Kein Streik, dafür Desinteresse Wie geht Bayern mit "Lustlos"-Lewandowski um?
13.07.2022, 18:51 Uhr
Robert Lewandowski (ganz links) schaut bei Nagelsmanns Taktikansprache weg.
(Foto: IMAGO/Sven Simon)
Robert Lewandowski streikt nicht. Aber angeblich geht er im ersten Training bei den Münchnern äußerst lustlos zur Sache. So zumindest die Sommerloch-Interpretation des Boulevards. Was ist da dran? Und wie lange akzeptiert der FC Bayern die Einstellung seines Superstars?
Im Bundesliga-Sommerloch ist bekanntlich jede noch so kleine Regung (mindestens) eine Meldung. Robert Lewandowski und seine Wechsel-Saga, beziehungsweise seine Nicht-Wechsel-Saga, füllen seit Wochen die sportliche Lücke bis zum Start der 60. Liga-Spielzeit. Seitdem der Weltfußballer seinen Abschiedswunsch äußerte, wird gemutmaßt, spekuliert und analysiert. Logisch, dass die Rückkehr des 33-Jährigen ins Training beim FC Bayern da quasi ein Super-Highlight des Sommerlochs darstellt.
Herrlich, was man reininterpretieren kann in diesen kurzen Auftritt des wechselwilligen Elitestürmers. Eine kurze Berührung am Ohr wird auf einmal ein "gelangweiltes Kratzen". Und Lewandowski betritt natürlich nicht den Trainingsplatz. Nein. Er schlurft. Tritt er gegen den Ball, dann geschieht das völlig energielos. Logisch, denn, so will es die Ferndiagnose, er ist mit seinen Gedanken längst in Barcelona. Beim Katalanen-Klub, seinem neuen Wunsch-Verein. Zu dem er lieber früher als später wechseln will. Am besten noch diese Woche.
Die "Bild" betätigt sich sogar im Gedankenlesen. Den ganzen Auftritt am Vormittag habe der Pole mit einer "Null-Bock-Haltung" absolviert. Das Training wird zur "Lustlos-Einheit". Bei dem Blatt schlurft Lewandowski zwar nicht, dafür "schlendert" er. Über die jeweiligen Geschwindigkeiten der beiden Gangarten lässt sich streiten, aber Obacht: Schlendern könnte gar als lustvoll ausgelegt werden. Die Mentalisten beim Boulevard wissen jedoch: Die Schultern hängen, der Junge hat so gar keinen Bock. Desinteresse pur!
"Gipfel der Lewandowski-Lustlosigkeit"
Allerdings, Lewandowski kommt tatsächlich zu spät zum Training. Eine Seltenheit beim stets akribischen und fitten Polen. Vor seiner Rückkehr nach München war viel spekuliert worden (Sommerloch!), ob er sich möglicherweise nach Spanien streiken könnte. Diesen Weg geht der Weltfußballer offenbar nicht, doch absolviert er vielleicht tatsächlich nur Dienst nach Vorschrift? Und wie werden die Bayern-Verantwortlichen, Trainer Julian Nagelsmann und die Mannschaft damit umgehen?
Die "Bild"-Gedankenleser erkennen dank ihrer magischen Kräfte eine Art Bruch im Umgang der anderen Profis mit Lewandowski, weil dieser "kaum" mit ihnen redete. Lucas Hernández habe sich nach einem Klapser des Stürmers auf den Rücken sogar weggedreht. Welch Affront, welch Riss in der Mannschaft! Nun, Fotos des Trainings zeigen, wie Lewandowski mit Benjamin Pavard plauscht, Ohrkneif-Späße mit Jamal Musiala treibt und - verrückt, aber wohl tatsächlich wahr - zusammen mit Hernández lacht.
Die Interpretation der Ereignisse bleibt jedem Fußballfan selbst überlassen. Ganz so einseitig und energielos ging es wohl aber nicht zu, wenngleich die "Bild" sogar einen "Gipfel der Lewandowski-Lustlosigkeit" ausmacht. Der Stürmer verliert mit seiner Trainingsgruppe und müsste eigentlich zur Strafe Liegestützen machen, aber, so die Knallhart-Analyse: "Hatte Lewy keinen Bock drauf!" Fast scheint es, als würde als Nächstes Giovanni Trapattoni aus dem Off "Was erlauben Lewandowski?" hineinrufen.
Doch im Ernst: Bilder zeigen, dass der Angreifer nicht der einzige war, der sich lieber ein Getränk zur Erfrischung holt. Dennoch ist auf anderen Fotos zu sehen, Interpretation hin oder her, wie Lewandowski Abstand von anderen Spielern hält und bei einer Taktikansprache Nagelsmanns ganz hinten im Pulk steht und seinen Blick (demonstrativ, möchte man im Boulevard behaupten) abwendet.
Achtung: Lewandowski sprintet!

Kämpft der etwa um den Ball? Lewandowski in Aktion beim Bayern-Training.
(Foto: picture alliance / SvenSimon)
Solche Eindrücke wirken nicht gut in einer Mannschaft, die in der kommenden Saison europäisch wieder groß angreifen will, nachdem zuletzt zweimal in Folge im Viertelfinale der Champions League Schluss war. Dafür ist absolute Geschlossenheit notwendig. Die Bayern-Verantwortlichen stehen vor einem Dilemma, denn einen Mittelstürmer-Ersatz werden sie so schnell nicht finden, wenn der Weltfußballer überhaupt ersetzbar sein sollte. Aber falls Lewandowski tatsächlich desinteressiert an den kommenden Trainingseinheiten und Spielen teilnehmen sollte (um möglicherweise einen Wechsel im Spätsommer oder dann in der Winterpause zu forcieren), wäre ein weiteres "Basta" gegen den Transfer möglicherweise ein großer Fehler.
Aber, das wissen sowohl die Bosse als auch der Profi, im Hintergrund scheint Barcelona mehr und mehr bereit, ein Angebot für den Stürmerstar abgegeben, das den Wünschen des deutschen Rekordmeisters entspricht: 50 Millionen plus Boni - zehn Millionen mehr als bislang geboten. In der kommenden Woche sollen beim ehemaligen Messi-Klub weitere Millionen aus einem Rechteverkauf fließen.
Bei den Katalanen fand übrigens zeitgleich zum Bayern-Training eine Einheit auf dem Platz statt. Geschlurft oder geschlendert ist dabei sicherlich niemand. Doch Achtung: Verrückterweise gibt es auch Fotos von der Säbener Straße, auf denen Robert Lewandowski sprintet. Man mag es nicht für möglich halten, doch wenn man genau hinschaut, dann hängen dabei sogar seine Schultern nicht herunter. Sommerpause, olé.
Quelle: ntv.de