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Hoeneß rechnet mit van Gaal ab Alphatier trifft Alphatier

Lässt Uli Hoeneß beim FC Bayern die Abteilung Attacke aufleben? Hat Louis van Gaal die längste Zeit den deutschen Fußballmeister trainiert? Zweimal nein. Der Präsident hält nur den Zeitpunkt für günstig, wohlüberlegt seine Meinung kundzutun. Und, wie er sagt, Reizpunkte zu setzen.

Alphatiere unter sich: Uli Hoeneß und Louis van Gaal.

Alphatiere unter sich: Uli Hoeneß und Louis van Gaal.

(Foto: dpa)

Er hat sich das gut überlegt, keine Frage. Da hätte Uli Hoeneß, der Präsident des FC Bayern München, im Studio des Bezahlsenders Sky gar nichts extra erwähnen müssen, dass er "sicherlich darüber einige Minuten vorher nachgedacht" habe. Darüber, dass er mal eben mit dem Trainer des deutschen Fußballmeisters abrechnet. Und, zusammengefasst, Louis van Gaal attestiert, er sei ebenso dialog- wie kritikunfähig, beratungsresistent und habe zudem seine Spieler falsch eingeschätzt.

Er hat sich das also gut überlegt. Dafür spricht, dass Uli Hoeneß seine Generalkritik ruhig und sachlich, fast im Plauderton vorbrachte. Ein Wutausbruch sieht anders aus. Uli Hoeneß, der Präsident, nicht mehr der Manager. Abteilung Attacke war gestern. Dafür spricht auch, dass Uli Hoeneß schon zu lange im Geschäft ist, um so etwas ohne Kalkül zu sagen. Nur: Was hat er damit bezweckt? Gerade jetzt, wo die Bayern sich fürs Achtelfinale im DFB-Pokal qualifiziert haben, die Mannschaft in der Bundesliga gerade den SC Freiburg mit 4:2 besiegt hat und in der Champions League auf dem besten Weg ist, ebenfalls die Runde der letzten 16 Mannschaften zu erreichen. Hat er damit das Ende der Amtszeit van Gaals in München eingeläutet? Wohl kaum.

"Jetzt ist die Bahn offen"

Hoeneß selbst hat seinen Vorstoß so begründet: Der Zeitpunkt sei einfach günstig. "Jetzt ist die Bahn offen für eine gute Saison." Und: "Ich will ja noch deutscher Meister werden, da muss man Reizpunkte setzen." Das hat er getan. Wohl wissend, dass der FC Bayern in naher Zukunft wieder mit positiven Schlagzeilen aufwarten kann. Am Mittwoch können die Münchner im Champions-League-Spiel bei CFR Cluj den Einzug ins Achtelfinale perfekt machen, und beim Bundesligaspiel beim Tabellenletzten in Mönchengladbach ist aller Voraussicht nach Franck Ribéry wieder dabei. Wenn nicht jetzt, wann dann? Und wenn's ihm doch so auf der Seele brennt. Der Rest ist Spekulation.

Fest steht: Den Fehler, den die Bayern gemacht haben, haben sie gemeinsam begangen. Sie haben vor der Saison darauf verzichtet, den Kader zu verstärken. Und wer die Bayern in der vergangenen Saison hat Fußball spielen sehen, kann das sogar nachvollziehen. Die Münchner gewannen nicht nur die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal und erreichten in der Champions League überraschend das Finale. Nein, sie überzeugten auch mit schönem, attraktiven Fußball. Nun, da Arjen Robben, der wichtigste Spieler der Mannschaft, seit der Weltmeisterschaft in Südafrika verletzt ist und auch andere wichtige Spieler fehlen, merken sie, dass es nicht funktioniert. Hinterher sind auch die Bayern klüger.

Die Gelegenheit ist günstig

Und haben erkannt, dass die Spieler aus der zweiten Reihe wie Martin Demichelis, Anatoli Timoschtschuk und Mario Gomez plötzlich dringend gebraucht werden. Spieler, die übrigens Uli Hoeneß für viel Geld verpflichtet hat – bevor Louis van Gaal im Sommer 2009 nach München kam. Und die er, das hat er oft genug betont, nicht unbedingt in seinem Kader haben wollte. Für diese Spieler macht sich Hoeneß stark, jetzt, da es eh keine Alternative gibt. "Da ist dem einen oder anderen bei uns Unrecht geschehen." Das ist zumindest konsequent. Und eine gute Gelegenheit, dem – vielleicht aus Hoeneß' Sicht allzu starken und selbstbewussten -Trainer die Meinung zu sagen. Alphatier trifft Alphatier.

Viel ändern wird das nicht, zu groß ist der Kredit, den sich Louis van Gaal mit der erfolgreichen vergangenen Saison erspielt hat. Das sieht auch Uli Hoeneß so. Er glaubt selbst nicht daran, dass sich der Trainer seine Kritik zu Herzen nimmt. "Er gibt dir immer das Gefühl: Du bist ein guter Kerl, ich respektiere deine Meinung, aber ich setze meinen Kopf durch." Und falls Louis van Gaal, was so unwahrscheinlich nicht ist, doch etwas pikiert sein sollte – Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat seine Vermittlertätigkeit, wie es aus München verlautet, bereits aufgenommen. Eine Aussprache solle zeitnah stattfinden. Und dann wird Louis van Gaal weiter den FC Bayern trainieren. So, wie er das für richtig hält.

Quelle: ntv.de

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