Starker Ballack, peinlicher Podolski Sechs Punkte, ein grünes Trikot
02.04.2009, 13:31 UhrEin Kommentar von
Stefan Giannakoulis
Haben Sie das Trikot von Robert Enke gesehen? Meine Herren, irgendwas zwischen gift- und neongrün. Sah nicht gut aus. Auch wenn die Kollegin sagt, mit ein wenig guten Willen könne das Hemd, das der Torwart gestern in Cardiff trug, auch als frühlingsgrün durchgehen.
Aber darum geht es hier nicht. Es geht um Deutschlands wichtigste Fußballmannschaft - eine ernste Angelegenheit. Was bleibt nach den beiden Qualifikationsspielen zur Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika? Sechs Punkte, drei gegen Liechtenstein, drei gegen Wales. 6:0 Tore, vier gegen Liechtenstein, zwei gegen Wales. Platz eins in der Gruppe vier vor Russland, das gestern nur mit Ach und Krach 1:0 in Liechtenstein gewann.
Und sonst? Eine junge Mannschaft, die das tut, was sie tun muss – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ein starker Kapitän Michael Ballack, ein peinlicher Lukas Podolski, ein glückloser Mario Gomez. Und Robert Enkes hässliches Trikot. Aber darum soll es jetzt nicht gehen.
Enke – tadellos, auch in giftgrün
Sondern darum, dass Robert Enke zweimal tadellos gespielt hat und auf einem guten Weg ist, sich als Nummer eins im deutschen Tor zu etablieren. Hätte Joachim Löw gegen Liechtenstein noch jeden beliebigen Regionalliga-Torwart aufstellen können, war es gegen Wales Robert Enke, der sich nach 21. Minuten Robert Earnshaw beherzt in den Weg warf und so den Ausgleich verhinderte.
Auch die zweite Chance der Waliser nach 57 Minuten parierte er prächtig. Die Erkenntnis, dass Robert Enke ein sehr guter Torhüter ist, ist nicht neu. Nun hat er die Chance genutzt, das auch im Nationaltrikot zu zeigen. Wie wichtig das ist, weiß Mario Gomez. Gegen Liechtenstein trug Enke übrigens ein schwarzes Trikot. Das hatte Stil.
Mario Gomez trug in beiden Spielen das gleiche, wenn nicht sogar das selbe Trikot. Zumindest hatte er nach dem Liechtensteinspiel keinen Grund, es freudetrunken in die Menge zu werfen. In Cardiff gelang ihm ein halbes Tor, das war mehr als zuvor, aber weniger als das, was die Mannschaft, der Trainer und die Zuschauer von ihm erwarten. Und weniger, als er seit 733 torlosen Minuten von sich selbst erwartet. Und so grinste Mario Gomez auch fast ein wenig verlegen, nachdem er mit großer Einsatzfreude Ashley Williams zum Eigentor gezwungen hatte. Der Waliser Torhüter Wayne Hennessey hatte, das nur am Rande, ebenfalls ein grünes Trikot an, eher dunkel und um Nuancen geschmackvoller als Enkes.
Peinlicher Podolski
Wenig stilsicher war auch das Auftreten von Lukas Podolski. Sportlich gesehen war seine Leistung zumindest in der ersten Halbzeit in Ordnung. Nach 67 Minuten aber drängte sich der Eindruck auf, dass Lukas Podolski bisweilen schneller schießt als denkt. Sich derart unflätig zu benehmen, nur weil Michael Ballack eine taktische Anweisung gibt – damit hat er sich keinen Gefallen getan. Ob es nun eine Ohrfeige war oder Podolskis Hand die Wange des Kapitäns nur leicht berührt hat. Er wird weiter für die Nationalelf spielen. Aber nur, wenn er keine Probleme damit hat anzuerkennen, wer der Chef ist. Oder zumindest seine Probleme nicht öffentlich auslebt.
Ballack ist der Chef
Denn der Chef, das ist Michael Ballack. Er gibt den Takt vor, er geht entschlossen voran – gegen Liechtenstein und Wales jeweils mit dem Führungstor. Michael Ballack ist der einzige Spieler in der deutschen Mannschaft, der an guten Tagen das Prädikat weltklasse verdient. Und auch an etwas weniger brillanten Tagen reicht seine Qualität, um das Team zu Pflichtsiegen zu führen. Dabei kommt ihm zugute, dass er als einziger deutscher Spieler bei einem ausländischen Spitzenklub spielt. Beim FC Chelsea muss er sich täglich mit vier weiteren Nationalmannschaftskapitänen messen. Nicht nur das unterscheidet ihn von Lukas Podolski. Der wechselt im Sommer zum 1. FC Köln.
Abgesehen davon: Haben Sie das Trikot von Robert Enke gesehen?
Stefan Giannakoulis ist Sportredakteur bei n-tv.de.
Quelle: ntv.de