Fußball

Alkmaars Torhüter tritt zurück Hooligan-Angriff schockt Holland

Ein Fan von Ajax Amsterdam greift den Fußballtorwart des AZ Alkmaar an. Der wehrt sich, bringt den Angreifer zu Fall, tritt zweimal auf den am Boden liegenden Mann ein – und sieht dafür die Rote Karte. Es folgt eine Straßenschlacht. Nun sind sie in den Niederlanden entsetzt und diskutieren.

Er zögert nicht: Esteban Alvarado Brown bringt den Angreifer zu Fall.

Er zögert nicht: Esteban Alvarado Brown bringt den Angreifer zu Fall.

(Foto: AP)

Als Esteban Alvarado Brown den Hooligan von Ajax Amsterdam auf sich zustürmen sah, zögerte er nicht eine Sekunde. Der Torhüter des niederländischen Fußball-Erstligisten AZ Alkmaar brachte den Angreifer mit einem Kung-Fu-Tritt zu Fall und trat danach noch zweimal mit voller Wucht auf den 19 Jahre alten Täter ein. Was folgte, waren Tumulte, eine Rote Karte gegen den Nationalkeeper von Costa Rica, der Abbruch des Spiels von der Alkmaarer bei Ajax, schwere Ausschreitungen vor dem Stadion und lähmendes Entsetzen.

"Was für ein Wahnsinn", sagte Ajax' Sportdirektor Danny Blind, der auch weitere Folgen für den ohnehin schon von Skandalen geschüttelten Rekordmeister fürchtet: "Das ist ein Drama und ein historischer Tiefpunkt." Begonnen hatte alles in der 36. Minute des Pokalspiels am Mittwoch. Der 19-Jährige war aus dem Ajax-Block geklettert und hatte den tiefen Graben um das Spielfeld über einen für Rollstuhlfahrer vorgesehenen Steg überwunden. Nachdem Alkmaars Torhüter, der sich nur Esteban nennt, den Angreifer niedergestreckt hatte, mussten ihn Mitspieler und Betreuer von weiteren Tritten gegen den Hooligan abhalten. Als ihm dann noch Schiedsrichter Bas Nijhuis die Rote Karte zeigte, rastete Esteban völlig aus und musste mit vereinten Kräften daran gehindert werden, auch über den Referee herzufallen.

Polizei setzt Wasserwerfer ein

Alkmaars Trainer Gertjan Verbeek hatte zu diesem Zeitpunkt genug gesehen. Er beorderte seine Spieler in die Kabine, die Gäste weigerten sich anschließend, die Begegnung fortzusetzen. Der Schiedsrichter brach das Spiel daraufhin ab, die Hooligans allerdings machten vor dem Stadion weiter. Bei einer Straßenschlacht setzte die Polizei Wasserwerfer ein und nahm 26 Ajax-Randalierer fest, die die Beamten unter anderem mit Feuerwerkskörpern angegriffen hatten. Der niederländische Verband KNVB zeigte mittlerweile einsichtig und erklärte den Platzverweis für ungültig. Dem Keeper sei "hinterrücks überfallen worden und konnte den Angreifer nicht sehen".

Die Polizei vernahm Estebans Angreifer noch in der Nacht. Der alkoholisierte Hooligan soll als Grund für seine Tat angegeben haben, den Torwart nicht ausstehen zu können. Esteban erstattete Anzeige, muss aber nach Informationen der niederländischen Nachrichtenagentur ANP wegen seiner Fußtritte selbst mit einer Befragung durch die Polizei rechnen. "Ich hoffe auf Gnade bei der Bestrafung von Esteban. AZ ist Opfer der Situation geworden", sagte Alkmaars Klubchef Ton Gerbrands. Er hob hervor, nach der nun anstehenden Verhandlung des Disziplinargerichts des Verbandes KNVB nicht jede Strafe akzeptieren zu wollen: "Auch nicht, dass wir bei der Fortsetzung eines Spieles mit nur zehn Mann weiterspielen."

Dann tritt der Torwart auf den Mann ein.

Dann tritt der Torwart auf den Mann ein.

(Foto: dpa)

Schiedsrichter Nijhuis verteidigte den Platzverwies für Esteban mit Hinweis auf Regel 12 der Fifa-Statuten nachdrücklich - und mit Recht. "Ich musste Rot geben, auch wenn es Selbstverteidigung war." Die Spielergewerkschaft VVCS forderte den KNVB dennoch auf, von einer Sperre gegen den 22-jährigen Esteban abzusehen. Auch Ajax-Trainer Frank de Boer zeigte Verständnis für den Torwart: "Ich weiß nicht, was ich getan hätte, jeder reagiert anders. Vielleicht hätte ich da Gleiche getan. Das weiß ich nicht. Aber das sind Emotionen. Das verstehe ich gut." Der Torwart flog in seine Heimat Costa Rica. Zu dem Vorfall äußerte er sich ebenso wenig wie seine Teamkollegen oder Trainer Verbeek. "Die Spieler und der Trainerstab sind schockiert von den Ereignissen. Sie können dazu keine Stellung nehmen", sagte Alkmaars Klubchef Gerbrands, der mit seinen Vorstandskollegen in einer Krisensitzung die Vorfälle noch einmal besprechen will. Derweil distanzierte sich die Fan-Klub-Vereiningung von Ajax von dem Vorfall, der die Krise beim Traditionsklub noch einmal verschärfte.

Louis van Gaal wird langsam ungeduldig

Schon vor dem Spiel hatte Louis van Gaal verdeutlicht, dass seine Freude auf die Übernahme des Direktorenpostens bei Ajax nicht groß ist. Er habe noch ein wenig Geduld, sagte der ehemalige Trainer des FC Bayern München dem Fernsehsender NOS, deutete aber an, dass sich diese in Grenzen halte. "Seit ich die Ernennung akzeptiert habe, ist der Sturm der Angebote von anderen Klubs abgeebbt. Es kommt eine Zeit, dass ich den Stecker herausziehen muss. Aber wenn ich das tue, dann ziehe ich ihn auch für ten Have."

Henk ten Have ist einer der vier Aufsichtsräte, die van Gaal ohne Wissen ihres Gremiumskollegen Johan Cruyff eingestellt hatten. Nachdem Klub-Ikone Cruyff gegen die Verpflichtung eine einstweilige Verfügung eingereicht hatte, wird die Personalie zur Hängepartie. Van Gaal muss noch mindestens bis zur Berufungsverhandlung am 18. Januar warten, ehe er weiß, ob seine Verpflichtung rechtskräftig wird.

Quelle: ntv.de, Christiana Mansfeld und Jörg Mebus, sid

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