Kolumnen

Der 19. Spieltag Auf der Suche nach dem verlorenen Dusel

Bei der Entscheidung zwischen Wohl und Wehe in der Fußball-Bundesliga spielt der Dusel oft eine entscheidende Rolle. Jahrelang war dieses Phänomen vor allem in München beheimatet, doch jetzt ist es ausgewandert und hat in Dortmund und Hamburg gleich zwei neue Heimstätten gefunden.


Die Niederlage in Hamburg wurde für die Bayern daher zum Eifersuchtsdrama. So ein wenig hatten sie noch immer dem Getafe-Effekt vertraut, der seine Geburtsstunde in dem denkwürdigen Uefa-Cup Spiel gegen eben jenen spanischen Club hatte. Als die Bayern so gut wie ausgeschieden waren, dann aber in den letzten vier Minuten der Verlängerung noch die zwei Tore zum Weiterkommen schossen.Gegen Hamburg lief es anders, die Bayern spielten gut, allein in der zweiten Halbzeit hätte es viermal klingeln müssen im Hamburger Gehäuse. Aber es klingelte nicht. Der Dusel hatte die Seiten gewechselt und die Bayern schauten wie ein verlassener Liebhaber.

Neue Affäre mit dem Glück

Beflügelt von der neuen Affäre mit dem Glück spricht man jetzt auch in Hamburg von der Meisterschaft. Doch die wird oft in den unangenehmen Spielen gegen Vertreter der unteren Tabellenregion entschieden und so eines steht nun in Karlsruhe an, wo die Hausherren möglichst schnell vom angsteinflößenden Relegationsplatz runter wollen. Und auch lautstark das Abhandenkommen des Dusels beklagen. Denn gegen Bochum war der KSC zuletzt eigentlich gut im Spiel, Tore fielen aber nur auf der anderen Seite. Ein Phänomen, dass die Badener leider nur zu gut kennen, denn nur Energie Cottbus ist in Sachen Toreschießen noch schlechter als der KSC.


Der FC Bayern sucht den verlorenen Dusel nun bei den Dortmundern, die ihn am vergangenen Wochenende arg strapazierten. Gegen Leverkusen zeigte der BVB mal wieder seine zwei Gesichter. Das erste sieht schön aus und wird meist in der ersten Halbzeit aufgesetzt. Dann spielt der BVB flott nach vorn und schießt eiskalt Tore. Das zweite erinnert an ein Gnu, dass sich eine Herde Löwen verirrt hat, und kommt in der zweiten Halbzeit zum Tragen. Nur mit einer Familienportion Dusel reicht es dann noch zum Unentschieden wie gegen Leverkusen. Die Abhängigkeit vom Glück wird aber durch einen Blick auf die Verletztenliste des BVB erklärt: Dede, Hummels, Kehl, Blaszczykowski. Die beiden Letzteren könnten gegen Bayern aber eventuell schon eine Joker-Rolle einnehmen und dafür sorgen, dass Qualität das Spiel entscheidet.

Hans Meyer und sein Libero

In Gladbach versucht Hans Meyer momentan Spiele mit geballter Defensiv-Qualität zu entscheiden und holte dafür am vergangenen Wochenende sogar den Libero wieder aus der Fußball-Mottenkiste. Diese Nostalgie scheint auch gegen Hoffenheim erste Wahl, denn die TSG ist die torgefährlichste Mannschaft der Liga. Doch Meyers Blockade-Taktik ging schon gegen die verunsicherten Stuttgarter nicht auf, weil es so gut wie keine Entlastungsangriffe gab.

90 Minuten reine Verteidigung funktioniert allerhöchstens bei der italienischen Nationalmannschaft, alle anderen Abwehrreihen brauchen Offensivkräfte, die ihnen zwischendurch mal eine Verschnaufpause verschaffen. Auch wenn Meyer die Einwechselung der Angriffsfußballer Marko Marin und Roberto Colautti als eigenen Fehler abstempelte, könnten genau sie gegen Hoffenheim erste Wahl sein. Denn wenn etwas hilft gegen die Durchmarschierer aus der Provinz, dann der Überraschungseffekt einer gepflegten Flucht nach vorn.

Malte Buhse, Sportjournalist und begeisterter Hobbykicker, wirft für n-tv.de jeden Freitag einen Blick auf das kommende Bundesligawochenende.

Quelle: ntv.de

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen