Fußball-WM 2018

So läuft das WM-Spiel gegen Ghana Löw und Boateng wollen Blut sehen

Ein bisschen wie im Western: Der Bundestrainer will Blut sehen.

Ein bisschen wie im Western: Der Bundestrainer will Blut sehen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Kevin-Prince Boateng heizt die Stimmung an und spricht von einem Kampf wie im alten Rom. Dabei spielt doch nur Deutschland gegen Ghana bei der Fußball-WM. Aber auch Bundestrainer Joachim Löw mag es martialisch.

Worum geht's?

Ums Achtelfinale. Gewinnt die DFB-Elf heute in Fortaleza vor mutmaßlich 64.846 Zuschauern im Estádio Governador Plácido Castelo gegen Ghana, sieht’s mit den Aussichten auf die K.o.-Runde sehr, sehr gut aus. Muss die DFB-Elf nur noch gewinnen. Sami Khedira hat dafür einen Plan. Und der hört sich eigentlich ganz gut an: "Ich bin ein Freund davon, dass man sein eigenes Spiel durchzieht und nicht zu sehr auf den Gegner schaut." Folgen wir ihm und schauen auf die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Eng wird es für Mats Hummels, was das zweite Spiel bei dieser Weltmeisterschaft in Brasilien betrifft. Der Dortmunder Innenverteidiger hatte sich beim 4:0 im Auftaktspiel gegen Portugal eine Prellung im rechten Oberschenkel zugezogen. Joachim Löw hofft inständig, dass er bis heute 21 Uhr wieder fit ist. "Ich würde ungern jetzt die Abwehr wieder umgestalten", sagte der Bundestrainer. Wenn doch, ginge das aber auch. Dann rückt vermutlich Shkodran Mustafi ins Team, der auch schon gegen Portugal ein paar Minuten spielen durfte. Allerdings auf der rechten Abwehrseite. Das könnte dafür sprechen, dass Jérôme Boateng in die Innenverteidigung rückt.

Wie stehen die Vorzeichen?

Deutschland - Ghana, 21 Uhr

Deutschland: Neuer - Mustafi, Mertesacker, Jérôme Boateng, Höwedes - Kroos, Lahm, Khedira - Özil, Müller, Götze. - Trainer: Löw

Ghana: Kwarasey - Afful, Boye, Mensah, Asamoah - Essien, Muntari - Kevin-Prince Boateng, Ayew, Atsu - Gyan. - Trainer: Appiah

Schiedsrichter: Ricci (Brasilien)

Gar keine Lust hatte der Bundestrainer über die mittlerweile ja auch arg strapazierte Tatsache zu sprechen, dass die Halbbrüder Jérôme und Kevin-Prince Boateng beide in Berlin aufgewachsen sind, beide für Geld Fußball spielen, mitunter auch gegeneinander. Entweder, wenn der FC Bayern gegen die Schalker antritt - oder eben Deutschland gegen Ghana. Löw jedenfalls gab zu Protokoll: "Das ist intern nicht so das Thema." Aber klar "kennen wir die Stärken von Kevin-Prince Boateng". Wie Löw das so nachschob, klang das allerdings eher wie eine pflichtgemäße Respektsbekundung. Er beschäftigt sich lieber mit seiner eigenen Mannschaft, und die ist, wie es scheint, in einer guten Verfassung. Das hat zur Folge, das einige Altgediente nicht so zum Zug kommen, wie sie es sich wünschen. Aber läuft es so, wie sich die DFB-Elf das vorstellt, dauert das Turnier für sie noch einige Zeit. Und interessanterweise hat der Bundestrainer auf der Pressekonferenz einen gelobt, nach dem er gar nicht gefragt worden war: "Dieser Spieler wird für uns noch sehr wichtig sein." Dieser Spieler ist Bastian Schweinsteiger, er wird’s interessiert vernommen haben. Zumal Löw noch sagte: "Er ist ein Spieler, der sich wahnsinnig viele Gedanken macht und für mich ein wichtiger Gesprächspartner ist." Wobei: Das sollte Schweinsteiger dann ja schon mitbekommen haben.

Wie ist die DFB-Elf drauf?

