"An der Seitenlinie" Respekt, Herr Lehmann!
23.02.2009, 14:04 UhrMüssen wir uns Sorgen machen? Klar: Jens Lehmann ist ein guter Torwart. Und bestimmt auch ein netter Kerl. Er ist mit einer sympathischen Grundschullehrerin verheiratet und spielt, wie er sagt, gerne mit seinen drei Kindern. Hört sich doch ganz solide an. Nur manchmal, auf dem Fußballplatz, da ist er, nun ja, ein wenig wunderlich. 39 Jahre ist er jetzt alt, und es hat den Anschein, als werde er immer unberechenbarer.
Seinem Kollegen Khalid Boulahrouz riss er beim Uefa-Pokalspiel in St. Petersburg das Stirnband vom Kopf. Und nun die Sache mit dem Schuh. Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Rein sportlich gesehen war das am Samstag eine tolle Leistung von Jens Lehmann in seinem 350. Bundesligaspiel. Rückwärts einen Schuh aus 15 Metern so auf das Tornetz zu werfen, dass er liegen bleibt - das muss ihm erst einmal einer nachmachen. Wir haben das natürlich sofort ausprobiert, es hat aber nicht besonders gut geklappt. Eigentlich gar nicht, auch nach mehreren Versuchen nicht. Deswegen: Respekt, Herr Lehmann!
Nur: Es war nicht sein Schuh
Nur: Es war nicht sein Schuh. Er gehörte dem Bundesligaspieler Sejad Salihovic. Der war mit der TSG Hoffenheim zu Gast beim VfB Stuttgart - und verlor ihn nach einem Foul von Sami Khedira bei einem Konter vier Minuten vor Ende der Partie. Das Spiel lief weiter, Salihovic auch. Nur sein rechter Schuh blieb liegen. Lehmann sah das, sprintete 20 Meter aus seinem Tor, schnappte ihn sich und hielt ihn versteckt hinter seinem Rücken. Zurück im Strafraum warf er den Schuh aufs Netz. Und der 1,81 große Salihovic musste ihn sich wieder herunterfischen.
Ralf Rangnick, Hoffenheims Trainer, zeigte sich von Lehmanns Treffsicherheit somit auch wenig beeindruckt, sondern vielmehr arg empört über dessen flegelhaftes Benehmen: „Bisher hatte ich allerhöchsten Respekt vor Jens Lehmann, aber so etwas habe ich noch nie auf dem Fußballplatz gesehen. Salihovic wohl auch nicht. Der nahm zwar Lehmanns Schuhwurf verbal relativ locker („Der wollte wohl lustig sein.), war aber anscheinend doch beeindruckt.
In der zweiten Minute der Nachspielzeit trat er, den Schuh wieder am rechten Fuß, zum Elfmeterduell gegen Lehmann an. Er hätte das besser nicht tun sollen. Salihovic schoss den Ball zwar nicht auf das Tornetz, aber eben auch nicht hinein. Es blieb beim 3:3. Der wunderliche Herr Lehmann jubelte - und hatte einen Tag später auch eine prima Erklärung parat, die er der „Bild"-Zeitung exklusiv mitteilte: Er habe nur aufräumen wollen, der Schuh habe schließlich im Weg gelegen. Rangnicks Kritik? „Niveaulose Äußerungen." Sagt Lehmann.
Dennoch fragen wir uns: Müssen wir uns Sorgen machen? Und: Was macht er als nächstes? Abgesehen davon: Jens Lehmann ist wirklich ein guter Torwart.
Stefan Giannakoulis, Sportredakteur bei n-tv.de, schreibt immer zu Wochenbeginn das auf, was ihm im Sport ein wenig komisch vorkommt.
Quelle: ntv.de