Redelings Nachspielzeit

"Ich bin kein Engel!" Als Effenberg im Trainingslager mit der Luftpistole herumballerte

Stefan Effenberg und Jörg Neun teilten sich ein Zimmer. Nicht immer ging es so ruhig zu.

Stefan Effenberg und Jörg Neun teilten sich ein Zimmer. Nicht immer ging es so ruhig zu.

(Foto: imago/Horstmüller)

Trainingslager und Stefan Effenberg waren nicht immer eine ganz so glückliche Angelegenheit. Als junger Fußballer sorgt er mit einem Kumpel für manch kuriose Geschichte und auch als Manager und Trainer läuft - vorsichtig ausgedrückt - selten alles glatt.

"Natürlich war das ein bisschen gestört, als ich mit 19 in einem Hotelzimmer mit einem Luftgewehr alle Lampen zerballert habe", sagte Stefan Effenberg im Jahr 2003 anlässlich der Präsentation seiner Autobiografie "Ich hab's allen gezeigt" - und spielte damit auf eine Trainingslager-Geschichte an, die er einst gemeinsam mit seinem alten Kumpel aus Gladbacher Tagen, Jörg Neun, in Stuttgart-Degerloch erlebt hatte. Damals war den beiden jungen Nachwuchsspielern so "todlangweilig" gewesen, dass sie gemeinsam überlegten, wie sie sich denn bloß die Zeit vertreiben konnten. Und wie es der Zufall so wollte, hatten die beiden Profis eine Luftpistole dabei: "Die hatten wir uns gekauft, um Silvester Raketen abzuschießen."

Schnell war bei Stefan Effenberg die Idee geboren, eine Lampe "mit einem Schuss auszupusten". Doch sein Freund und Zimmernachbar Jörg Neun glaubte nicht recht an die Treffsicherheit seines Kollegen und stachelte ihn damit nur noch mehr an: "So wie du die Knarre hältst, triffst du nicht einmal ein Wildschwein, das drei Meter vor dir steht." Sekunden später zersprang die erste Lampe in "tausend Stücke" - und nun entbrannte ein echter Wettstreit zwischen den beiden, wer denn nun der bessere Schütze im Zimmer wäre. Der Contest endete erst, als alle Lampen im Raum "weggeputzt" worden waren und Stefan Effenberg sich als Sieger fühlen durfte, wie er in seinem Buch stolz preisgab: "Ich erwies mich als besserer Schütze. Ich hatte gewonnen."

Jeep des Masseurs zerlegt

Natürlich blieb der Luftpistolen-Wettkampf nicht ohne Konsequenzen, denn anschließend stellte nicht nur das Hotel eine "gepfefferte Rechnung" - sondern auch Coach Wolf Werner verstand keinen Spaß, als er den beiden jungen Nachwuchsprofis für ihre Trainingslager-Einlage eine Geldstrafe von 5000 Mark aufbrummte. Es sollte allerdings nicht die einzige Summe bleiben, die die beiden Kumpel für eine Langweile vertreibende Aktion nachträglich zahlen mussten. Denn schon einige Monate zuvor hatten Effenberg und Neun den Jeep ihres Masseurs Charly Stock bei einer nächtlichen Spritztour zerlegt.

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Zwar hatten sich die beiden die Erlaubnis des Masseurs eingeholt - er hatte ihnen bereitwillig den Schlüssel übergeben -, mit dem Auto eine Runde zu drehen, doch eine rasende Fahrt über die Autobahn reichten den Jungstars nicht. Denn schnell war ihnen natürlich wieder einmal "langweilig" geworden. Und so entwickelten sie die "Superidee" in einen Wald zu fahren. Das aber ging gehörig schief, wie Stefan Effenberg in seiner Autobiografie freimütig erzählte: "Doch schon nach fünf Metern ging nichts mehr. Der Jeep rutschte noch ein Stück zurück, dass ich schon Angst bekam, er würde umkippen, dann hingen wir fest." Mit Mühe und Not retten sich die beiden schließlich aus dem Wagen und stellten zu ihrer eigenen Überraschung fest, dass sie mitten auf einer Müllkippe standen.

