Redelings Nachspielzeit

"Kein drittes Mal versucht!"Als Günter Netzer bei einem Weltstar den Nikolaus spielte

06.12.2025, 08:59 Uhr Ben-RedelingsVon Ben Redelings
ISPO-Internationale-Sportartikelmesse-in-Muenchen-Guenter-Netzer-li
Der Nikolaus und die Breitner-Jungs. (Foto: imago/WEREK)

Der heilige Schutzpatron Nikolaus hat auch im Fußball immer wieder Einzug gehalten und für manch unterhaltsame Geschichte und viele unvergessliche Sprüche gesorgt. Günter Netzer spielte gerne den Nikolaus, bis er enttarnt wurde und Jürgen Klopp half das Kostüm des bärtigen Mannes sogar in einer ganz speziellen Situation.

"Wir hatten unvergessliche Jahre zusammen in Madrid", hat Paul Breitner einmal über die Zeit zusammen mit seinem Freund Günter Netzer bei den Königlichen erzählt. Von 1974 bis 1976 spielten die beiden Weltmeister zusammen bei Real Madrid und genossen gemeinsam ihr Leben unter der spanischen Sonne. Und das sogar viel enger miteinander, als man denken könnte. Denn Netzer lebte eine Zeitlang bei den Breitners zu Hause.

"Unsere beiden Hunde, unser Boxer und Günters Basset, verstanden sich auch prima. Das war seine Aufgabe im Haushalt: Mit den Hunden Gassi zu gehen", hat Paul Breitner einmal über diese besondere Zeit erzählt und auch verraten, dass seine beiden Töchter Günter Netzer geliebt hätten. Doch bei einer Sache wurden sie misstrauisch, wie Breitner sich erinnert: "Günter hat zweimal den Nikolaus bei uns gemacht! Wir haben es kein drittes Mal versucht, weil eine unserer Töchter gesagt hat: ›Du Günter, schon komisch, der Nikolaus hat genauso ›Tichtuch‹ gesagt wie du!‹"

Zum Autor

"Heute ist der Nikolaus mit mir"

Für den ehemaligen Meisterspieler von Borussia Mönchengladbach hatte das Zelebrieren des Nikolausfestes durchaus Tradition. Damals überraschte am Bökelberg so manches Mal ein heimischer Bäckermeister die Spieler der Fohlenelf mit ganz speziellen Weckmännern. Auf jedem einzelnen hatte der Bäcker die Namen und Trikotnummern der Gladbacher Profis mit Zuckerguss aufgetragen. Und so verspeisten die Männer um Trainer Hennes Weisweiler nach siegreichen Spielen das Nikolausgebäck genüsslich vor den Augen der begeisterten Fotografen.

Der Nikolaus spielte aber auch woanders in der Bundesliga immer wieder gerne mit. So auch in der Saison 1986/87, als am Nikolaustag beim BVB plötzlich alles etwas anders war. Bei der Partie zwischen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt merkte Heimkeeper Teddy de Beer schon nach wenigen Minuten, dass etwas besonders war: "Als der Smolarek auf mich zulief und zum zweiten Mal nach Holger Friz gegen den Pfosten setzte, da wusste ich: Heute ist der Nikolaus mit dir, heute kannst du nicht mehr geschlagen werden, heute können wir nicht verlieren. Jetzt nicht mehr!" Und so kam es damals auch: Durch ein Tor von Erdal Keser gewann die Borussia mit 1:0.

Anzeige
Ein Tor würde dem Spiel guttun: Das ultimative Buch der Fussball-Wahrheiten
13
16,90 €

Und auch ein anderer Dortmunder bemühte den heiligen Schutzpatron in der Saison 1995/96. Im Rückblick erinnert sich Michael Zorc an die Zeit nach einer schmerzhaften 5:0-Niederlage am 31. Spieltag in Karlsruhe: "Zur Strafe habe ich mich nicht mehr rasiert, sechs oder sieben Wochen lang. Ich sah aus wie der Nikolaus. Aber das Gute: Mit Bart habe ich in jedem Spiel getroffen, Woche für Woche. Ich wollte den Bart nie wieder abnehmen, aber meine Frau war dagegen."

Ende November 2018 schimpfte der damalige Hertha-Trainer Pal Dardai: "Die ersten zwei Tore waren vorgezogene Nikolausgeschenke." Ins gleiche Horn bliesen im Dezember 2015 die Fans des VfB-Stuttgart, als sie auf einem Banner einen Spruch an ihre Mannschaft präsentierten: "Ihr seid nicht der Nikolaus - hört auf, Geschenke zu verteilen." Und auch Bayern-Manager Uli Hoeneß bemühte im Jahr 2006 den bärtigen Mann, als er nach einem glücklichen Unentschieden gegen Schalke mit der passenden Zornesröte im Gesicht meinte: "Der Nikolaus war noch nie ein Osterhase. Am Ende wird der FC Bayern vorne stehen - wie immer."

Herrlich ist auch die Geschichte von Jürgen Klopp. Da das bekannte Trainergesicht natürlich überall in Deutschland erkannt wird, der Erfolgscoach aber dennoch unter die Leute gehen wollte, ließ er sich zusammen mit seinen Freunden etwas ganz Spezielles einfallen, so Klopp: "In Extremsituationen muss man ideenreich sein. Den Junggesellenabschied eines Kumpels haben wir im Nikolaus-Kostüm gefeiert. Voll maskiert."

"Schluß, aus, Nikolaus"

Und was Klopp kann, kann Reiner Calmund natürlich schon lange. Der langjährige, beliebte Manager von Bayer Leverkusen ließ sich allerdings in Saarbrücken bei der Schneiderin Anja Heib ein Nikolaus-Kostüm aus einem anderen Grund nähen. Er wollte anderen eine Freude machen und bei Wohltätigkeitsveranstaltungen Geschenke verteilen, so Calli: "Ich finde, dass Leute wie ich, die auf der Sonnenseite des Lebens stehen, sich für Kinder und Menschen engagieren sollten, die nicht so viel Glück haben." Und da Calmund so stets im Thema ist, ließ er den Schutzpatron auch schon einmal mitten im Sommer in einer Saison-Prognose fallen: "Bayer geht als Mitfavorit in die Meisterschaft, aber Bayern München ist immer noch das Maß aller Dinge. Schluss, Aus, Nikolaus."

Eine sehr spezielle Begegnung mit einem Nikolaus hatte im Winter 1999 der alternde Star des FC Middlesbrough, Paul Gascoigne - denn der Nikolaus lief ihm mitten auf dem Platz über den Weg. Doch er hatte Glück. Denn anders als in den allermeisten Fällen war dieser Flitzer weiblich und, wie Paul Gascoigne nach der überraschenden Nikolaus-Erscheinung grinsend der Presse erzählte, durchaus attraktiv. Da strahlten Flitzer und Star gleichermaßen um die Wette und auch der Ordnungsdienst wurde plötzlich von einem kollektiven Wadenkrampf geplagt und ließ den Nikolaus entspannt seine Runden drehen. Geschenke verteilt haben soll die Dame im Kostüm allerdings nicht.

Quelle: ntv.de