Der 32. Spieltag Jedes Tor zählt
12.05.2009, 17:17 UhrElfmeter sind eine dramatische Sache. Da muss man nur Uli Hoeneß fragen, der 1976 einen WM-Elfmeter weit über das Tor schoss. Oder John Terry, der letztes Jahr einen Champions-League-Straftstoß rutschend neben den Kasten beförderte. Nun könnten zwei ganz unscheinbare Elfmeter auch in der Bundesliga für Dramen sorgen.
Denn sowohl oben, als auch unten geht es eng zu. Im Keller schmiegen sich von Platz 15 bis 17 Gladbach, Bielefeld und Cottbus punktgleich aneinander und an der Spitze behauptet Wolfsburg die Tabellenführung nur noch auf Grund eines besseren Torverhältnisses gegenüber den Bayern. Es könnte also durchaus sein, dass am Ende der Saison die Bilanz der geschossenen und kassierten Tore zu Rate gezogen werden muss, um Meister und Absteiger zu küren. Was vor allem Franck Ribry und Marko Marin einige schlaflose Nächte bereiten dürfte.
Beide verschossen nämlich am Wochenende jeweils einen Elfmeter, was auf den ersten Blick nicht störte, denn ihre Teams gewannen trotzdem. Doch in Zeiten, in denen Spiele durch Papierkugeln entschieden werden, schwante vielen, dass es gut ins Bild dieser verrückten Saison passen würde, wenn am Ende genau diese Elfmetertore zu Triumph oder Rettung fehlen würden.
Szenario nicht unwahrscheinlich
So ein Szenario ist vor allem in Gladbach nicht unwahrscheinlich, denn die Borussia ist nicht nur punkt- sondern auch torgleich mit Arminia Bielefeld, dem Besetzer des Relegationsplatzes. Dem Gladbacher Torverhältnis setzt vor allem die eigene Abwehr zu, die mit 56 Gegentoren die löchrigste im Abstiegskampf ist. Dicht gefolgt allerdings von der Cottbuser Ausgabe mit 54 Gegentoren. Der Abstiegskracher Gladbach gegen Cottbus dürfte dürfte also wenigstens in die Torverhältnisse ordentlich Bewegung bringen.
Auf Bewegung hofft auch Elfmetertöter Ribery und sein Arbeitgeber Bayern München und zwar an der Tabellenspitze. Die Chancen stehen gut, denn zu Beginn der englischen Woche kommt es gleich zwei Mal zum Duell „Schlotternde Knie gegen breite Brust“. Die Bayern treten in Leverkusen an, wo die Knie angesichts des Fluches der Düsseldorfer-Ersatz-Arena schon seit Wochen gehörig schlottern. Spielfreude und Selbstvertrauen, die Leverkusen zu einer der besten Mannschaften der Hinrunde gemacht haben, sind komplett verloren gegangen. Seitdem die Bay-Arena wegen Bauarbeiten nicht mehr bespielbar ist, hat Leverkusen kein Heimspiel mehr gewonnen.
Bayern wieder selbstbewusst
Bei Bayern ist das Selbstvertrauen hingegen zurückgekehrt. Überragend spielt der Rekordmeister immer noch nicht, aber erfolgreich. Das liegt auch an Lukas Podolski, der von Übergangstrainer Jupp Heynckes mit Erfolg aus der Schmollecke der Ersatzbank geholt wurde. Mit einer butterweichen Ecke, die sogar Sorgenkind Martin Demichelis zu einem Tor verwerten konnte, und Saisontor Nummer Fünf gestaltete er in Cottbus die Annäherung der Bayern an die Tabellenspitze entscheidend mit.
Dort spricht einiges für Wachablösung, denn die zweite Ansammlung schlotternder Knie läuft in der VW-Arena in Wolfsburg auf. Die Aufregung um den Abschied von Trainer Felix Magath scheint doch nicht spurlos an den Spielern vorbei gegangen zu sein. Vor allem aber brachte das 1:4-Debakel gegen Stuttgart die Erkenntnis, dass die VfL-Defensive einem schnellen vertikalem Spiel nicht gewachsen ist. Diese Spielweise gehört auch zur Lieblingsbeschäftigung der Mittelfeldachse von VfL-Gegner Dortmund. Tamas Hajnal, Nuri Sahin und Jakub Błaszczykowski harmonieren perfekt und waren zuletzt an drei von vier BVB-Toren beteiligt, zwei davon äußerst vertikal und schnell herausgespielt. Mehr vertikales Spiel könnte den BVB sogar noch in Champions-League-Reichweite bringen, denn mit einem Sieg gegen Wolfsburg wären sie der besten Mannschaft der Rückrunde schon bis auf zwei Zähler auf den Leib gerückt. Elfmeter haben sie übrigens auch noch nicht verschossen in Dortmund.
Quelle: ntv.de