Kolumnen

"Es ist immer dieselbe Scheiße!" Floskel-Funkel im Abstiegskampf

"Solange rechnerisch noch etwas möglich ist, geben wir nicht auf." Wer nun aber glaubt, der Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga sei etwas für Mathematiker, der irrt. Er ist etwas für Phrasendrescher. Besonders in Berlin sind sie nie um eine Floskel verlegen.

Bitte sprechen Sie in dieses Mikrofon: Friedhelm Funkel.

Bitte sprechen Sie in dieses Mikrofon: Friedhelm Funkel.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ihr Verein steht vor dem Abstieg. Sie sind der Trainer – und wissen nicht mehr, was Sie sagen sollen? Dann können Sie, wie sie es in Bochum machen, die Sache mit Humor nehmen und sich ein Plakat an die Tür hängen, auf dem steht: "Wer ständig oben steht, ist nur zu feige für den Abstiegskampf!" Aber selbst der frisch entlassene VfL-Übungsleiter Heiko Herrlich wirkte zuletzt zunehmend ratloser. Immerhin hat er erkannt: "Wer keine Tore schießt, kann auch keine Spiele gewinnen."

Falls Sie das auch nicht weiter bringt, fragen sie einfach Friedhelm Funkel. Der arbeitet gerade in Berlin bei Hertha BSC, dem Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga. Wenn sich einer auskennt, dann er. Und falls er mal nicht weiter weiß, ist auch Arne Friedrich, der Kapitän der Berliner, nie um eine Antwort verlegen. Oder, noch besser: Lesen Sie weiter. Die Klassiker der Abstiegskampffloskeln: Wir müssen die Ärmel hochkrempeln. Abgerechnet wird zum Schluss. Jedes Spiel fängt bei 0:0 an. Die anderen kochen auch nur mit Wasser. Wir müssen jetzt Gras fressen. Solange rechnerisch noch etwas möglich ist, geben wir nicht auf. Immer wieder gleich, immer wieder schön. Vorher sei aber noch Berlins Torhüter Jaroslav Drobny zitiert, der jüngst abseits jeder Phrase den Stand der Dinge präzise auf den Punkt brachte: "Es ist immer dieselbe Scheiße!"

Die Klassiker der Abstiegskampffloskeln

"Unsere Situation hat sich mit dem Ergebnis nicht verbessert." (zuletzt gehört von: Friedhelm Funkel)

"Wir müssen aus Standardsituationen mal ein Tor machen." (Friedhelm Funkel)

"Wir werden nicht aufgeben und das Letzte aus uns herausholen." (Friedhelm Funkel)

"Irgendwann muss der Heimspiel-Fluch doch zu Ende gehen" (Friedhelm Funkel)

Wir müssen von Beginn an Vollgas geben, den Gegner auffressen": Arne Friedrich.

Wir müssen von Beginn an Vollgas geben, den Gegner auffressen": Arne Friedrich.

(Foto: dpa)

"Wir haben es leider versäumt, die drei Punkte zu holen." (zuletzt gehört von: Arne Friedrich)

"In der Bundesliga ist alles möglich." (Arne Friedrich)

"Die Situation ist unglaublich schwer, dessen sind wir uns alle bewusst." (Arne Friedrich)

"Wir werden aber bis zum Schluss alles geben und nicht aufgeben" (Arne Friedrich)

"Wir müssen aus den nächsten beiden Spielen sechs Punkte holen. Dann stehen wir automatisch besser da." (Arne Friedrich)

"Wir müssen von Beginn an Vollgas geben, den Gegner auffressen." (Arne Friedrich)

"In der zweiten Halbzeit waren wir gut, darauf können wir aufbauen." (Arne Friedrich)

"Wir müssen einen Heimsieg holen. Das sind wir auch unseren Fans schuldig." (Arne Friedrich)

"Wenn wir unsere Standardsituation nutzen, werden wir auch gewinnen. Jetzt müssen wir weiter an uns glauben." (Arne Friedrich)

Fortsetzung folgt. Bei Wiederholungsgefahr und Langeweile fragen sie Ihren Trainer oder Kapitän.

NACHTRAG: Donnerstag, 29. April 2010, 13.31 Uhr. Die Deutsche Presseagentur zitiert Friedhelm Funkel vor dem Spiel der Berliner bei Bayer Leverkusen: "Jetzt haben wir wirklich ein Endspiel vor der Brust." Endlich.

Quelle: ntv.de

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