Leichtathletik-WM

Weltmeisterin aus Südafrika Empörung über Geschlechts-Test

Ein schüchternes Mädel vom Dorf macht Südafrika stolz, doch in die nationale Freude über den WM-Titel von Caster Semenya mischen sich auch Ärger und Empörung über den vom Weltverband IAAF verfügten Geschlechts-Test.

Golden Girl? Caster Semenya.

Golden Girl? Caster Semenya.

(Foto: dpa)

Die 18 Jahre alte Sportstudentin sorgte auf den Titelseiten der Medien am Kap als "Golden Girl" für Schlagzeilen. Wegen ihrer männlichen Erscheinung gibt es aber Zweifel, ob die Weltmeisterin über 800 Meter eine Frau ist. "Sie rief mich später an und sagte mir, dass sie sie dort für einen Mann halten", sagte Casters Großmutter Maphuti Sekgala (80) der Zeitung "The Times" und meinte: "Was kann ich machen, wenn man sie als Mann bezeichnet, obwohl sie keiner ist? Gott hat sie so gemacht!" Ähnliche Reaktionen gab es am Donnerstag auch im Rundfunk. Dort wurde die Frage aufgeworfen, ob nicht neidische Wettbewerber Semenyas Weltjahresbestzeit von 1:55,45 Minuten madig machen wollten.

Dabei hatte die Südafrikanerin aus dem nahe der Stadt Polokwane gelegenen Dorf Ga-Masehlong schon früh mit solchen Zweifeln zu kämpfen. "Bei Sportveranstaltungen beschwerten sich Lehrer von anderen Schulen mitunter und behaupteten, sie wäre ein Junge. Ich denke, das lag daran, dass sie physisch stark ist und von der Figur her einem Jungen ähnelt", berichtete ihr ehemaliger Lehrer von der Nthema-Schule. Wenn sie mit ihren fünf Geschwistern nicht gerade im elterlichen Haushalt half, Essen kochte, Wäsche wusch oder Wasser holte, galt ihre ganze Begeisterung dem Fußball.

"Sie mag es, sich mit den Jungs zu messen"

"Ich habe sie oft gefragt, warum sie weiter Fußball mit den Jungs spielt - sie sagte mir nur: Weil es mir Spaß macht", sagte ihre Mutter Dorcas Semenya der Zeitung "The Star". Die 50-Jährige - die ihrer Tochter stark ähnelt - bereitet sich gerade in dem ländlichen Ort Seshego auf eine Prüfung als Pflegerin vor. Um ihre Tochter siegen zu sehen, musste sie eigens auf eine Lodge fahren, die Satelliten-TV hatte. Dort brodelte die Begeisterung. "Sie mag es, sich mit den Jungs zu messen und läuft ihnen beim Training meist davon; und das motiviert sie sehr, da es sie in eine bessere Ausgangslage versetzt, wenn sie gegen Frauen antritt", sagte ihr Trainer an der Universität Pretoria, Michael Feme, der "Times".

Wie ein Wirbelwind kam sie quasi aus dem Nichts, um die etablierte Sportwelt als athletische Sensation auf den Kopf zu stellen. Die 18- Jährige war erst vor drei Wochen wie aus dem Nichts kommend die Weltklasse-Zeit von 1:56,72 Minuten gelaufen. Im WM-Finale unterbot sie diese Leistung noch einmal und verwies Titelverteidigerin Janeth Jepkosgei aus Kenia (1:57,90) und Jennifer Meadows aus Großbritannien (1:57,93) auf die weiteren Medaillenränge. Dennoch hat der Geschlechts-Test auf Veranlassung der IAAF für Verärgerung gesorgt. Der südafrikanische Leichtathletik-Verband sah keinen Grund für den Verdacht.

Ihr Vorsitzender Leonard Chuene beschuldigte einen Teil der heimischen Medien, den Verdacht zu nähren. Sie habe erfolgreich an anderen internationalen Veranstaltungen teilgenommen, ohne dass der Verdacht aufgekommen sei. "Warum jetzt? Könnte es etwa sein, weil sie ein so gutes Abschneiden bei ihrer ersten Teilnahme an einer internationalen wichtigen Meisterschaft so nicht erwartet hatten?", fragte er und hielt ihnen düstere Machenschaften vor. Die Betroffene selbst gab sich abgeschirmt von den Medien ungerührt. Sie genieße ihre Zeit in Berlin, sagte eine Betreuerin dem Radiosender SAFM.

Quelle: ntv.de, von Ralf E. Krüger, dpa

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