Redelings Nachspielzeit

Lustige "Pfeifen"-Anekdoten Wie der BVB den Schiri einst eiskalt bestrafte

Eschweiler machte eine eiskalte Erfahrung beim BVB

Eschweiler machte eine eiskalte Erfahrung beim BVB

(Foto: imago sportfotodienst)

Seit den Querelen rund um das Topspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München kocht das Thema Schiedsrichter, mit den Akteuren Felix Zwayer und Jude Bellingham hoch. Ein guter Zeitpunkt, vor dem nächsten Bundesliga-Spieltag ein wenig für Entspannung zu sorgen.

Walter Eschweiler ist ein absolutes Original der Fußball-Schiri-Garde der 70er- und 80er-Jahre. Viele kennen ihn noch, weil er bei WM 1982, wie er selber sagte, von einem "peruanischen Orang-Utan" umgerannt wurde, eine Rolle rückwärts gemacht hat und dann erst einmal kurzzeitig ohnmächtig liegen geblieben ist. Aber vor allem kennt man ihn auch heute noch, weil er sich auf dem Platz unheimlich gerne unterhalten hat. Da kamen früher starke Gespräche während der 90 Minuten zustande.

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Auch der folgende legendäre Satz fiel Mitte der 70er-Jahre bei einem Bundesliga-Spiel. Damals unterhielt sich Eschweiler während der laufenden Erstligapartie angeregt mit Rot-Weiss Essen Legende Willi "Ente" Lippens. Und als die beiden gerade so schön nebeneinander herliefen, rief Eschweiler irgendwann zu Willi Lippens den denkwürdigen Satz herüber: "Wilhelm, ich glaub', deine Frau betrügt uns!" Den muss man erst einmal sacken lassen.

Irgendwie kann man sich bei solchen Geschichten des Eindrucks nicht erwehren, dass früher manche Dinge auf eine gewisse Art und Weise entspannter und menschlicher gelöst wurden. Auch Kult-Schiri Wolf-Dieter Ahlenfelder hätte am vergangenen Wochenende wohl darauf verzichten können, BVB-Trainer Marco Rose des Feldes zu verweisen - so wie es Felix Zwayer mit großer Geste tat. Manchmal sorgen bestimmte Worte zur rechten Zeit eben nicht nur für einen Schmunzler, sondern helfen auch dabei Situationen zu entschärfen. Ahlenfelder in seiner Erinnerung an hitzige Bundesliga-Momente: "Ich habe dem Otto Rehhagel früher gesagt, wenn du nicht sitzen bleibst, kriegste Pattex unter den Hintern." Es soll tatsächlich geholfen haben - berichten Zeitzeugen.

Ein kleiner Kurzschwanzflugsaurier

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Ohnehin hat man seit vielen Jahren den Eindruck, dass auf dem Platz einfach zu wenig zwischen den Schiedsrichtern und den Spielern sowie Offiziellen kommuniziert wird. Dabei sind sie ja eigentlich alle Teilnehmer desselben Spiels - und sollten im Idealfall gegenseitig ein wenig auf sich aufpassen. So wie in diesem schönen Beispiel aus der Premier League. Als damals der schottische Wüterich Graeme Souness nach einer Herz-OP 90 Minuten an der Seitenlinie tobte, erzählte der Schiedsrichter der Partie, Keith Hackett, hinterher über den sehr engagierten Trainer: "Er war richtig wütend wegen eines Zweikampfs zwischen Dennis Wise und Nigel Clough. Ich musste ihm sagen: 'Beruhig dich bitte, du hast gerade erst eine dreifache Bypass-Operation am offenen Herzen hinter dir.'" Das kam bei Souness gut an - und so berichtete er hinterher kleinlaut: "Ich war so aufgeregt, dass ich mir überhaupt nicht mehr sicher war, ob meine Pillen überhaupt noch richtig funktionieren."

Aber natürlich sind in der Hitze des Gefechts hier und da gewisse Emotionalitäten und der eine oder andere Wutausbruch auch normal. Blöd ist es dann nur, wenn man sich besonders schlau dabei anstellen möchte - und das Ding am Ende dann doch nach hinten losgeht, so wie im Fall des Everton-Trainers Joe Royle. Der hatte sich, um eine offensichtliche Beleidigung zu umgehen, etwas Besonderes ausgedacht und den Schiedsrichter David Elleray kurzerhand einfach einen Pterodactylus genannt. Und dann hatte er sich, in Sicherheit wiegend, über Royle eins ins Fäustchen gelacht. Dumm war bei der ganzen Geschichte nur: Elleray war von Beruf Hausmeister einer Schule. Und für den Biologie-Unterricht ließ er jeden zweiten Tag das Schaubild mit den Sauriern herunter. Daher wusste er genau, wie Royle versucht hatte, ihn zu beleidigen: als kleinen Kurzschwanzflugsaurier. Das Ding ging natürlich tüchtig nach hinten los!

Ein öffentlichkeitswirksamer Protest

Zum Autor
  • Ben Redelings ist ein Bestseller-Autor und Komödiant aus dem Ruhrgebiet.
  • Sein aktuelles Buch "60 Jahre Bundesliga. Das Jubiläumsalbum" ist ein moderner Klassiker aus dem Verlag "Die Werkstatt"

  • Mit seinen Fußballprogrammen ist er deutschlandweit unterwegs. Infos & Termine auf www.scudetto.de.

Aber im Grunde war die Idee ja nicht schlecht - und durchaus kreativ. So wie einst die Kritik des unterklassigen spanischen Tabellenletzten CD La Redondela. Seit Wochen hatte man sich schon über die miserablen Schiedsrichterleistungen geärgert, doch niemand nahm den Protest des Klubs ernst. Nicht einmal die Presse wollte berichten. Und so entschloss man sich zu einer äußerst ungewöhnlichen Aktion. Vor dem Spiel gegen Olont CF sammelte der komplette Verein Kleingeld. Genauer gesagt: Ein-Cent-Münzen. Und tatsächlich schaffte man es, die Gage für den Schiedsrichter Alvaro Moguera Coronda auf die kleinste mögliche Art zusammenzukratzen: 100 Euro in 10.000 Ein-Cent-Münzen. Zwar weigerte sich der Schiri, die 23 Kilogramm schwere Münzsammlung anzunehmen - doch der Protest wurde nun landesweit publik. Simpel wie genial!

Ganz genauso wie die subtil geäußerte Kritik damals in der Spielzeit 1982/83 an Schiri-Original Walter Eschweiler. Der Rheinländer hatte sich damals bei der Partie des VfL Bochum in Dortmund nicht nur Freunde gemacht. Und einen hatte er besonders verärgert: Gustav Sträter, den Stadionverwalter der Borussia. Als Eschweiler schließlich nach der Begegnung unter der Dusche stand, rächte sich der BVB-Fan auf seine Weise: Er stellte die Warmwasserzufuhr komplett aus. Eschweiler fluchte lautstark, Sträter freute sich diebisch, drehte wieder auf warm - und hatte sich einen neuen Freund gemacht. BVB-Trainer Karl-Heinz Feldkamp war begeistert: "Wenn der Sträter das mit allen Schiedsrichtern so macht, die hier schlecht pfeifen, dann lasse ich mir das gefallen!" Und schon beim nächsten Mal konnten alle herzhaft und gemeinsam über diesen kleinen Streich lachen.

Quelle: ntv.de

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