Kolumnen

An der Seitenlinie Die Muslime und Schalke 04

Blasphemisch seit 1963? Die Fans des FC Schalke 04.

Blasphemisch seit 1963? Die Fans des FC Schalke 04.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Das war für die strenggläubigen Muslime unter den Fans des FC Schalke 04 ein echter Schock. Jahrelang hatten sie ihrem Verein die Treue gehalten – und jetzt das:

"Mohammed war ein Prophet,
der vom Fußballspielen nichts versteht.
Doch aus all der schönen Farbenpracht
hat er sich das Blau und Weiße ausgedacht."

So heißt es in der dritten Strophe des Vereinsliedes. Hans J. König hat es 1963 geschrieben, seitdem singen die Fans das Lied vor jedem Heimspiel. Und nach 46 Jahren hat nun jemand bemerkt, dass dort unterstellt wird, Mohammed habe keine Ahnung von Fußball. Skandal! Angeblich treffen seitdem wüste Beschimpfungen in der Geschäftsstelle der Gelsenkirchener ein. Auch strenggläubige Muslime scheinen zu wissen, was ein Sommerloch ist. Der Verein hat nun, so heißt es, einen Islamwissenschaftler beauftragt, sich der Sache anzunehmen.

Vielleicht doch ein Fußballfachmann?

Blau und weiß, wie lieb ich Dich: die Schallplatte im Original.

Blau und weiß, wie lieb ich Dich: die Schallplatte im Original.

(Foto: dpa)

Wir vermuten, dass der Mann prüft, ob Mohammed nicht doch ein Experte in Sachen Fußball war – und warten gespannt auf das Ergebnis. Immerhin hat der Gelsenkirchener Reporter, der den Fall für zwei türkische Blätter ausgegraben hat, sowohl in der auflagenstarken "Hürriyet" als auch in der islamisch-konservativ geprägten Zeitung "Zaman" mit feiner Ironie angemerkt, dass es keinerlei Quelle gebe, die darauf hinweise, "dass der heilige Mohammed die Farben blau und weiß bevorzugte". Wenigstens ist das geklärt.

Die Christen sind da eh auf der sicheren Seite. So sprach doch schon im Alten Testament Gott zu Noah: "Geh' in den Kasten, ich mache Sturm!" Aber spätestens seitdem die Berliner "taz" Jürgen Klinsmann, den ehemaligen Trainer des FC Bayern, in einer Fotomontage ans Kreuz genagelt auf ihre Titelseite brachte, wissen auch sie, was es heißt, in ihren religiösen Gefühlen verletzt zu werden.

Jetzt auch noch der Papst

Ehrenmitglied: Papst Johannes Paul II.

Ehrenmitglied: Papst Johannes Paul II.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Dennoch schwant uns Böses: Wie reagieren die strenggläubigen Muslime, wenn sie erfahren, dass der vor vier Jahren verstorbene Papst Johannes Paul II. seit 1987 Ehrenmitglied des FC Schalke 04 war? Auch wenn es trotzdem nicht zur deutschen Meisterschaft gereicht hat. Und was wird los sein, wenn bekannt wird, dass es im Stadion eine Kapelle gibt?

Fragen über Fragen. Deshalb ein Vorschlag zur Güte und im Sinne der Deeskalation, wie die Schalker ihr Vereinslied umdichten könnten – und damit höchstens die Gefühle ihres ungeliebten Nachbarn aus Dortmund und die seines Trainers verletzen würden:

"Jürgen Klopp ist ein Prolet,
der vom Fußballspielen nichts versteht.”

Wir können allerdings nicht ausschließen, das die Schalker Geschäftsstelle sich nicht auch in diesem Fall auf wüste Beschimpfungen einstellen müsste. Zum Glück beginnt am Freitag die Saison in der Bundesliga.

Quelle: ntv.de

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