Kolumnen

Der 21. Spieltag Gekuschel an der Spitze

Mit Alaaf und Helau kann man in Berlin naturgemäß eher wenig anfangen. Aber wer braucht schon Karneval wenn er die Hertha hat? Nach Jahren im grauen Bundesliga-Mittelfeld mischt die alte Dame Hertha BSC in dieser Saison plötzlich die Tabellenspitze auf. Doch dort oben ist es inzwischen ziemlich voll geworden.


Mit Hoffenheim, Hamburg, Bayern und Leverkusen leisten den Berliner gleich vier Teams auf engstem Raum Gesellschaft. Der dünne Vier-Punkte-Abstand zwischen Rang eins und fünf sorgt dafür, dass trotz Winterwetter niemandem kalt wird. Die Berliner wollen diesem trauten Gekuschel nun mit einem Sieg gegen Wolfsburg entkommen. Dort ist Karneval schon eh ein Fremdwort und seit Wolfsburgs Keeper Diego Benaglio im Uefa-Cup-Spiel gegen Paris gleich zweimal mit viel Schwung an einer hohen Hereingabe vorbei segelte, ist auch noch der letzte Rest Frohsinn aus den Mienen der VfL-Anhänger gewichen. Denn Benaglio bescherte dem VfL Wolfsburg damit nicht nur eine schwere Ausgangsposition für das Rückspiel, sondern auch ein angeknackstes Selbstbewusstsein vor dem Treffen mit dem Tabellenführer. Ein derart wackeliger Torwart verunsichert selbst eine eigentlich stabile Abwehr, die dieses Jahr erst ein Gegentor zuließ.

Drobn – der Schlüssel zum Erfolg

Angst vor dem Mann im Tor haben auch die Wolfsburger Stürmer, denn sie müssen gegen Jaroslav Drobn antreten, den personifizierten Schlüssel zu Herthas Erfolg. Aus Bochum gekommen, wirkte der ruhige Tscheche erst so gar nicht wie ein Held, der Hertha aus der Mittelmäßigkeit befreien kann. Inzwischen spielt er auf Weltklasse-Niveau, hielt jüngst bei Herthas Gipfelstürmung gegen Bayern den Sieg mit tollen Reflexen fest und sorgt damit für anhaltend weiche Knie bei den Stürmern der Liga.

Diese Stürmer werden auch in Stuttgart im Mittelpunkt stehen. Dort gastiert die TSG Hoffenheim, bei der das erwartete Stürmerproblem nun endgültig Realität geworden ist. Der Ausfall von Vedad Ibisevic streute mächtig Sand ins gut laufende Hoffenheimer Getriebe. Die Vertreter Demba Ba und Boubacar Sanogo konnten nur im ersten Rückrundenspiel gegen harmlose Cottbusser überzeugen, danach trafen sie das Tor nicht mehr und die Hoffenheimer legten einen klassischen Stolperstart hin. Um nicht nach hinten durchgereicht zu werden, bräuchten die Hoffenheimer dringend jemanden vom Kaliber eines Mario Gomez, der selbst im russischen Schneetreiben das Tor trifft, wie Gomez bei der Uefa-Cup-Reise nach St. Petersburg bewies. Dort verloren die Stuttgarter zwar unglücklich, haben nun in der Liga aber einen klaren Wetter-Vorteil: Wer in russischer Kälte mit kurzen Hosen spielt, ist durch einen deutschen Schneeschauer nicht mehr zu schocken.

Mit Pauken und Trompeten

Leicht geschockt waren die Leverkusener als sie zuletzt im fremden Düsseldorf ein Heimspiel austragen mussten, welches sie dann auch gleich mit Pauken und Trompeten (ausgedrückt in Toren: 2:4 gegen Stuttgart) verloren. Jetzt wagen sie sich erneut in die ungewohnten Umgebung, die für die im Umbau befindliche Bay Arena herhalten muss, und bekommen es mit hochkarätigem Besuch aus Hamburg zu tun. Richtig wohl fühlt sich bei diesem Düsseldorfer Spitzenspiel niemand, denn die Hamburger wollen generell lieber zu Hause bleiben. Keiner ist daheim so erfolgreich wie der HSV. Doch im Fußball ist es wie im Leben: Wer nach oben will, muss irgendwann mal bei Mutti ausziehen.

Malte Buhse, Sportjournalist und begeisterter Hobbykicker, wirft für n-tv.de jeden Freitag einen Blick auf das kommende Bundesligawochenende.

Quelle: ntv.de

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