Der 23. Spieltag Auf die laute Tour
06.03.2009, 12:26 UhrHeimlich, still und leise – so sah oft die Fußball-Philosophie in Bochum aus. Heimlich kam man von der zweiten Liga herauf, spielte dann eine Saison still vor sich hin und stieg leise wieder ab. Die erste Saisonhälfte verlief ganz in diesem Sinne, doch nun versuchen sich die Bochumer an einer anderen Philosophie: Schnell, laut und erfolgreich.
Mit zehn Punkten aus fünf Spielen und dem furiosen 3:2 im Abstiegsduell gegen Cottbus haben sich die Bochumer erst mal aus der Abstiegszone befreit. Doch die Konkurrenz drückt ebenfalls auf's Gaspedal. Cottbus steht in der Rückrundentabelle respektabel auf Platz sieben, mit sieben Rückrunden-Punkten. Bielefeld und Gladbach mit sechs und fünf Zählern lassen ebenfalls nicht locker. Und die ansteigende Formkurve der Bochumer wird nun auf ein harte Probe gestellt.
Denn bevor nächstes Wochenende die Bayern kommen, muss Bochum jetzt in Düsseldorf gegen Leverkusen ran. Deren blitzartige, perfekt choreographierten Spielzüge werden inzwischen auch von gut sortierten Abwehrreihen gefürchtet. Bayer selbst fürchtet dagegen die gute Portion Leichtsinn, für die die junge Mannschaft immer zu haben ist. Der Pokalfight gegen Bayern hat es gezeigt. Nach einer 3:0-Führung sollte ein Spiel eigentlich nicht noch mal spannend werden. Hier kann Bochum ansetzen und mit schnellen Kontern das mitunter selbstgefällige Gebaren der Leverkusener bestrafen.
Dem Himmel nah
Zum Duell oben gegen unten kommt es auch in der Allianz-Arena, wo man sich nicht ganz sicher ist, wer oben und wer unten ist. Zu Gast ist Hannover 96, eigentlich in dieser Saison ein klassischer Vertreter der Kategorie "Unten". Gastgeber ist der FC Bayern, vom Selbstanspruch ein klarer Repräsentant der Kategorie "Dem Himmel nah". Doch während Hannover nach Siegen gegen Schalke und Leverkusen einen leichten Aufwärtstrend aufweist, stehen in München alle Zeichen auf Sturm. Aus den vielen Problemen sticht für Trainer Jürgen Klinsmann besonders die Taktikfrage hervor: Offensiv oder Defensiv? Weil Klinsmanns Offensiv-Stil nicht funktionierte, forderten die Spieler eine defensive Ausrichtung. Folge waren am Pokal-Mittwoch 70 Minuten Schlafmützen-Fußball. Besser wurde es erst, als im Angesicht eines Drei-Tore-Rückstands wieder alle Abwehrsorgen über Bord geworfen wurden.
In dubio pro Offensive sollte es allein schon deshalb heißen, weil das Spielgeschehen von der Wackel-Abwehr und dem personifizierten Formtief Martin Demichelis ferngehalten werden muss. Das klappt, wenn Bayern seinen Linksdrall los wird. Franck Ribry ist ein Könner, doch seine Tricks werden von den Gegnern immer öfter durchschaut. Da trotzdem jeder Angriff über seine linke Seite läuft und Schweinsteiger oder Altintop auf der rechten Seite regelmäßig in der Bedeutungslosigkeit versauern, ist das bayrische Offensivspiel äußerst berechenbar. Wenn Klinsmann es schafft, Schweinsteiger oder Altintop zu gleichberechtigten Partnern neben Maestro Ribry zu machen, sind die Bayern der Erfolgsspur ein gutes Stück näher.
Auf das Beste hoffen
Auf dieser Spur fahren die Bremer an diesem Wochenende nach Sinsheim nahe Hoffenheim. Der Pokal-Sieg gegen Wolfsburg gibt Schwung für das Werder-Projekt "Erster Liga-Sieg 2009". Noch mehr Schwung gibt die Hoffenheimer Personalnot, vor allem das Fehlen des verletzten Mittelfeld-Regisseurs und Freistoß-Scharfschützens Sejad Salihovic. Weil daneben auch noch Tobias Weis, Selim Teber und Luiz Gustavo ausfallen, könnte Hoffenheim an diesem Spieltag zum alten Bochum werden: Einfach still und leise auf das Beste hoffen.
Malte Buhse, Sportjournalist und begeisterter Hobbykicker, wirft für n-tv.de jeden Freitag einen Blick auf das kommende Bundesligawochenende.
Quelle: ntv.de