Das deutsche WM-Team Die Tops und Flops
23.08.2009, 12:30 Uhr
Ein sehr guter Diskuswerfer mit einem großen Mundwerk: Robert Harting.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Leichtathletik-WM in Berlin neigt sich dem Ende. Das deutsche Team glänzte hier und blamierte sich dort. Unvergessen bleibt nicht nur die grandiose Leistung von Jennifer Oeser. Im Gedächtnis bleiben auch die leeren Versprechungen von Malte Mohr.
TOPS

Sie legte im Sperrwurf ein fulminantes Karriereende hin: Steffi Nerius.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Steffi Nerius: Je oller, desto doller. Ein besseres Karriere-Ende kann man sich nicht vorstellen: Mit 37 Jahren zum ersten Mal ganz oben auf dem WM-Thron der Speerwerfer. Ein Rücktritt vom Rücktritt ist aber für Gold-Steffi ausgeschlossen. Kurios: Im Club "Cookie" wollte sie mit ihrem Tross feiern, wurde aber von Türstehern abgewiesen.
Robert Harting: Das zerfetzte Trikot wird langsam zu seinem Markenzeichen. Nervenstark legte der Mann mit dem Goldarm alles in seinen letzten Diskuswurf und entriss dem Polen Piotr Malachowski noch den sicher geglaubten Titel. Das Bild, wie der 2,01-Meter-Recke das Maskottchen Berlino kopfüber in den Berliner Nachthimmel stemmte, ging um die Welt.
Andre Höhne: Der "Marathon-Mann" dieser WM. 70 Kilometer legte der Berliner auf dem Geher-Boulevard Unter den Linden zurück: Nach den ersten 20 in brütender Sonne war er noch unzufrieden mit Platz 14. Auf den 50 Kilometern "ging" er richtig aus sich heraus: Platz 5 und eine Super-Zeit - fast sechs Minuten unter seiner bisherige Bestmarke - waren der Lohn. "Manch fünfter Platz ist so gut wie eine Medaille", lobte Sportdirektor Jürgen Mallow.
Verena Sailer: Nach dem grandiosen Bronze-Staffelrennen landete sie erst mal auf der Krankenstation. Im Freudentaumel strauchelte sie hinter der Ziellinie und zog sich heftige Schürfwunden vom Oberschenkel bis zur Hüfte zu. "Für die Medaille habe ich mich gern auf die Schnauze gelegt", meinte die 23-jährige Sprinterin aus Mannheim.
Jennifer Oeser: Alles schien aus: Sturz bei Halbzeit des 800-Meter-Rennens der Siebenkämpferinnen. Doch dann rappelte sich die flotte Polizeimeisterin auf, hechelte hinterher und überholte unter der Beifallswoge der Berliner eine Konkurrentin nach der anderen. Silber für unglaublichen Kampfgeist. Sprintstar Usain Bolt hockte staunend auf dem Startblock, als die Berliner die Siebenkämpferin so euphorisch feierten, dass sich der Startschuss zu den 100 Metern verzögerte.
FLOPS
Robert Harting: Die beleidigenden Äußerungen des Diskus-Riesen zur "Brillen-Aktion" der DDR-Doping-Opfer nach der Qualifikation eskalierten zum Eklat der WM. Auch die Entschuldigung und der WM-Titel einen Tag später konnten den Fauxpas nicht vergessen machen. Ein angekündigtes Medien-Training darf nicht die einzige Konsequenz für Harting bleiben.
Charles Friedek: "Ich will die Bude rocken" - die Ankündigung des Dreispringers ging nach hinten los. Er rockte nicht die Bude, sondern die "Bude" machte ihn nervös. Drei ungültige Versuche mögen erneut als Beleg dienen, dass Athleten ohne erfüllte Norm im WM-Team nichts zu suchen haben.
Alexander Kosenkow: Viel zu zeitig rannte er los, einsichtig zeigte er sich nicht. "Es gibt keinen Schuldigen", meinte der Wattenscheider. Marius Broening hatte nach dem Feuerwehr-Antritt seines Staffelkameraden keine Chance, den Stab noch in dessen Hand zu versenken. Aus der Traum vom Finale und einem deutschen Rekord über 4 x 100 Meter. Die späte Einsicht von Tobias Unger ("Wir hatten Jamaika rauskegeln können") half da nichts mehr.
Malte Mohr: Leere Worte, tiefer Fall: Eine Medaille hatte der Leverkusener trotz schon verpatzter DM als Zehnter angekündigt. Nach der Anfangshöhe von 5,50 Meter war die Stabhochsprung-Konkurrenz für ihn zu Ende. Der letzte Platz die ernüchternde Bilanz.

Fünfte in Osaka, keine Chance in Berlin: die Weitspringerin Bianca Kappler.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Bianca Kappler: Gegenwind, Regen, Nerven - Alles war Schuld, nur nicht die eigene Form. Die WM-Fünfte von Osaka war nach ihrem vorjährigen Achillessehnenriss im Frühjahr (6,81 m) wieder gut in Form gekommen und aussichtsreich in den Wettkampf gegangen. Beim Saison-Höhepunkt fehlte die nötige Fitness. "Es war das schlechteste, was passieren konnte", sagte sie selbst.
Quelle: ntv.de, dpa