WM ohne Top-Torjäger? Nicht nur Kolumbien bangt um Falcao
21.05.2014, 09:59 Uhr
Gegenentwurf zum bisweilen langweilig-perfekten Systemfußballer: Radamel Falcao García Zárate.
(Foto: imago sportfotodienst)
Messi oder Ronaldo? Große Namen, tolle Spieler - zugegeben. Doch es gibt noch mindestens einen anderen, der das Zeug zum absoluten Superstar dieser Fußball-WM hat: Kolumbiens Radamel Falcao. Doch der Angreifer muss um seine Teilnahme zittern.
Es ist der 22. Januar 2014. Der Kolumbianer Radamel Falcao García Zárate trifft im Dienst des A S Monaco im französischen Pokalwettbewerb auf den Provinzklub Monts d'Or Azergues. Und ein Gegenspieler sein linkes Knie. Diagnose: Kreuzbandriss. Seitdem läuft ein unbarmherziger Countdown für einen der besten Stürmer der Welt - seitdem zittert ein ganzes Land um die Teilnahme des begnadeten Stürmers bei der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien. Doch man muss kein Kolumbianer sein, um auf Falcaos rechtzeitige Genesung zu hoffen.
Dabei hat es der 28-Jährige in der Wahrnehmung vieler Experten noch nicht einmal in den Olymp der Fußballgötter geschafft. Zu Unrecht, denn es gibt kaum einen kompletteren und erfolgreicheren Angreifer als ihn. Falcao ist extrem treffsicher, körperlich robust und technisch perfekt. Er ist Torjäger, Mannschaftsspieler und Erfolgsgarant. Falcao ist der Gegenentwurf zum bisweilen langweilig-perfekten Systemfußballer. Er ist wild, ohne dabei aggressiv zu sein. Er hat die Technik und den Willen, aus jeder Lage und jeder Situation ein Tor zu machen. Falcao hat Spielübersicht und Instinkt. Er ist Fußballanarchist und trotzdem in jedes erdenkliche Spielsystem integrierbar. Falcao ist der perfekte Fußballer.
Wieso es der in dem kolumbianischen Karibikstädtchen Santa Marta geborenen "El Tigre" noch nicht zum finalen Weltruhm gebracht hat, liegt vor allem an zwei D ingen: seiner aktuellen Verletzung und dem letztjährigen, unglücklichen Wechsel in die bedeutungslose französische Liga zum finanzstarken Aufsteiger AS Monaco. Nicht auszudenken, welche Aufmerksamkeit ihm bei seinem Ex-Klub und frischgebackenen spanischen Meister sowie Champions-League-Finalisten Atlético Madrid zuteil geworden wäre. Eingetauscht hat er diese gegen ein paar schnöde monegassische Euro-Millionen. Über 14 sollen es dem Vernehmen nach jährlich sein.
Pekerman wird die Frist ausreizen
Und dennoch, Falcao war wohl schon vor seiner Verletzung unglücklich im Fürstentum. Zu sehr vermisste er eine wirkliche Fußballatmosphäre, wie er sie bei seinen bisherigen Stationen in Bogota, Buenos Aires, Porto oder eben in Madrid erleben durfte. Eine WM-Teilnahme wäre das perfekte Gegenmittel gegen die Melancholie des Vollblutfußballers.
Falcao selbst lässt die Welt indes medial an seiner Genesung teilhaben. Ob via Twitter oder wie zuletzt in einem TV-Interview, in dem er ein angeblich bereits feststehendes WM-Aus dementierte und seine Hoffnung an einer WM-Teilnahme zum Ausdruck brachte. Tatsächlich hat Kolumbiens argentinischer Nationalcoach José Pekerman bis zum 2. Juni Zeit, um sein endgültiges WM-Aufgebot zu benennen. Es sollte wenig überraschen, wenn er diese Frist bis zur letzten Sekunde ausreizt.
Es macht Hoffnung, dass Falcao zumindest schon wieder am Mannschaftstraining seines Klubs teilnehmen kann. Das dürfte nicht nur Kolumbiens Staatspräsident Santos freuen, der unmittelbar nach der Verletzung der Landesgottheit an dessen Krankenbett geeilt war, sondern auch Fußballliebhaber in aller Welt. Lediglich die Abwehrreihen gegnerischer Mannschaften dürfte es erleichtern, wenn Radamel Falcao García Zárate das anstehende Großereignis in Brasilien verpassen sollte.
Quelle: ntv.de