Fußball-WM 2018

"Auf Leiden einstellen" Deutsche Elf trainiert auf Stufe Gelb

Joachim Löw bastelt wohl noch an den Aufstellungsdetails.

Joachim Löw bastelt wohl noch an den Aufstellungsdetails.

(Foto: REUTERS)

Beim deutschen Team wächst die Anspannung, entsprechend schiebt Bundestrainer Joachim Löw im Training den Intensitätsregler nach oben. "Stufe Gelb mit Schimmer ins Rötliche", vermeldet der DFB. Per Mertesacker verrät, das Team bereite sich auf "Leiden" vor.

Auch ein Wolkenbruch konnte die Portugal-Simulation nicht stoppen. Drei Tage vor dem WM-Ernstfall erhöhte Joachim Löw noch einmal die Intensität auf dem Trainingsplatz - und ließ seine Auswahl sogar länger als die geplanten 90 Minuten schwitzen. "Ich freue mich auch, wenn es losgeht und die Wettkämpfe starten", erklärte ein Bundestrainer in Turnierlaune. Obwohl Löw schon den Großteil seiner Portugal-Elf im Kopf hat, traten in geheimen Trainingsspielen verschiedene Formationen erneut gegeneinander an.

Der DFB berichtete sogar von einer Einheit in der Stufe "Gelb mit einem Schimmer ins Rötliche" - nach einigen Tagen in Santo André im weniger anstrengenden gelben und grünen Bereich. Mit den Farben werden in den Plänen die unterschiedlichen Belastungen gekennzeichnet.

Am Abend zuvor hatte ein Fernsehabend im Campo Bahia dem Fußball-Bundestrainer und seiner Mannschaft gleich vor Augen geführt, wie mühsam der Weg ins Endspiel am 13. Juli in Rio de Janeiro für die Favoriten werden kann. Entspannt verfolgten Manuel Neuer & Co. auf ihren Holzliegen neben dem Pool den glücklichen brasilianischen Sieg zum Weltmeisterschafts-Auftakt. Beim Elfmetergeschenk für Neymar waren im DFB-Quartier "ein paar schmunzelnde Gesichter" zu beobachten, berichtete Erik Durm und gab einen Einblick in die riesengroße WM-Vorfreude des Mitfavoriten: "Wir fiebern darauf hin."

Ronaldo im Fokus

Die Anspannung vor der ersten eigenen Aufgabe am Montag gegen den Weltranglisten-Vierten Portugal wächst von Tag zu Tag. Da kommt eine Ablenkung durch den TV-Konsum anderer WM-Partien gerade recht. "Es ist gut für uns, dass wir die nächsten Tage die nächsten Spiele sehen können. Das sorgt für Unterhaltung bei uns", bemerkte der 54 Jahre alte Löw vor dem 100. WM-Spiel einer DFB-Auswahl.

Natürlich steht die präzise Einstimmung auf Portugal mit Superstar Cristiano Ronaldo weiter im Vordergrund. Einen Tag vor der Abreise nach Salvador simulierte das Team nochmals den Ernstfall für das erste WM-Gruppenmatch in der 48.747 Zuschauer fassenden Arena Fonte Nova: 8 Uhr Wecken, bis 10.30 Uhr Frühstück und dann zur Anstoßzeit um 13 Uhr eine Trainingseinheit. Durch die ergiebigen Regenfälle war die Luftfeuchtigkeit nochmals merklich gestiegen.

Aber es wird noch härter. "Im Spiel müssen wir uns auf Situationen einstellen, in denen wir noch mehr leiden werden, als dies im Training möglich ist", prophezeite Abwehrchef Per Mertesacker. Der Londoner hat zwar nicht mit der Hitze, aber zumindest mit der ungewöhnlichen Anstoßzeit Erfahrung. "Es ist ein Unterschied, ob man spät spielt und schon drei Mahlzeiten zu sich genommen hat oder am Mittag, mit nur einer oder maximal zwei Mahlzeiten. Wenn man das nicht gewohnt ist, ist es nicht einfach, genügend Nährstoffe zu sich zu nehmen. Nicht jeder kann um neun Uhr morgens Nudeln essen", sagte Mertesacker.

Modell "erste 14"

Neu getaktet wurde auch die Anreise. Der große DFB-Tross fliegt bereits zwei Tage vorher per Charter in den Spielort - und nicht erst einen Tag vor der Partie, wie in der Vergangenheit üblich. Erst vor Ort wird der Bundestrainer die letzten Puzzleteile seiner Aufstellung zusammensetzen. Im modifizierten Modell von Löw gibt es keine Stammelf mehr, sondern "eine erste 14". Mit den "Spezialkräften" von der Bank soll in der "zweiten Phase" die Stunde der Ersatzleute schlagen. Das Sondereinsatzkommando um Bastian Schweinsteiger, André Schürrle, Mario Götze und Miroslav Klose wird dann gebracht, wenn der Gegner bei den extremen klimatischen Bedingungen mit zunehmender Spieldauer Schwächen zeigt, Lücken lässt.

Die Startformation aus dem Auftaktmatch indes - das zeigt der Blick zurück auf andere Turniere - muss nicht die WM-Aufstellung für die folgenden Aufgaben sein. "Klar ist, dass wir unter diesen Bedingungen hier den gesamten Kader brauchen, wenn wir Erfolg haben wollen", unterstrich der 29-jährige Mertesacker.

Damit sich der Erfolg im 99. Länderspiel des Abwehrchefs einstellt, müssen vor allem die Kreise von Weltfußballer Ronaldo eingegrenzt werden. Der Champions-League-Sieger von Real Madrid hatte am Donnerstag für Irritationen gesorgt, als er das Training beendete und dabei einen Eisbeutel am Knie trug. Doch wie bei der WM 2006 (3:1), der EM 2008 (3:2) und der EM 2012 (1:0) wird Ronaldo, der noch kein Tor gegen Deutschland erzielte, am Montag in der Startelf erwartet.

Quelle: ntv.de, rpe/dpa

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