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Es ist WM, und keiner geht hin Farce um Nachwuchskicker

Das ist schon eine Ansammlung wirklich guter Fußballspieler, diese deutsche U-20-Nationalmannschaft. Viele der Nachwuchskicker spielen in der Bundesliga, einige gehören in ihren Vereinen zu Leistungsträgern. Marko Marin zum Beispiel ist Stammspieler bei Werder Bremen und hat sogar schon sieben Mal in der A-Nationalmannschaft gespielt.

In Bremen unverzichtbar: Marko Marin.

In Bremen unverzichtbar: Marko Marin.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Holger Badstuber und Thomas Müller sorgen gerade beim FC Bayern München für so etwas wie Furore, Christoph Moritz steht beim FC Schalke 04 regelmäßig in der Startelf, Toni Kroos versucht in Leverkusen, seinem Ruf als größtes deutsches Talent gerecht zu werden. Die Liste ist noch länger, aber wir kürzen das hier mal ab. Denn sie alle sind nicht dabei, wenn Trainer Horst Hrubesch am Samstag mit der U-20-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Ägypten versucht, das erste Gruppenspiel gegen die USA zu gewinnen.

In Zahlen: 27 Spieler, die der bedauernswerte Hrubesch gerne dabeigehabt hätte, fehlen. Zwei, weil sie verletzt sind. Und 25, weil ihre Vereine ihnen verboten haben, mitzuspielen. Jetzt kann man zwar mit einiger Berechtigung fragen, ob der 1. FC Köln nicht – nur ein Beispiel – auf sein Talent Kevin Pezzoni für zwei Bundesligaspiele verzichten könnte. Und man kann diese Frage getrost mit ja beantworten. Man kann auch kritisieren, dass die Vereine zu kurzfristig denken und nicht an die Entwicklungschancen denken, die sie ihren Nachwuchsspielern bieten, wenn sie sie bei großen Turnieren mitspielen lassen. Die Schuld an dieser Misere aber liegt allein beim Weltverband Fifa.

Dümmer geht es nicht

Der hat den Vereinen die Entscheidung überlassen, ob sie ihre Spieler gen Ägypten ziehen lassen. Oder eben nicht. Eine Abstellungspflicht gibt es nicht – wohl wissend, dass der Termin Ende September, wenn der europäische Fußball in den nationalen Ligen, den Pokalwettbewerben sowie der Champions und Europa League gerade richtig Fahrt aufnimmt, denkbar ungünstig ist. Oder anders gesagt: Dümmer geht es nicht. Aber weil den Funktionären der Fifa irgendwann aufgefallen ist, dass es im Sommer, wenn der Spielbetrieb ruht, in Ägypten doch ein wenig zu heiß sein könnte, um ordentlich Fußball zu spielen, findet das Turnier jetzt eben im Herbst statt. Stell Dir vor, es ist WM, und keiner spielt mit.

Das Ergebnis ist eine Niederlage für den Nachwuchsfußball. Dabei lief es doch gerade so gut. Die deutschen Talente sind europäische Spitze, sie halten gleichzeitig die Titel in den Altersklassen U 17 und U 21. Und nun dieses Desaster, das die Weltmeisterschaft zu einem schlechten Witz verkommen lässt. "Wie wir uns als deutscher Fußball in Ägypten präsentieren müssen, ist eine Schande." Gesagt hat das Matthias Sammer, der sich als Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund um die Nachwuchsteams kümmert.

Der Mann hat Recht.

Quelle: ntv.de

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