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FC Bayern München in Not Ohne van Gaal geht es nicht

Der FC Bayern steckt in einem Dilemma: Mit Louis van Gaal läuft es nicht mehr. Die Münchner sind dabei, die Qualifikation für die Champions League zu verspielen. Doch den Trainer zu entlassen, würde nichts bringen. Ob das Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß passt oder nicht.

"Stand jetzt passiert nichts": Louis van Gaal.

"Stand jetzt passiert nichts": Louis van Gaal.

(Foto: dapd)

Wenn eine Mannschaft drei Spiele hintereinander verliert, dabei aus dem DFB-Pokal ausscheidet und alle Chancen in der Meisterschaft verspielt, ist das nicht gut. Wenn der FC Bayern München dreimal verliert und dabei sogar die Teilnahme an der Champions League zu verspielen droht, ist das eine mittlere Katastrophe. Zumindest in der bizarren Parallelwelt des Fußballs, die, das sei hier am Rande auch einmal erwähnt, mit dem wirklichen Leben bisweilen arg wenig zu tun hat.

In diesem Mikrokosmos aber stehen die Münchner vor einem klassischen Dilemma. Mit Trainer Louis van Gaal läuft es nicht. Zumindest nicht mehr. Ohne ihn geht es aber auch nicht. Das zeigt schon allein die Tatsache, dass die Chefs des FC Bayern seit der Niederlage in Hannover überlegen und überlegen und überlegen. Und zu keinem Ergebnis kommen, wer denn anstelle van Gaals die verkorkste Saison noch retten soll. "Stand jetzt passiert nichts", lautete die Parole.

Sammer? Jol? Gerland? Scholl?

Wer soll es denn machen? Etwa Matthias Sammer, der jüngst nach langem Hin und Her als Sportdirektor beim Hamburger SV absagte und beim Deutschen Fußball-Bund als eine Art ewiger DFB-Jugendwart gilt? Martin Jol, ehemaliger Trainer des Hamburger SV, dessen Name vor allem deshalb gehandelt wird, weil er seit Dezember arbeitslos ist? Ralf Rangnick, der beleidigt die TSG Hoffenheim verlassen hat und nun überall im Gespräch ist, wo eine freie Stelle in Aussicht ist? Oder Amateurtrainer Hermann Gerland, womöglich im Verbund mit Ex-Spieler Mehmet Scholl? Klingt alles nicht überzeugend – ist es auch nicht.

Denn wenn einer den Bayernkarren noch aus dem Dreck ziehen kann, dann ist das Louis van Gaal. Ob es den Bossen an der Säbener Straße nun passt oder nicht. Louis van Gaal, das ist der Trainer, der die Münchner in der vergangenen Saison nicht nur zur Deutschen Meisterschaft, zum Pokalsieg und bis ins Endspiel der Champions League geführt hat. Der Niederländer ist auch der Mann, der den Bayern das gegeben hat, wonach sie sich trotz aller Erfolge stets sehnen: Anerkennung und Sympathie. Für eine erfrischende Art, Fußball zu spielen, für ein Offensivspektakel, für Tore. Der FC Bayern spielte plötzlich so, dass die Zuschauer ihn auch erkannt hätten, wenn nicht FC Bayern auf den Trikots gestanden hätte.

Wider den branchenüblichen Reflex

Wer nun anmerkt, dass die Erfolge der Vergangenheit im Profifußball eine sehr geringe Halbwertzeit haben, der mag Recht haben. Dennoch spricht viel dafür, dass sich die Bayern dem branchenüblichen Reflex widersetzen sollten. Der besagt, dass ein Trainer fliegt, wenn er nicht siegt. Ob es ihnen passt oder nicht. Denn kaum ein Trainer in München hat je eine Mannschaft so nach seinen taktischen Konzept geformt wie Louis van Gaal in den vergangenen 20 Monaten. Und dieses Konzept heißt Angriffsfußball. Das rächt sich jetzt, die wacklige Abwehr der Bayern steht seit Monaten zu Recht in der Kritik.

Aber würde der FC Bayern, unter wem auch immer, nun plötzlich defensiver spielen, wäre das kein guter Plan. Die Münchner würden sich ihrer größten Stärke berauben und die instabile Abwehr hätte nur noch mehr Druck zu ertragen. Für eine abrupte Systemänderung fehlen schlicht und ergreifend die geeigneten Spieler. Und die Zeit, schließlich stehen nur noch neun Bundesligaspieltage auf dem Programm. Also müssen sie Louis van Gaal in München weitermachen lassen. Ob das Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß nun passt oder nicht. Darüber, was sie dann nach der Saison machen, können sie ja noch einmal in Ruhe nachdenken.

Quelle: ntv.de

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