"Die Stimmung ist sehr gut." Sagt Sami Khedira. Dann soll es wohl so sein. Was soll er auch sonst sagen? "Wir sind alle schlecht drauf, die Hitze nervt und dieses ewige Fußballspielen auch." Also. Besonders gut drauf ist Thomas Müller. Hat der Bundestrainer erzählt. Müller, das ist der, über den sich jetzt die ganze Welt wundert, weil er gegen Portugal drei Tore geschossen hat, obwohl er stets aussehe, "als sei er gerade aufgewacht", wie die englische Zeitung "The Times" schrieb. Müller jedenfalls, sagt Löw, sei nicht nur sportlich gesehen "wahnsinnig wichtig für uns". Auch sonst sei er ein prima Kerl mit "sozialen Kompetenzen", der mit allen seiner 22 Kollegen im deutschen WM-Kader gut auskomme. "Er spricht sozusagen über den Tisch hinweg." Auch um die jungen Spieler kümmert er sich im sagenumwobenen Wohngemeinschaftsdorf Campo Bahia rührend. Und klar: Lustig ist er auch. Was das mit dem Spiel gegen Ghana zu tun hat? Warten Sie mal ab, bis er wieder drei Tore schießt. Dann staunt die ganze Welt.

Wie läuft's bei Ghana?

"Sie werden ihr letztes Hemd geben." Sagt Sami Khedira. "Sie werden kämpfen bis aufs Blut." Sagt der Bundestrainer. Und was sagen die Ghanaer? Die "Sport Bild" hat Kevin-Prince Boateng vom FC Schalke 04 gefragt. Und der hat geantwortet: "Es ist wie im alten Rom: Es stehen Leute um das Spielfeld und wollen sehen, wie sich zwei Mannschaften bekriegen." Ghana werde "bis aufs Blut gegen Deutschland kämpfen". Dann sind sich ja alle einig. Unstrittig ist auch: Im ersten WM-Spiel gegen Jürgen Klinsmanns USA hat Ghana neben allem Kampf auch noch ganz passablen Offensivfußball gespielt. 21 Torschüsse verbuchten die Ghanaer, die USA nur acht. Kleiner Wermutstropfen: Nur drei ghanaische Schüsse gingen auch aufs US-Tor, am Ende gewannen die Amerikaner mit 2:1. Boateng & Co. droht wegen der schwachen Chancenverwertung damit der vorzeitige K.o. - auch, weil sich Trainer James Kwesi Appiah mit seiner Aufstellung verzockte. Neben Boateng ließ er Kapitän Michael Essien zunächst auf der Bank. Gegen Deutschland werden beide in der Startelf erwartet und Ghanas Mittelfeld körperlich noch robuster machen, obwohl Boateng im Training auf engagierte Mitarbeit verzichtete. Heiß hergehen wird es auf jeden Fall, weiß Per Mertesacker: "Es wird ein hitziges Spiel - auch wegen der Wärme in Fortaleza."

War sonst noch was?

Absolut. Knapp elf Kilometer sind es von Fortalezas Stadtzentrum zum Stadion Castelao. Wer aufregenden Fußball sehen will, muss aber nur ein paar hundert Meter weit gehen, vom Fanfest am trubeligen Markt vorbei und einfach weiter die Strandpromenade entlang. Dort lernt der Fußballfreund aus Europa, dass das bisweilen auch vom DFB-Team zu Vergnügungszwecken praktizierte Fußballtennis in Sachen Spaßfaktor noch nicht ganz das Maximum ist. Minimal spektakulärer ist Futevolei, Fußvolleyball. Gespielt wird auf einem Beachvolleyplatz nach Volleyballregeln, erlaubt sind nur Ballkontakte mit Fuß, Kopf und Körper. Ins Spiel gekickt wird der Ball von kleinen Sandhügeln, die hinter der Grundlinie aufgeschüttet werden. Das klingt alles schwierig, sieht aber wunderbar leicht aus, wenn sich die Zweierteams den Ball um die Ohren kicken, köpfen – oder im Zlatan-Ibrahimovic-Stil per Fallrückzieher über das Netz schmettern. Gespielt wird ab 18 Uhr, sobald das Flutlicht an ist, für Zuschauer gibt es kleine Tribünen, ein DJ macht Musik. Das nur am Rande, falls das Spektakel im Castelao doch ausfällt.

Quelle: ntv.de

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