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Nichts sauberer als Radsport Jan Ullrich redet und redet

Jan Ullrich sagt viel, und viele sagen und schreiben etwas über Jan Ullrich. Das hängt damit zusammen, dass Jan Ullrich früher einmal mehr auf dem Rennrad saß und weniger geredet hat, auch weil er das einfach besser konnte. Er hat 1997 die Tour de France gewonnen, das berühmteste Radrennen der Welt. Viele haben ihm dabei zugejubelt.

Radfahren konnte er besser: Jan Ullrich.

Radfahren konnte er besser: Jan Ullrich.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Jetzt redet Jan Ullrich nur noch, und kaum einer jubelt ihm mehr zu. Das hängt mit dem zusammen, was er sagt – zum Beispiel im Fernsehsender Eurosport: "Der Radsport ist eine der saubersten Sportarten, weil es so viele Kontrollen gibt." Das ist klingt so überzeugend, als würde eine Kaufhaus-Milliardärin behaupten, sie ernähre sich nur noch von Pizza und billigem Rotwein, weil sie befürchte, demnächst von Hartz IV leben zu müssen. Völlig absurd also. Aber Jan Ullrich redet und redet.

Zum Beispiel über seine gebeutelten Ex-Kollegen. "Die Jungs werden um halb sieben Uhr morgens aus dem Bett geschmissen, ein Kontrolleur kommt ins Zimmer und bleibt die ganze Zeit bei den Fahrern." Unmenschlich sei das, sagt Jan Ullrich – und meint es wohl auch so. "Da kommt ein wildfremder Mensch morgens in dein Zimmer und bleibt immer an deiner Seite, auf der Toilette, beim Duschen, beim Zähneputzen, um dir irgendwann Blut abzunehmen. Man kann es auch übertreiben."

Er selbst bestreitet, betrogen zu haben

Dass niemand mehr Jan Ullrich zujubelt, hängt auch damit zusammen, dass er selbst im Verdacht steht, gedopt zu haben. Sein Name wurde Blutbeuteln im Labor des spanischen Dopingarztes Eufemiano Fuentes zugeordnet. 2006 wurde er deswegen kurz vor dem Start von der Tour ausgeschlossen. Er selbst bestreitet, betrogen zu haben. Wenn jemand ihn direkt danach fragt, weicht er gerne aus. Die Frage sei nicht so einfach zu beantworten. Und verweist auf sein Buch, das irgendwann erscheinen soll. Der "Bild am Sonntag" sagte er im März: "Wer immer noch nicht eins und eins zusammenzählen kann, was im Radsport los war, dem kann ich auch nicht helfen."

Wir zählen jetzt mal eins und eins zusammen. Und kommen zu dem Ergebnis, dass Jan Ullrich uns nicht helfen kann. Niemandem. Nicht einmal sich selbst.

Quelle: ntv.de

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