"Diskus soll gegen die Brillen springen" Harting sorgt für Eklat
18.08.2009, 13:29 UhrSeiner sportlichen Aufgabe entledigte er sich mit Bravour, dann vergriff sich Robert Harting erneut im Ton und sorgte für einen Eklat. "Wenn der Diskus auf dem Rasen aufspringt, soll er gleich gegen eine der Brillen springen, die die Doping-Opfer hier verteilt haben. Aber ich bin kein Mörder, ich will nur, dass sie wirklich nichts mehr sehen", erklärte der Berliner. Inzwischen hat er seine Aussagen bedauert.
Und ließ in der Mixed-Zone verblüfften Journalisten zurück, nachdem er mit der Bestweite von 66,81 Metern den Einzug ins Diskus-Finale der Leichtathletik- Weltmeisterschaften am Mittwoch gleich im ersten Wurf geschafft hatte. "Ich finde diese Äußerungen unsäglich", sagte Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes DLV. Zu möglichen Konsequenzen wollte sich nicht äußern.
Harting spielte mit seinen Äußerungen auf die Aktion des Dopingopfer-Hilfe-Vereins an, der während der WM 20.000 Papp-Brillen im Olympiastadion und am Brandenburger Tor verteilen lässt, um auf den Missbrauch verbotener Mittel aufmerksam zu machen. "Diese Äußerungen sind eine optimale Werbung für unsere Aktion. Harting sagt damit sehr deutlich, was bei ihm und in seinem Sport los ist", sagte die frühere Weltklasse-Sprinterin Ines Geipel, die sich als Sprecherin der in der DDR gedopten und geschädigten Athleten profiliert hat.
"Zeigt wieder, wes Geistes Kind er ist"
"Es wundert mich nicht, was Harting da ablässt. Es zeigt wieder, wes Geistes Kind er ist. Auch in seinen Äußerungen zur Freigabe von Doping ist er ja schon zurück gerudert", sagte Uwe Trömer, der durch Doping schwer geschädigte frühere DDR-Bahnradsportler. "Ich wünsche Harting, dass er Weltmeister wird, aber ich wünsche mir auch, dass er mal über ein paar seiner Äußerungen nachdenkt. Außerhalb des Diskusrings zeichnet er sich nicht durch Fairness aus." Bereits vor den Titelkämpfen hatte Harting mit seinen umstrittenen Forderungen über eine eingeschränkte Freigabe von Doping-Mitteln im Verband für Kopfschütteln gesorgt. Später räumte er ein, "leichtgläubig gehandelt" zu haben. "Es ist offensichtlich, dass ich natürlich nicht für Doping stehe." Er habe lediglich den Sinn des Antidoping-Kampfes in Relation zwischen Aufwand und Nutzen infrage gestellt.
Der Frust Hartings auf den DLV rührt unter anderem von der angespannten Situation um seinen Trainer Werner Goldmann her, dessen Vertrag im Winter vom Verband nicht verlängert worden war. Goldmann war durch Aussagen seines Ex-Schützlings Gerd Jacobs wegen seiner Verwicklungen in das DDR-Doping belastet worden, hatte dies aber immer geleugnet. Inzwischen deutet aber vieles auf eine Weiterbeschäftigung von Goldmann hin. Dagegen hatten sich die DDR-Doping-Opfer vehement gewehrt. Das Verfahren vor dem Arbeitsgericht ist aber noch nicht abgeschlossen. Goldmann durfte im Vorjahr nicht zu Olympia nach Peking reisen.
Quelle: ntv.de, Von Frank Thomas, dpa