Sportlich desolat, wirtschaftlich auch HSV macht Millionenverlust
14.09.2011, 16:42 Uhr
Der sportlichen Führungsspitze des HSV, Sportdirektor Frank Arnesen und Coach Michael Oenning, werden durch die finanziell bescheidene Situation an der Elbe enge Grenzen gesetzt.
(Foto: dpa)
Ein Punkt aus fünf Spielen, das reicht in der Bundesliga für den Hamburger SV nur zur Roten Laterne. Tiefrot sind auch die Zahlen, die der HSV wirtschaftlich schreibt. Dabei werden sogar alte Schulden in die neue Saison geschoben. HSV-Coach Michael Oenning muss zudem Twitter-Spott ertragen.
Fußball-Bundesligist Hamburger SV hat in der abgelaufenen Saison offenbar ein Minus von knapp fünf Millionen Euro gemacht. Diese Bilanz soll der Aufsichtsrat der Hanseaten am Dienstag abgesegnet haben. Laut Informationen der "Bild"-Zeitung wurden weitere Belastungen auf die aktuelle Spielzeit übertragen, um ein größeres Defizit zu verhindern.
Dazu gehören angeblich Transferraten in Höhe von 16 Millionen Euro, die aus der Amtszeit des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann stammen. Um die finanzielle Konsolidierung voranzutreiben, sollen die Spieler-Gehälter in dieser Spielzeit von 48 auf 38 Millionen Euro gesenkt werden.
Vor dem wichtigen Spiel gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag (15.30 Uhr/im n-tv.de Liveticker) konnte der Tabellenletzte in einem Testspiel gegen den Landesligisten Concordia Hamburg unterdessen Selbstvertrauen sammeln. Beim 7:0 kam erstmals Neuzugang Ivo Ilicevic im HSV-Trikot zum Einsatz, in der Bundesliga ist der kroatische Nationalspieler allerdings nach einer Roten Karte noch für drei Spiele gesperrt.
Doppelgänger veräppelt Oenning
Im Micro-Bloggingdienst Twitter ist derweil ein Doppelgänger von HSV-Coach Michael Oenning aktiv und macht sich mit ironischen Kommentaren über diesen lustig. "Wir werden Geschichte schreiben und Titel holen - selbst wenn es vorerst nur der alte Rekord von Tasmania Berlin ist", schrieb der Unbekannte im Namen des HSV-Coaches: "Bei unserer Entwicklung haben wir am Ende der Saison um die 10 Punkte. Wofür das dann im Endeffekt reicht, muss man ein Stück weit abwarten."
Tasmania 1900 ist der erfolgloseste Verein der Bundesligageschichte. In der Saison 1965/66 holte der Klub nur zehn Punkte (nach der Drei-Punkte-Regel) und kassierte 108 Gegentore. Oenning hat in der laufenden Saison aus fünf Spielen erst einen Punkt mit seinem Team geholt und ist derzeit Tabellenletzter.
"Meine Defensivtaktik fruchtet"
Nach der Pleite im Nordderby gegen Werder Bremen (0:2) zeigte sich der falsche Oenning dennoch zufrieden. "Nur zwei Gegentore. Meine Defensivtaktik fruchtet und wird verinnerlicht. Ende Februar sollte der erste Punktgewinn durchaus realistisch sein", war sein ironischer Kommentar.
Ein Dreier am kommenden Samstag gegen Borussia Mönchengladbach sei aber noch nicht realistisch. "Wir werden jetzt nicht in Panik geraten und mit einem Sieg gegen Gladbach rechnen, wir gehen den Weg der kleinen Schritte." Auch für die 0:5-Niederlage gegen Bayern München hatte Oennings imaginärer Doppelgänger eine besondere Erklärung: "Wir sind heute ein Stück weit fahrlässig mit unseren Chancen umgegangen, an einem anderen Tag gewinnt man hier auch mal 6:5."
Im Übrigen findet der falsche Oenning ohnehin: "Ich denke, man sollte einfach mal aufhören, die Arbeit eines Trainers auf den sportlichen Erfolg zu reduzieren."
Quelle: ntv.de, dpa/sid