Fußball

FC Bayern im Pokal zu Gast bei Aachen Wer ist der neue Anführer?

Mark van Bommel bei seinem letzten offiziellen Termin für die Bayern.

Mark van Bommel bei seinem letzten offiziellen Termin für die Bayern.

(Foto: picture alliance / dpa)

Auf dem Papier kann der FC Bayern München seinen zum AC Mailand abgewanderten Kapitän Mark van Bommel leicht ersetzen. Doch verfügt der Rekordmeister auch über vergleichbare Führungsfiguren? Aufschluss könnte das Spiel gegen Angstgegner Alemannia Aachen geben.

Mark van Bommel ist weg - und Trainer Louis van Gaal muss beim FC Bayern München nach dem Blitz-Abschied der Führungsfigur mitten in der Saison neue Hierarchien schaffen. "Ich habe immer Lösungen", versicherte der Trainer bereits zu jenem Zeitpunkt, als sein bisheriger Kapitän noch in der Geschäftsstelle mit den Vereinsbossen zusammensaß, um seinen Transfer vom deutschen Fußball-Rekordmeister zum AC Mailand perfekt zu machen.

Dass der Kapitän im Winter von Bord geht, ist auch beim FC Bayern ein Novum. Und ganz und gar risikolos erscheint das nicht zu einem Zeitpunkt, bei dem angesichts der Frustration über 14 Punkte Rückstand auf Borussia Dortmund in der Bundesliga viel auf dem Spiel steht für den Double-Sieger von 2010; so wie heute Abend  im DFB-Pokal-Viertelfinale beim Zweitligisten Alemannia Aachen.

Breit aufgestellt

Mit seiner Verpflichtung begannen die Spekulationen um einen sofortigen Wechsel van Bommels.

Mit seiner Verpflichtung begannen die Spekulationen um einen sofortigen Wechsel van Bommels.

(Foto: picture alliance / dpa)

Rein spielerisch glauben Trainer und Vorstand, dass der Weggang des fast 34 Jahre alten Haudegens zu verkraften ist. Schließlich hatten Karl-Heinz Rummenigge & Co. dem Mittelfeldspieler bereits mitgeteilt, dass sein am Saisonende auslaufender Vertrag ohnehin nicht mehr verlängert worden wäre. Und die im Winter mühsam durchgeboxte Verpflichtung des 17 Millionen Euro teuren Brasilianers Luiz Gustavo von 1899 Hoffenheim war ein weiteres Zeichen.

Im defensiven Mittelfeld ist der Rekordmeister breit aufgestellt. In Bastian Schweinsteiger, Anatoli Timoschtschuk, dem noch verletzten Toni Kroos, Neuzugang Luiz Gustavo sowie notfalls Danijel Pranjic und Andreas Ottl verfügt van Gaal über etliche Optionen. Doch es wird sich zeigen, wer van Bommel auch als "Aggressive Leader" ersetzen kann, zu dem ihn einst Ottmar Hitzfeld erkoren hatte. "Jede Mannschaft braucht einen wie mich", sagte van Bommel noch jüngst.

Lösung wie in der Nationalelf?

Der Champions-League-Sieger von 2006 hätte es sich zugetraut, auch weiterhin bei den Bayern vorneweg zu marschieren. "Ich denke, dass ich Bayern noch hätte helfen können", sagte er beim Abschied: "Ich habe volles Vertrauen zu mir." Ob van Gaal das auch noch hatte, erschien fraglich - was auch van Bommel zumindest ahnte: "In meiner Situation war es nicht schwierig, zu wechseln", erklärte er. Doch er habe es "nicht nötig, den Trainer zu rasieren", schob van Bommel in der "Bild" vielsagend nach.

Neue Doppelspitze? Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger geben auch in der Nationalmannschaft den Ton an.

Neue Doppelspitze? Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger geben auch in der Nationalmannschaft den Ton an.

(Foto: picture alliance / dpa)

So oder so - ohne van Bommel fehlt nicht nur auf dem Platz, sondern auch außerhalb der Frontmann, der vorneweg marschiert. Karl-Heinz Rummenigge würdigte den Niederländer im "tz"-Interview nicht nur als "vorbildlichen Profi", sondern explizit auch als "großartigen Kapitän". Die naheliegende Nachfolgelösung heißt Philipp Lahm, der schon erster Stellvertreter van Bommels war und dessen Beförderung im Verein schon vor van Gaals offizieller Verkündung als fix gilt. Im Verbund mit Schweinsteiger, den van Bommel als "perfekten Kapitän" anpries, wird wohl Lahm nun in der Hierarchie ganz nach oben rücken.

Franz Beckenbauer glaubt, dass van Bommels Weggang die Mannschaft "nicht in eine Führungskrise stürzen" wird. Spannend könnte es dennoch werden. Die ungleichen Identifikationsfiguren Lahm und Schweinsteiger, die ihre Verträge vor kurzem jeweils bis 2016 verlängert haben, sind schließlich auch die zwei Akteure, die in der Nationalmannschaft über kurz oder lang ganz das Zepter von "Capitano" Michael Ballack (34) übernehmen werden. Beim FC Bayern können sie das Teilen der Macht schon einmal proben.

Nun auch noch beim Angstgegner

Für den die Alemannia aus Aachen könnte die Personaldebatte bei den Bayern von Vorteil sein. Und dass der Rekordmeister selbst für einen Zweitligisten schlagbar ist, sollte gerade am Tivoli bekannt sein. Da werden Erinnerungen an gleich zwei Pokalsensationen in den letzten sieben Jahren gegen den Goliath aus München wach. Trainer Peter Hyballa warnt vor Aachens "Speedmetal-Hardrock-Gitarrenriff-Fußball". Sportdirektor Erik Meijer plant offenbar schon für das Halbfinale. "Ich gehe davon aus, dass Aachen das Waterloo für Bayern München sein wird', sagte er auf der Internet-Seite des DFB.

Peter Hyballa verspricht "Speedmetal-Hardrock-Gitarrenriff-Fußball".

Peter Hyballa verspricht "Speedmetal-Hardrock-Gitarrenriff-Fußball".

(Foto: picture alliance / dpa)

Und der Niederländer muss es wissen, denn am 4. Februar 2004 erzielte der damalige Aachener Angreifer per Kopf das 2:1-Siegtor (81.) gegen die Bayern. "Es war so ein Spiel, bei dem man das Gefühl hat, es muss so sein, dass wir gewinnen. Weil das vorbestimmt ist", sinnierte Meijer. Knapp drei Jahre später, am 20. Dezember 2006, erwiesen sich die Alemannia-Profis einmal mehr im Pokal als zu stark für die Bayern. 4:2 hieß es am Ende im Achtelfinale für die Gastgeber, die damals schon zur Halbzeit 3:0 gegen den Rekord-Cupgewinner geführt hatten.

Schon seit Tagen fiebert die ganze Region dem neuerlichen Pokalschlager entgegen, der Tivoli ist mit 32.160 Zuschauern längst ausverkauft. "Wir haben natürlich auch wahrgenommen, welche Euphorie bereits vor der Partie bei den Fans herrscht - die langen Schlangen vor den Ticketschaltern sind dafür nur das beste Beispiel. Am Mittwoch schauen Millionen von Zuschauern aus ganz Deutschland zu uns nach Aachen. Das ist etwas Besonderes", betonte Meijer.

Quelle: ntv.de, dpa/sid

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