Frauenfußball-WM als Starthilfe? Zwanziger gibt den Realisten
16.07.2011, 13:54 Uhr
Ein Freund der Frauen: DFB-Präsident Zwanziger.
(Foto: picture alliance / dpa)
Trotz des hohen Zuschauerinteresses an der Frauenfußball-WM glaubt DFB-Präsident Theo Zwanziger nicht an einen Boom der Damen-Bundesliga. Jeder, der nun an einen Hype glaubt, habe "vom Fußball keine Ahnung". Auch die langjährige Nationalspielerin Renate Lingor sieht die Liga noch auf einem langen Weg in die Professionalität.
Nach den Traumquoten für die Frauenfußball-WM bei ARD und ZDF strebt DFB-Präsident Theo Zwanziger eine höhere TV-Präsenz der Frauen-Bundesliga an. Einen Boom sieht er jedoch nicht auf Deutschland zurollen. "Diese Spielklasse in Sachen Zuschauer- und Medieninteresse irgendwann in die Nähe der 3. Liga zu führen, ist die große Herausforderung", sagte Zwanziger mit Blick auf die Frauen-Bundesliga in der "Rheinischen Post".
Dafür seien jedoch vor allem professionellere Strukturen notwendig: "Wenn jemand ernsthaft glaubt, dass dieses nationale Event Frauen-WM auf die Bundesliga zu übertragen ist und dort einen Hype auslöst, der hat vom Fußball keine Ahnung. Damit die Frauen-Bundesliga überhaupt mal in die Nähe der 3. Liga der Männer kommen kann, müssen in den Vereinen andere Strukturen geschaffen werden. Zudem muss Gemeinsamkeit vor egoistisches Denken gestellt werden."
Die zweimalige Weltmeisterin Renate Lingor sieht die Bundesliga der Damen dagegen auf dem Weg zu einer breiteren TV-Präsenz: "Ich denke, es dauert nicht mehr lange, bis wir Bundesligaspiele live bei ARD und ZDF sehen können", so die 35-Jährige in der "Welt am Sonntag". "Das Champions-League-Finale lief sogar zur Primetime im ZDF."
Klubs brauchen Unterstützung
ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz hatte zuletzt erklärt, der Sender plane trotz guter WM-Quoten keine intensivere Berichterstattung über die Bundesliga: "Wir sind nicht die Anschieber für eine größere Akzeptanz des Frauenfußballs. Das muss die Bundesliga von sich aus schaffen."
Lingor hält es indes nicht für möglich, dass die Bundesliga-Klubs aus eigener Kraft kurzfristig den Sprung ins Rampenlicht schaffen. Wie Zwanziger erkennt auch sie eine mangelnde Professionalität: "Es wäre fatal, wenn wir jetzt den Klubs in einem oder zwei Jahren das Profitum überstülpen würden, weil im Frauenfußball die Strukturen dafür überhaupt nicht vorhanden sind. Selbst der 1.FFC Frankfurt, der einer der professionellsten Klubs in Deutschland ist, hat keine Flutlichtmasten in seinem Stadion. Das sind Dinge, die sich in den nächsten Jahren entwickeln werden. Bis es so weit ist, werden aber sicherlich noch fünf Jahre vergehen. Eher zehn."
Quelle: ntv.de, sid