Der Slapstick-Charakter der ganzen Aktion wurde anschließend noch davon überhöht, dass der Jeep eigentlich dem früheren Gladbach-Trainer und damaligen Coach des FC Bayern München, Jupp Heynckes, gehörte. Und dieser war nun noch in der Nacht von der Polizei aus dem Bett geklingelt worden, weil sein Auto von einem Spaziergänger im Wald entdeckt worden war. Die Geldstrafe im Nachgang für die beiden Spaßvögel war dann auch nur noch die Sahne auf die bittersüße Torte, die Stefan Effenberg und Jörg Neun auslöffeln mussten. Denn zusätzlich wurden beide für zwei Spiele suspendiert.

"Penis-Gate" in Paderborn

Viele Jahre später sollte Stefan Effenberg wieder einmal in einem Trainingslager sein - nun allerdings als Coach des Zweitligisten SC Paderborn 07. Doch irgendwie scheinen die außerstädtischen Aufenthalte von Effenberg mit seinen Klubs kein Glück zu bringen. Denn während des Trainingslagers im türkischen Belek sorgte Effenbergs Spieler Nick Proschwitz für den sogenannten "Penis-Gate". Damals hatten Teile der Mannschaft "am letzten Abend des Trainingslagers noch ein paar Gläschen getrunken", so Proschwitz, und anschließend hatte sich der Paderborner Profi am Tisch bei einer "Art Jungenstreich" vor seinen Mitspielern "entblößt". Das Problem war nur: In der Runde saß auch eine Frau von der Agentur, die das Trainingslager organisiert hatte. Die Schlagzeilen der mitgereisten Journalisten am nächsten Tag kann man sich vorstellen.

Da es zuvor schon zu der "einen oder anderen Partynacht im Mannschaftshotel" gekommen sein soll, wie die "Bild" damals schrieb, rückte natürlich auch der Trainer des Klubs, Stefan Effenberg, in den Fokus der Kritik. Doch nach einem "XXL-Penis-Gipfel" verkündete der Verein, dass es mit dem prominenten Coach auch nach der Affäre weitgehen würde. Allerdings blieb Effenberg anschließend nur noch für rund drei Monate im schönen Ostwestfalen. Dann war sein Abenteuer als Trainer des SC Paderborn schon wieder vorbei.

Hotel mit Golfplatz, aber ohne Fußballplatz ausgesucht

"Ich bin kein Engel. Alkohol, Drogen, Sex, Millionengehälter - ich lasse in dem Buch nichts aus", hatte Stefan Effenberg damals im Jahr 2003 bei der Präsentation seiner Autobiografie verkündet. Und tatsächlich kann man ohne Zweifel sagen, dass der gebürtige Hamburger in seiner Karriere als Spieler und Trainer manch wilde und kuriose Geschichte erlebt hat. Als er nun im Oktober 2019 als Manager zum damaligen Drittligisten KFC Uerdingen 05 kam, sollte eine weitere amüsante Anekdote hinzukommen. Denn als das Team im Winter ins Trainingslager nach Italien reiste, hielt es die Mannschaft genau zwei Tage dort aus. Das Problem war: An das Hotel war ein wunderschönes Golfresort angeschlossen, mit einem herrlichen satten Grün, doch was fehlte, war ein Fußballplatz.

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Verständlich, dass die anschließenden Schlagzeilen ("Effenberg: Suchte er ein Golf-Hotel ohne Fußballplatz aus?") und der Spott in den sozialen Medien nicht lange auf sich warten ließen ("Effenberg versagt als Travel Manager"). Auch der anschließende Versuch einer Erklärung - der eigentlich vorgesehen Trainingsplatz sei nur sechs Kilometer entfernt, aber aufgrund der schwierigen Witterung in einem schlechten Zustand gewesen - sollte nicht für die erhoffte Entlastung sorgen. Denn nach dem "Flop" in der Toskana ging es anschließend ins nur wenige Kilometer von Krefeld entfernte niederländische Venlo. Nicht gerade ein Wunschort für Fußballeinheiten im Winter. Und so hatte wieder einmal ein Trainingslager für eine heitere Geschichte in der Karriere des Stefan Effenberg gesorgt.

Quelle: ntv.de

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