Fußball

Der DFB und die Affäre Amerell Zwanziger sitzt es aus

Theo Zwanziger bleibt DFB-Präsident trotz der Kritik an seiner Person im Schiedsrichter-Skandal um Manfred Amerell. Bei der Präsidiums- und Vorstandssitzung des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt/Main hatte er die Vertrauensfrage gestellt. Alle 47 Vorstandsmitglieder sprechen sich für den 64-jährigen aus.

Bleibt im Amt: Theo Zwanziger.

Bleibt im Amt: Theo Zwanziger.

(Foto: REUTERS)

Theo Zwanziger hat in der Affäre um den früheren Schiedsrichter-Beobachter Manfred Amerell volle Rückendeckung aus den eigenen Reihen erhalten und bleibt Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Der 64-Jährige stellte bei der Präsidiums- und Vorstandssitzung in der DFB-Zentrale in Frankfurt/Main die Vertrauensfrage und bekam uneingeschränkte Unterstützung.

"Ich habe von niemandem gehört, Theo Zwanziger soll nicht weitermachen. Die 6,5 Millionen Mitglieder im DFB brauchen keinen Präsidenten der alles richtig macht, sondern sie brauchen einen, der Respekt und Anerkennung genießt", sagte Zwanziger auf einer anschließenden Pressekonferenz: "Deswegen war mir wichtig zu spüren, wie die Leute denken. Und deshalb bin ich sehr zufrieden über den Vertrauensbeweis des DFB-Präsidiums."

Auch die Liga sprach Zwanziger ihr volles Vertrauen aus. "Die Liga steht 100 Prozent hinter dem, was Theo Zwanziger tut. Das sagen wir aus Überzeugung", meinte Ligaverbands-Präsident Reinhard Rauball.

Kandidatur für drei Jahre

Zwanzigers Zukunft hing allerdings zeitweise am seidenen Faden. "Natürlich habe ich in dieser Woche sehr wohl darüber nachgedacht: Ist die Freude bei diesem Amt noch so stark, dass du dir und deiner Familie das antun willst? Natürlich kostet das Kraft", sagte Zwanziger und fügte hinzu: "Ich klebe nie an einem Amt, werde mich nie aus dem Sessel raustragen lassen, aber ich habe an diesem Amt trotz der Probleme noch sehr viel Lust."

Bei einem außerordentlichen DFB-Bundestag am 9. April in Frankfurt/Main wird nun nicht die Zukunft von Zwanziger, sondern die Neuordnung des Schiedsrichterwesens auf dem Programm stehen. Beim Bundestag im Oktober will sich Zwanziger, der im Schiedsrichter-Skandal um vermeintlichen Amtsmissbrauch und sexuelle Belästigungen stark in die Kritik geraten war, dann für die kommenden drei Jahre als DFB-Boss wiederwählen lassen.

Kritik an der Kommunikation

Auch Franz Beckenbauer, der als Nachfolger ins Spiel gebracht worden war, setzte sich vehement für den Verbleib des wankenden Juristen aus Altendiez ein. "Er ist ein guter und starker Präsident, ich stehe zu hundert Prozent hinter ihm", hatte Beckenbauer am Vortag bereits gesagt. Auch Zwanzigers Vorgänger Gerhard Mayer-Vorfelder machte sich für den Verbleib von Zwanziger stark. "Ich habe vollstes Vertrauen, dass der Präsident die richtigen Entscheidungen treffen wird", sagte der DFB-Ehrenpräsident.

Beckenbauer übte aber auch Kritik an der Vorgehensweise des Verbandes und Zwanzigers. "Sicher sind auch Fehler gemacht worden. Vielleicht wäre der DFB besser beraten gewesen, diese Angelegenheit gleich dem Staatsanwalt zu übergeben", meinte Beckenbauer.

Fandel soll die Schiedsrichter aus der Krise holen.

Fandel soll die Schiedsrichter aus der Krise holen.

(Foto: dpa)

Zwanziger musste im Vorstand erklären, warum der DFB so spät von den gegen Amerell erhobenen Vorwürfen der sexuellen Belästigung erfuhr. Schiedsrichter-Chef Volker Roth hatte die von Bundesliga- Referee Michael Kempter gemachten Aussagen erst einen Monat später weitergeleitet. "Bei Volker Roth ist es klar, dass es seine Pflicht gewesen wäre, Rainer Koch damals zu informieren", sagte Zwanziger. Koch war als Vize-Präsident für das Schiedsrichter-Wesen zuständig.

Vorstandsboss Heribert Bruchhagen vom Bundesligisten Eintracht Frankfurt schrieb Zwanziger für die Zukunft ins Stammbuch, er solle sich ein Beispiel an seinem Vorgänger Gerhard Mayer-Vorfelder nehmen. "Der hat ganz andere Krisen überstanden, ohne gleich mit Rücktritt zu drohen", sagte Bruchhagen.

Fandel soll es richten

Zwanziger hatte zuletzt reichlich Prügel einstecken müssen. Durch das wenig erfolgreiche Krisenmanagement im Wettskandal sowie die geplatzte Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Joachim Löw hatte Zwanziger erheblich an Ansehen eingebüßt. Der undurchsichtige Fall um Amerell, der hatte Zwanziger schließlich ins Wanken gebracht.

Das in Verruf geratene DFB-Schiedsrichterwesen soll derweil von Herbert Fandel auf Vordermann gebracht werden. "Mein Konzept ist gut angenommen worden. Ich habe ein gutes Feadback erhalten", sagte der designierte Nachfolger von Volker Roth als Schiedsrichter-Boss, der auf 20 Seiten ein Konzept zur Reform des Schiedsrichterwesens ausgearbeitet hat.

Affäre geht weiter

Zwanziger stellte sich in der Affäre weiter auf die Seite von FIFA-Referee Michael Kempter, der Amerell zusammen mit drei weiteren anonymen Unparteiischen der sexuellen Belästigung beschuldigt. "Es gibt für mich bislang keine zwingenden Erkenntnisse, die den Schluss zulassen, dass er Pflichten verletzt hat", sagte Zwanziger: "Bei einem Schiedsrichter-Obmann wie Amerell, der Verantwortung für viele Schiedsrichter hat, ist das etwas ganz anderes." Zu Kempters Zukunft sagte Zwanziger: "Wir müssen abwarten, wie Kempter sich entwickelt, denn er steht ja derzeit unter psychologischer Betreuung."

Amerell sieht einer Strafanzeige durch den DFB gelassen entgegen. "Ich habe in der ganzen Angelegenheit immer die Wahrheit gesagt. Deswegen habe ich davor überhaupt keine Angst", sagte der 63-Jährige der Augsburger Allgemeinen und will nicht klein beigeben: "Ich lasse mich garantiert nicht auf die Schlachtbank führen.

Amerell hatte Zwanziger Günstlingswirtschaft vorgeworfen. Ein Schiedsrichter aus Zwanzigers Heimatort Altendiez sei laut Amerell in die Bundesliga gehievt worden, obwohl andere Kandiaten nach dem Bewertungssystem geeigneter gewesen wären.

Quelle: ntv.de, sid/dpa

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