Kolumnen

"An der Seitenlinie" Ich bin der die Tore schießt

Es ist ebenso einfach wie kleingeistig, Witze über Randgruppen zu machen. Zum Beispiel über Fußballspieler. Die sollen, zumal, wenn sie es beruflich machen, möglichst gut Fußball spielen. Um das zu sehen, gehen die Menschen ins Stadion oder setzen sich vor den Fernseher. Sie tun es nicht, um die Fußballer reden zu hören. Oder etwa doch?

Zitate von Fußballspielern erfreuen sich großer Beliebtheit, besonders wenn sie unfreiwillig komisch sind. Das ist aber kein Grund, sich darüber lustig zu machen. So geben wir hier ganz sachlich wieder, was Hamburgs Torhüter Frank Rost am Sonntag nach dem Sieg gegen Arminia Bielefeld gesagt hat. Er sprach von "persönlichen Egoismen", die es zurückzustellen gelte. Wahrscheinlich hat er sich gedacht, doppelt hält besser und nicht daran, dass Selbstsucht von jeher eine sehr persönliche Sache ist.

Kein Platz für Häme

Und hier ist auch kein Platz für Häme, nur weil Frank Rost lesen als sein Hobby angibt, eine CD mit dem Titel "Die Liga liest" herausgegeben hat und seit drei Jahren Botschafter des Bundesverbandes für Alphabetisierung ist. Einen Preis wie Lukas Podolski bekommt er für diesen Spruch allerdings nicht. Der hatte 2006 nach dem verlorenen Weltmeisterschafts-Halbfinale gegen Italien gesagt: "So ist Fußball. Manchmal gewinnt der Bessere." Dafür verlieh ihm die Deutschen Akademie für Fußballkultur prompt den Kulturpreis. Und womit? Mit Recht!

Gut nur, dass Frank Rost nicht mit Mario Basler in einer Mannschaft spielt. Der gab sich einst nicht so liberal wie wir und bewarb sich um die Stelle als Integrationsbeauftragter beim FC Bayern: "Ich lerne nicht extra französisch für die Spieler, wo diese Sprache nicht mächtig sind." Mehr Mitgefühl hatte Jürgen Wegmann mit einem ausländischen Kollegen in München: "Das muss man verstehen, dass er Schwierigkeiten hat, sich einzugewöhnen. Er ist die deutsche Sprache noch nicht mächtig."

Sie sollen doch nur spielen

Aber Grammatik hin, Versprecher her: Wir verstehen doch, was sie sagen wollen. Was zählt, ist aufm Satz. "Bei mir wusste man immer, wo ich dran war", sagte Ex-Nationalspieler Günter Netzer über seine rhetorischen Fähigkeiten. Das gilt auch für Hamburgs Stürmer Horst Hrubesch, der sein Haupttätigkeitsfeld einmal so beschrieb: "Da hab ich gedacht, da tu ich ihn ihm rein in ihn ihm sein Tor." Gerd Müller hielt sich da etwas kürzer: "Ich bin der die Tore schießt."

Manchmal ist es eben schwer, Großes in Worte zu fassen. Zum Beispiel das Gefühl kurz vor der Einwechslung beim ersten Länderspiel. Steffen Freund drückte sich so aus: "Es war ein wunderschöner Augenblick, als der Bundestrainer sagte: Komm Stefan, zieh deine Sachen aus, jetzt geht's los." Ach, sie sollen doch nur spielen. Lassen wir das – und schließen mit Horst Hrubesch: "Ich sage nur ein Wort: Vielen Dank."

Stefan Giannakoulis, Sportredakteur bei n-tv.de, schreibt immer zu Wochenbeginn das auf, was ihm im Sport ein wenig komisch vorkommt.

Quelle: ntv.de

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