Fußball

Sechs Dinge, die wir gelernt haben Werder sensationell, Neururer obenauf

Peter Neururer freut sich - wenn ihn der Erfolg seiner Bochumer mitnichten überrascht. Hat er aber auch vorher schon gesagt!

Peter Neururer freut sich - wenn ihn der Erfolg seiner Bochumer mitnichten überrascht. Hat er aber auch vorher schon gesagt!

(Foto: imago/Eibner)

Wunder gibt es immer wieder? Zumindest für den DFB-Pokal scheint dieser Hit nicht mehr zu gelten. Was nicht heißt, dass nichts Überraschendes geschieht. Von kopflosen Stuttgartern, euphorisierten Würzburgern und einem pointierten Peter Neururer.

1. Es gibt keine Wunder - aber schöne Geschichten

Mit FSV Mainz, dem VfB Stuttgart, dem FC Augsburg und dem SC Paderborn hat es bisher vier Bundesligisten erwischt in dieser ersten Hauptrunde um den Pokal des Deutschen Fußball-Bundes. Das heißt auch, dass sich in zwölf von 16 Fällen die Favoriten durchgesetzt haben. Wo ist es nur geblieben, das gute alte Pokalwunder, das doch den Reiz dieses Wettbewerbes ausmacht? Die letzten beiden Bundesligisten spielen heute bei zwei Absteigern aus der zweiten Liga, der Hamburger SV ab 18.30 Uhr bei Energie Cottbus und der FC Schalke 04 zwei Stunden später bei Dynamo Dresden. Wunder sind hier nicht zu erwarten, aber Sensationen vielleicht? Einigen wir uns auf Überraschungen. Schließlich spielen hier keine Amateure gegen Profis, sondern eben Profis gegen Profis. Und da kann es eben schon einmal passieren, dass die besten elf Spieler eines drittklassigen Vereins die besten elf eines erstklassigen schlagen, in kaum einer Ballsportart ist das mit taktischem Geschick, Einsatzkraft und etwas Glück so gut möglich wie im Fußball.

2. Na gut, zumindest eine Sensation gab es dann doch

Nun gut, wer unbedingt eine Sensation will: Dass der 1. FC Magdeburg, Tabellenzehnter der Regionalliga Nordost, am Sonntag vor fast 18.000 begeisterten Zuschauern die an diesem Sonntag alles andere als erstklassigen Augsburger geschlagen hat, ist wirklich ein starkes Stück. Hatte es doch eine Woche zuvor noch eine 2:4-Niederlage bei Germania Halberstadt gesetzt. Und dass die Würzburger Kickers, Spitzenreiter der Regionalliga Bayern, gegen den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf gewannen, sorgte zumindest in Unterfranken für Euphorie. Die "Main-Post" berichtete: "Es war tatsächlich das erhoffte Fußballfest, nein es war sogar mehr als das: Für die Fußballstadt Würzburg war es der wohl größte Tag seit seligen Zweitliga-Zeiten in den 1970er Jahren." Wenn schon die Wunder ausbleiben - schöne Geschichten schreibt der DFB-Pokal allemal noch.

3. Die Bayern siegen und Münster feiert seine Verlierer

Vom "erhofften Fußballfest" sprach auch Ralf Loose, Trainer des Drittligisten SC Preußen Münster. Dabei hatte seine Mannschaft doch mit 1:4 gegen den FC Bayern verloren. Ja, eben, gegen den FC Bayern. "Mal ehrlich: Wer von den Spielern hat schon mal gegen die Bayern gespielt oder kommt je wieder in diese Situation?" Dass die also überhaupt zu einem Pflichtspiel ins Herzen Westfalens reisen, ist Grund zur Freude genug. Schließlich gab es das noch nie, was auch daran liegt, dass das Gründungsmitglied aus Münster längst wieder abgestiegen war, als es die Münchner 1965 endlich in die Bundesliga schafften. Und sie haben dann tatsächlich gefeiert in Münster, vor allem, dass der SCP ein Tor erzielt hat, auch wenn der Handelfmeter, den Schiedsrichter Guido Winkmann den Preußen zusprach, ein kleines Geschenk war. Und wenn Bayerns Trainer Josep Guardiola auch noch konstatiert: "Bis zum Tor von Mario Götze war Münster besser als wir" - dann ist die westfälische Glückseligkeit perfekt. Wenn stört da schon, dass der Finaltorschütze bereits nach 19 Minuten traf? Es ist trotzdem eine schöne Geschichte.

