Leichtathletik-WM

"Bin nur ein bisschen müde" Bolt kann auch 200 Meter

Sprint-Superstar Usain Bolt aus Jamaika hat auf dem Weg zum Weltmeisterschafts-Double in Berlin im Jogging-Tempo das Halbfinale über 200 Meter erreicht.

Mit einem Abendspaziergang ins Halbfinale hat Usain Bolt seine nächste Pflichtaufgabe erfüllt, die goldene WM-Kür soll einen Tag vor seinem 23. Geburtstag am Donnerstag folgen. Der Supersprinter aus Jamaika trudelte im 200-Meter-Zwischenlauf zehn Meter vor dem Ziel aus - 20,41 Sekunden und die fünftbeste Zeit reichten locker für die nächste Runde, die sensationell auch der deutsche Meister Robert Hering aus Jena erreichte.

Locker ins Halbfinale: Usain Bolt.

Locker ins Halbfinale: Usain Bolt.

(Foto: dpa)

"Ich bin okay", sagte Bolt, "nur ein bisschen müde. Ich brauche heute Abend mal eine kleine Pause, dann bin ich morgen wieder frischer", sagte Bolt nach seinem sechsten Auftritt im Olympiastadion und heizte die Fans noch einmal richtig an: "Ich habe nicht gesagt, dass ich den Weltrekord nicht brechen werde", meinte der "Außerirdische", der seine Fabelzeit von 19,30 Sekunden vor einem Jahr bei den Olympischen Spielen in Peking aufgestellt hatte. "Ich werde den Rekord nicht jagen, ich versuche, mein Bestes zu geben."

"All right." Schon gut, ja, alles in Ordnung. Mehr kriegt Bolt nach seinem Vorlauf nicht heraus. So richtig ausgeschlafen wirkt der Sprint-Titan von der Karibik-Insel zwei Tage nach seinem Gold-Coup mit dem Fabelweltrekord über 100 Meter (9,58 Sekunden) tatsächlich nicht. Den Start verträumt er fast: 0,183 - die schlechteste Reaktionszeit in seinem Rennen. Wie in Trance geht Bolt nach dem Vorlauf aus dem Stadion, Dutzende Journalisten lässt der 22-Jährige in der Mixed Zone, dem "Begegnungszentrum" von Medien und Athleten im Stadiontunnel, einfach stehen. Kein Kommentar mehr. Keiner soll ihn auf seiner Goldmission stören oder stoppen. Teil 2 der Bolt-Gold-Show steigt am Donnerstagabend, 20.35 Uhr, im 200-Meter-Endlauf.

"Fair Play sieht jedenfalls anders aus"

Auch ohne seinen bis dato schärften Konkurrenten, den verletzten Titelverteidiger Tyson Gay (USA), darf sich die Sportwelt auf das nächste heiße Finale freuen. Bei 35 Grad Celsius steigt auch das Fieber der Bolt-Fans noch einmal: Die Meteorologen haben den wärmsten Tag des Jahres vorausgesagt. Gay, über 100 Meter mit Silber dekoriert und US-Rekord (9,71 Sekunden) geadelt, hatte sich am Montag wegen einer hartnäckigen Leistenzerrung abgemeldet. Der Amerikaner will sich für die Staffel schonen.

"Das ist eigentlich nicht mehr menschlich", meinte die neue 100-Meter-Weltmeisterin und Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser aus Jamaika über ihren Landsmann. "Ich war so begeistert." Die Konkurrenz sieht die Hacken, die Welt liegt Bolt zu Füßen. Kritik an einem Außerirdischen muss da fast wie ein Kulturschock wirken. Doch Stefan Schwab hat sich getraut. "Was der für einen Zirkus veranstaltet. Ganz ehrlich, da fehlt mir der Respekt vor den Gegnern. Fair Play sieht jedenfalls anders aus", schreibt der 10,19-Sprinter aus Schwarzenbek in seinem WM-Tagebuch für die "Lübecker Nachrichten".

Quelle: ntv.de, Von Ralf Jarkowski, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen