabellen-14. geworden, ein Jahr später die Relegation gegen den HSV und im vergangenen Sommer dann Tabellenletzter. Das 1:1-Remis im heimischen Olympiastadion markierte auch den Absturz in eine ungewisse Zukunft.
Wirtschaftliche Probleme
Denn lange war unklar, ob die Hertha in der zweiten Liga überhaupt antreten darf. Das Gezerre um die Lizenz zog sich über Monate. Vier Jahre nachdem Ex-Investor Lars Windhorst 374 Millionen Euro in den Klub gepumpt hatte, war die Hertha beinahe wirtschaftlich nicht mehr handlungsfähig. Die - zumindest kurzfristige - Rettung waren der neue Investor 777 und die verschobene Rückzahlung einer 40-Millionen-Euro-Anleihe.
Aber alle Probleme konnten so nicht gelöst werden. Der Klub liege weiterhin ökonomisch auf der "Intensivstation", hieß es damals. Mittlerweile ist es etwas besser: Erstmals seit Jahren decken die Einnahmen die Ausgaben. Doch die nächsten Spielzeiten entscheiden darüber, wie es mit der Hertha weitergeht. Jedes weitere Jahr in der zweiten Liga mindert die TV-Einnahmen, mit jedem Jahr muss der Kader weiter verschlankt werden, jedes weitere Jahr lässt den Wiederaufstieg unwahrscheinlicher werden.
Zurück zu Demme: Am 12. Juni 2023 bekam die Hertha grünes Licht von der DFL für die Lizenz, am gleichen Tag gab es neue Demme-News. Der Transferexperte Florian Plettenberg twitterte (so hieß das damals noch), dass es eine "mündliche Vereinbarung" mit dem Spieler gebe, aber nicht mit seinem Klub SSC Neapel. Am 27. Juni hieß es dann, dass die Italiener an Herthas Lucas Tousart interessiert seien. Ein Tausch sei möglich, meldete "Pletti". Aber: Weitere Verhandlungen seien geplant. Im August hieß es dann, Demme wolle kommen und auch direkt Kapitän werden. Ende des Monats dann die Rolle zurück: Der damals 31-Jährige habe einen Wechsel dann doch abgelehnt.
Auch der Demme-(Nicht)-Wechsel zeigte: In der neuen Fußballwelt werden Transfers immer mehr zum Event. Als Harry Kane, der Kapitän der englischen Nationalmannschaft, zum FC Bayern wechselte, gab es im vergangenen Sommer fast sekündlich neue Updates. Mehr als 28.000 Menschen verfolgten den Privatflieger, der ihn nach München brachte, auf einer Tracking-Seite. Das Interesse an diesen Themen ist riesig, mittlerweile gibt eine eigene Gattung von Transferjournalisten, die immer neue Wasserstände veröffentlichen.
In Berlin wurde es nach dem vergangenen Sommer still. Die Hertha musste ohne Demme auskommen, weil er zu teuer war, und der damalige Trainer Pal Dardai hatte wegen des Lizenzchaos und der Unsicherheit erst Anfang September den Kader beisammen. Da lief die neue Saison aber schon, deshalb ging der Start auch völlig daneben. Das Berliner Mittelfeld blieb bis zum Ende der Spielzeit eine Baustelle. Dardai probierte zahlreiche Kombinationen aus. Im Winter justierte Sportdirektor Benjamin Weber nach und lieh Barkok Ayman von Mainz 05 aus. Die Hertha fing sich, träumte gegen Saisonende sogar für einige Sekunden vom Aufstieg, landete am Ende aber auf dem neunten Tabellenplatz.
Erfahrung und Leadership
Und was hat Demme eigentlich in der ganzen Zeit gemacht? Nun, nicht wirklich viel Fußball gespielt. In Neapel absolvierte er in der vergangenen Saison drei Partien. Und auch in der Meistersaison, ein Jahr zuvor, waren es gerade mal sieben Einsätze. Spielpraxis hat er nicht wirklich. Die deutschen Fußballfans kennen ihn vor allem aus seiner Zeit in Leipzig, im defensiven Mittelfeld von Rasenballsport absolvierte er ligaübergreifend 217 Partien. Leipzig bekam im Winter 2020 insgesamt zehn Millionen Euro von Neapel.
Jetzt wechselt er ablösefrei, denn seit dem 1. Juli ist er vereinslos. Wie der "Kicker" berichtet, soll er bei der klammen Hertha deutlich weniger verdienen als noch in Italien. Der "Balleroberer und Abräumer" bringe auch "eine große Portion Erfahrung und Leadership" mit, heißt es weiter. Diesmal sorgt Hertha BSC mit dem neuen Trainer Christian Fiel schon früh für die Renovierung des zentralen Mittelfelds. Der Vertrag von Zweikämpfer Deyovaisio Zeefuik wurde überraschend verlängert. Zudem kam aus Heidenheim Kevin Sessa und die Berliner schnappten sich das Ex-Bayern-Talent Michaël Cuisance. Demme soll dem Hauptstadtklub derweil beim "Berliner Weg" helfen, also dem Bauen auf die eigenen Talente.
Ob er dem Team das wirklich geben kann, wird sich zeigen. Wie mehrere Medien berichten, befinde sich der Wechsel auf den letzten Zentimetern. In dieser Woche endet ein monatelanges Transfergezerre endlich. Auf X wollen Fans ihn schon auf Trainingsbildern vom Dienstag erkannt haben. Vor ein paar Tagen postete Demme eine Instagram-Story am Rosenthaler Platz in Berlin. Und, die wirkliche letzte Bestätigung, dass es bald passieren wird: Der Berliner Star-Friseur Abbas hat ihm schon die Haare geschnitten und es auf Instagram mit einem "Welcome" versehen. Diesmal ist es also wirklich so weit.
Quelle: ntv.de, ses