4. Peter Neururer ist nicht überrascht von der Überraschung

Der Verein für Leibesübungen aus Bochum hat den Verein für Bewegungsspiele aus Stuttgart besiegt, und das auch noch mit richtig gutem Fußball, wie sie ihn im Ruhrstadion schon lange nicht mehr gesehen haben. Und wer, wenn nicht Peter Neururer, hatte nach der Partie eine ausgesprochen pointierte Meinung zur Diskussion zum Thema, ob das nun ein Wunder, eine Sensation oder zumindest eine Überraschung war? Der Trainer des Zweitligisten sagte nämlich: "Ich bin nicht überrascht, dass wir gewonnen haben, weil ich vorher schon gesagt hatte, dass ich nicht überrascht wäre, wenn wir gewinnen." Das überrascht uns jetzt doch ein wenig, schließlich trat der VfL mit sieben neuen Spielern in der Startelf an, die überraschend gut harmonierten und die Stuttgarter fein auskonterten. Simon Terodde, im Sommer von Union Berlin gekommen, schoss beide Treffer und kommt nach drei Spielen für seine neuen Verein auf fünf Tore, was so manchen Fan seines Ex-Vereins überraschen dürfte. Für Stuttgarts Trainer Armin Veh hingegen war die Niederlage vor allem eine Kopfsache. "Wir müssen die Köpfe oben behalten, in jeglicher Hinsicht. Wir hatten hier die Köpfe häufig unten oder wollten mit ihnen durch die Wand. Es ist nicht schlimm, dass wir ausgeschieden sind, aber wir dürfen den Kopf nicht verlieren."

5. RB Leipzig übt schon mal erste Liga

In Leipzig beim Verein namens RB planen sie Großes, das haben sie selbst gesagt. Just sind sie in die zweite Liga aufgestiegen, langfristig aber soll es die Champions League sein. Dass das eines Tages tatsächlich so kommen könnte, liegt daran, dass RB zwar offiziell die Abkürzung für das Kunstwort Rasenballsport ist, dahinter aber der Getränkekonzern Red Bull steht, der das Ganze bezahlt. Gegen den Aufsteiger aus Paderborn haben die Leipziger nun schon einmal die Möglichkeit genutzt, ein bisschen erste Liga zu üben. Knapp 25.000 Zuschauer im Zentralstadion hatten ihren Spaß, weil RB zwar früh zurücklag, nach Verlängerung aber durchaus verdient mit 2:1 gewann. Paderborns Trainer André Breitenreiter weiß, dass die Leipziger sich nicht erst nach dem guten Saisonstart zu Höherem berufen fühlen - und war hinterher wenig überrascht: "Es war wie erwartet ein Spiel auf Augenhöhe mit einem starken Gegner. Es war ein enges Spiel, bei dem RB die einzige Chance der Nachspielzeit eiskalt genutzt hat. Aber auch von uns war es eine ordentliche Leistung, deshalb sind wir nicht enttäuscht." Wie gesagt: In Leipzig planen sie Großes.

6. Werder lässt uns an Katja Ebstein denken

Zum Schluss bemühen wir doch noch Katja Ebstein, ach was, die Ebstein: "Wunder gibt es immer wieder", sang sie erstmals 1977. Womit wir beim SV Werder Bremen sind. Der hat zwar nicht das erste Mal seit 37 Jahren, aber immerhin zum ersten Mal seit drei Jahren die zweite Runde des DFB-Pokals erreicht. Wenn das nicht zumindest eine Sensation ist. Beim großen FV Illertissen, seines Zeichens derzeit mit acht Punkten hinter den Würzburger Kickers auf Tabellenplatz vier der Regionalliga Bayern, siegte die Mannschaft von Trainer Robin Dutt im Ulmer Donaustadion mit 3:2. Nach Verlängerung. Selbst nach einer 3:1-Führung nach 99 Minuten wurde es noch einmal eng. Die "Kreiszeitung Syke" bilanzierte: "Mit Hängen und Würgen: Werder Bremen rettete den Vorsprung über die Zeit und ist damit diesmal mit einem blauen Auge davongekommen." Wer hätte das gedacht?

Quelle: ntv.de

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