Ermittlungen und Festnahmen Wettskandal beunruhigt Fußball
20.11.2009, 13:11 Uhr
Sportwetten laden zu Manipulationen ein.
(Foto: dpa)
Während in der Politik angesichts des neuerlichen Fußball-Wettskandals bereits der Ruf nach einem Gesetz gegen Manipulation und Korruption im Sport laut wird, zeigen sich die betroffenen Verbände und Vereine überrascht. Sicher scheint, dass der Skandal ein größeres Ausmaß hat als zunächst angenommen.
Der türkische Fußballverband TFF hat keine Informationen über einen Wettbetrug oder Manipulationen von Spielen in seinen Ligen. Die Organisation werde Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Deutschland aber verfolgen, sagte ein Verbandssprecher in Istanbul.
Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt nach eigenen Angaben seit Anfang des Jahres gegen eine international agierende Bande, der fortgesetzte, gewerbsmäßige Wettbetrügereien zur Last gelegt werden. Mehrere Verdächtige sollen festgenommen worden sein, darunter die Brüder Milan und Ante S., die schon im Wettskandal um Ex-Referee Robert Hoyzer eine zentrale Rolle gespielt hatten. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass nach sechs Festnahmen am Donnerstag mittlerweile 15 Verdächtige in Haft sind.
Die Bochumer Staatsanwaltschaft will sich ab 14 Uhr detailliert auf einer Pressekonferenz äußern, an der auch ein Vertreter des Europäischen Fußball-Verbandes (UEFA) teilnehmen soll. Hinweise der UEFA sollen die Ermittlungen ausgelöst haben. Die Pressekonferenz wird von n-tv live übertragen.

Das Berliner Cafe King war im Skandal um Schiedsrichter Robert Hoyzer die Zentrale der Wettbetrüger.
(Foto: AP)
Laut "Berliner Morgenpost" soll es sich unter anderem um angeblich manipulierte Erstligaspiele in der Türkei handeln. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte berichtet, zu den möglicherweise manipulierten Partien gehöre auch ein Testspiel des Regionalligisten SVV Ulm 1846 am 14. Juli 2009 gegen Fenerbahce Istanbul. Der von Christoph Daum trainierte türkische Spitzenclub hatte 5:0 gewonnen.
Ulm "überrascht und geschockt"
Der SSV Ulm hat der zuständigen Staatsanwaltschaft Bochum seine volle Unterstützung zugesagt. "Wir wollen eine schnellstmögliche Aufdeckung des Falls", sagte Markus Lösch, der Geschäftsführer des SSV Ulm 1846 Fußball e.V. "Wir stellen uns absolut zur Verfügung." Der Verein fordere Akteneinsicht, um sich ein Bild machen zu können, und hoffe dabei "auf Fakten". Er wisse bislang nichts Konkretes.
Lösch sagte, der Verdacht, dass der SSV Ulm 1846 in den neuen Wettskandal verwickelt sein könnte, habe ihn "überrascht und geschockt". Er habe davon am Donnerstagabend im Videotext erfahren, könne sich aber nicht vorstellen, dass Ulmer Spieler manipuliert haben sollten. Laut "Süddeutscher Zeitung" habe sich aus den Unterlagen der Ermittler der Verdacht ergeben, dass "bislang unbekannte" Ulmer Spieler für ihre Bereitschaft zu verlieren einen niedrigen fünfstelligen Betrag erhalten hätten.
Gesetz zum Schutz der Glaubwürdigkeit
Bayerns Justizministerin Beate Merk forderte vor dem Hintergrund des neuen Sportwettenskandals ein umfassendes Gesetz gegen Manipulation und Korruption im Sport. "Wir haben es hier mit höchst kriminellen Machenschaften zu tun, die die Lauterkeit des Sports unterwandern. Wenn wir da nicht durchgreifen, stehen Sauberkeit und Fairness des Sports auf dem Spiel", sagte die CSU-Politikerin und rief dazu auf, über ein umfassendes Gesetz zum Schutz des Sports nachzudenken.
Chancengleichheit und Fairness im Sport würden nicht nur durch Doping gefährdet, betonte Merk, "auch die Bestechungsskandale der letzten Zeit erschüttern die Glaubwürdigkeit des Sports". Wünschenswert wäre eine internationale Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Sportbetrugs. "Wenn derartige Taten nicht rigoros verfolgt und hart bestraft werden, gibt es keine Abschreckung und wird das Ansehen selbst der beliebtesten Sportarten darunter leiden", erklärte die Ministerin: "Die Ehrlichkeit und Lauterkeit der Sportler darf durch einzelne kriminelle Täter nicht in Zweifel gezogen werden."
Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid