
Mario Götze küsst den WM-Pokal.
(Foto: picture alliance / Laci Perenyi)
Der Gewinn der Fußball-WM 2014 war vollkommen verdient - und ist auf ewige Zeiten mit einem Namen verbunden: Mario Götze. Der Schütze des einzigen Tores im Finale gegen Argentinien wurde über Nacht weltberühmt und ein Held für die Geschichtsbücher - mit all seinen Tücken und Schwierigkeiten.
"Es ist einfach schön, dass im Fußball die beste Mannschaft gewinnt!" Thomas Müller hatte sich nach dem Finale der Weltmeisterschaft 2014 als erster wieder gefasst - und präsentierte mit seinem typischen schelmischen Grinsen das einzig wahre Fazit dieses aus deutscher Sicht so fabelhaften Turniers. Deutschland war Weltmeister geworden in Brasilien - und das tatsächlich völlig zurecht und verdient!
Und auch die Weltpresse war endlich einmal in ihrem Lob vereint und so schrieb stellvertretend die niederländische NRC am Tag nach dem Endspiel: "Das war die beste Weltmeisterschaft aller Zeiten! Weltmeister und zurecht: Natürlich die Deutschen. Welche Mannschaft hätte den Titel bei dieser Fußball-WM mehr verdient? Sie waren gestern in Rio de Janeiro längst nicht so voller Swing wie im Halbfinale. Aber eine WM ist mehr als ein Endspiel. Auf der ganzen Linie war Deutschland bei dieser Weltmeisterschaft die beste Mannschaft. Kreativ, angreifend, mutig. Aus Betonfußball wurde 'Das schöne Spiel'."
"Mario musste durch ein Stahlbad"
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Kapitän Philipp Lahm konnte kurz nach dem Titelgewinn sein Glück immer noch nicht ganz fassen, als er strahlend meinte: "Es ist alles einfach wie ein Traum. Und dieser Traum ist für uns während des Turniers immer mehr zum Ziel geworden. Dass am Ende der WM-Titel dabei herausspringt, hat sich die Mannschaft einfach verdient." Und auch mit dieser Aussage traf der verdienstvolle Kapitän, der nach der erfolgreichen Weltmeisterschaft seinen Rücktritt erklärte, voll ins Schwarze - wenn man dem Kommentar der ebenfalls sonst gerne so kritischen niederländischen Presse ("De Telegraaf") folgte: "Es passiert nicht oft, dass der Rest der Welt in einem Finale Fan von Deutschland ist. Aber durch die Vision und die vielen Tore in dem Turnier stieg allmählich die Sympathie für die Nachbarn im Osten. Deutschland produzierte mehr als doppelt so viele Tore wie Messi und Co."
Und genau dieser Lionel Messi war natürlich die zentrale Figur beim Gegner im Finale. Denn die Argentinier hatten ihr komplettes Spiel auf ihren Superstar ausgerichtet. Dass am Ende nicht Lionel Messi das Spiel entschied - sondern ein bis dahin eher unbekannterer Deutsche, sollte am Tag nach dem Finale vor allem die zuvor im Halbfinale so gedemütigten Brasilianer (7:1 für die DFB-Elf) freuen, wie die "O Dia" schrieb: "Der Vierfach-Weltmeister Deutschland hat den Schmerz der Brasilianer gelindert, die dafür ewig dankbar sein werden. Zum Schluss wenigstens ein Trost. Die Wunde bleibt weiter offen, aber jetzt tut das Herz jeden Brasilianers etwas weniger weh. Denn Argentinien wurde nicht Weltmeister im Maracanã und Messi wie auch Maradona bleiben Lichtjahre entfernt von Pelé - 1000 Tore nur er."
Der Held des Endspiels, der Fußballwelt und insbesondere aller Deutschen sollte jemand anderes werden: Mario Götze. Der damalige Spieler des Rekordmeisters hatte keine ganz so leichte Saison in München hinter sich gebracht und deshalb meinte Matthias Sammer nach dem Tor von Götze in der 113. Minute des WM-Finals anerkennend: "Mario musste durch ein Stahlbad - beim FC Bayern und bei der WM. Aber er hat nie aufgegeben. Solch eine Geschichte können nur Siegertypen schreiben!"
Ein Tor für die nächsten 100 Jahre
Und tatsächlich war die Story dieses Tages bekanntermaßen äußerst speziell, denn Bundestrainer Joachim Löw gab Götze bei seiner Einwechslung mit auf den Weg: "Zeig der ganzen Welt, dass du besser bist als Messi!" Später hat Löw diesen Spruch immer wieder einmal bereut, denn der Vergleich mit dem großen Superstar machte die weiteren Karriereschritte von Mario Götze nicht eben einfacher, aber dennoch ist dieser Satz mittlerweile eine Legende. Und auch der Torschütze des einzigen und entscheidenden Treffers im Finale der WM 2014 haderte länger mit Löws legendärem Spruch, doch mit der Zeit lernte auch Mario Götze immer mehr mit diesem besonderen Glücksmoment umzugehen. So meinte das "Wunderkind" (Löw) einmal stolz: "Mein Tor schaut man noch in 100 Jahren."
Genau so ist es. Denn ein WM-Finale sehen Milliarden Menschen auf der ganzen Welt. Über Nacht ist Mario Götze damals mit seinem Treffer ein Superstar geworden - ob er wollte oder nicht. Die spanische "El País" schrieb nach dem Finale: "Mario Götze ist der deutsche Andrés Iniesta. Er verbreitet das gleiche engelhafte Flair wie der Schütze des spanischen Siegtors im Finale 2010." Dass anschließend die Karriere des "Engels" Götze nicht weiter kometenhaft in die Höhe schoss, hatte vermutlich auch mit dem Alter des Finaltorschützen zu tun. 22 Jahre war Götze im Sommer 2014 erst jung. Und so musste er sich bei dem Gedanken, was er bis zu diesem Zeitpunkt bereits alles erreicht hatte, erst einmal selbst zwicken und sich sagen: "Das ist alles nicht ohne Grund passiert!" Nein, auf gar keinen Fall.
Und den WM-Titel und die Dankbarkeit aller Deutschen kann Mario Götze eh niemand mehr nehmen.
Quelle: ntv.de