Olympia-Bilanz der internationalen Presse "Autokrat Putin hat sich ein Denkmal gesetzt"

Die Abschlussfeier war ein riesiges Spektakel, die jedoch über die Milliardeninvestitionen in die Spiele nicht hinweg täuschen kann.

Die Abschlussfeier war ein riesiges Spektakel, die jedoch über die Milliardeninvestitionen in die Spiele nicht hinweg täuschen kann.

(Foto: imago/GEPA pictures)

Die internationalen Medien ziehen nach dem Ende der Olympischen Winterspiele ein weitgehend positives Fazit, kritisieren jedoch die Begleitumstände. Die Abschlussfeier in Sotschi wird von der Presse gelobt. Negative Stimmen richten sich vor allem gegen Putin.

Russland

Sovietsky Sport: "Das russische Team hat seinen Status als Sport-Großmacht untermauert."

Kommersant: "Sotschi verabschiedet sich von den Olympischen Spielen, bestens organisiert, ohne ernsthafte Störungen und auf höchstem Niveau durchgeführt."

Vedomosti: "Für den russischen Sport waren es perfekte Spiele. Die Frage ist, wie wir den Schwung mitnehmen können. Seien wir ehrlich, es wird nicht einfach."

Sport Express: "Danke! Danke an alle. Es waren fantastische Tage. Wir werden sie nie vergessen."

England

The Guardian: "Es war eine wilde und eindrucksvolle Zeremonie mit aufwendigen Effekten, fast wie eine zweite Eröffnungsfeier."

Telegraph: "Das Ende wirkte, als hätten die Maskottchen die drei Kinder gekocht und gegessen. Furchtbar, einfach furchtbar."

Daily Mail: "Russland hat bei der Abschlussfeier nicht nur sein Kulturerbe gezeigt, sondern auch einen Sinn für Humor, als die Tänzer den Fehler der Eröffnungsfeier parodierten.

USA

USA Today: "Bei allem, was von den Spielen in Sotschi bleibt, ist dies das Wichtigste: Sie waren sicher. Dies ist der ultimative Sieg der Olympischen Spiele von Sotschi."

Los Angeles Times: "Die Spiele von Sotschi liefen fehlerfrei ab, mit einem greifbaren Gefühl der Sicherheit. Aber der zum Schutz von Olympia von Putin verhängte "Ring aus Stahl" sperrte auch die Magie aus."

New York Times: "Warum fällt es so schwer anzuerkennen, dass diese Spiele so gut waren? Vielleicht, weil ihr Erfolg auch als Symbol für die Macht und den Einfluss von Präsident Wladimir Putin steht. Zugleich: Wären diese Spiele nicht hier abgehalten worden, wäre der Aufschrei über die Anti-Homosexuellen-Gesetze und andere repressive Gesetze nicht von so vielen auf der Welt gehört worden. Putin hat die Spiele bekommen, und sein Land blühte auf. Dabei wurde eine weniger liebenswerte Seite von Russland bloßgestellt, was sich als der wichtigste Erfolg dieser Spiele herausstellen könnte."

Sports Illustrated: "Die Granden des IOC predigen, dass die Spiele nicht in die Politik verstrickt sein sollten. Sie halten Ukrainer davon ab, durch das Tragen schwarzer Armbänder ihrer Landsleute zu gedenken. So lange die Spiele Werbung für das Land sind, das sie veranstaltet, laden die Spiele zu Urteilen ein, die über sie selbst hinausgehen."

Chicago Tribune: "Die Spiele endeten, wie sie begannen, mit einer Hommage an die russische Kulturgeschichte. Die Athleten verbrachten den Großteil der Show ruhig auf ihren Plätzen, als ob sie ein Uni-Seminar besuchen würden."

Kanada

Globe and Mail: "Nun, da die IOC-Mitglieder nach Hause fahren, sollten sie innehalten für ehrliche Gespräche über die Größe der Spiele, und was die olympische Bewegung tun kann um sicherzustellen, dass sie für die Gastgeber keine Last darstellen. Einstweilen verdient das russische Volk, das die Welt beherbergte und sich zugleich vor ihr beweisen musste, unseren Dank."

Italien

Gazzetta dello Sport: "Putin beendet die Olympischen Winterspiele als Sieger. Nichts hat seine Parade ruiniert. Weder die fast nicht fertigen Zimmern, noch die Proteste der Kosaken, noch der fundamentalistischen Terroristen. Schöne Berge und Anlagen, tolles Wetter. Wie Putins Vize-Premier Dmitri Kosak gesagt hat, hat Sotschis Sonne die Skepsis rund um diese Olympischen Winterspiele aufgelöst."

Tuttosport: "Die Frage, oder besser gesagt, der Verdacht lautet: Hatte es einen Sinn? Hatte es einen Sinn, 40 Milliarden Euro auszugeben, um diese Olympischen Winterspiele auf die Beine zu stellen, die drei Mal so viel wie jene von London und doppelt so viel wie Peking 2008 gekotet haben? Vom Rest der Welt betrachtet ist die Antwort: nein. Von Moskau aus betrachtet, hat es sich durchaus gelohnt. Für ein Regime, das zu den härtesten und meist kritisierten der Welt zählt, war ein Lifting notwendig, eine Imageauffrischung, ein wenig Propaganda notwendig."

Corriere dello Sport: "Eine Winterolympiade mit dem Meer in der Nähe und weit weg liegenden Bergen ist zu Ende gegangen. Nichts wird von diesen Winterspielen verloren gehen, die 40 Milliarden Euro gekostet haben. Die Russen können Geld verschwenden, die russischen Behörden werden sich jetzt verstärkt bemühen, Sotschi als Urlaubsgegend zu profilieren."

Spanien

AS: "Wladimir Putin sah das Ende seiner Spiele mit stolzem Interesse. Er atmet tief durch. Anfangs wurde nur über die Bedrohung durch Terroristen, das Anti-Schwulengesetz und die mit 37 Milliarden Euro teurersten Spiele aller Zeiten gesprochen. Am Ende nur noch über den organisatorischen und sportlichen Erfolg des Ausrichters."

El Mundo: "Der Triumph von Putin. Die Winterspiele wurden von einer Zeremonie abgeschlossen, die den Erfolg von Putin und Russland, den großen Sieger des Ereignisses, krönt."

Marca: Russland brilliert in seinen Spielen.

Frankreich

L'Equipe: "Sotschi gibt den Staffelstab mit einer letzten Show an Pyeongchang. Die Athleten waren endlich in der Lage, die Zeremonie zu genießen."

Le Monde: "Russland rundet Spiele mit Verherrlichung ab - Wladimir Putin wollte zeigen, dass sein Land fähig ist, solche Veranstaltungen zu organisieren. Die Rechnung ging auf, wie bei der Abschlussfeier IOC-Präsident Thomas Bach per Persilschein erklärte, dass Russland alles gehalten hat, was es versprochen hatte. Dieser Satz löste donnernde Ovationen und zufriedenes Lächeln im Kreml aus."

Niederlande

De Volkskrant: "Der Boulevard von Sotschi: das Symbol für Putins Heuchelei ... Der Boulevard verbindet die beiden Welten, die Präsident Putin geschaffen hat. Die des Staatsterrorismus und die der Staatspropaganda."

AD: "Die Spiele von Sotschi verliefen fast perfekt. Vor knapp einem Jahr sah die Stadt Sotschi wie eine Großbaustelle aus. Russland kann auf einen fast makellosen Ablauf der Veranstaltung zurücksehen."

Schweiz

Blick: "Ein schönes Ende."

Tagesanzeiger: "Die russischen Gastgeber boten zum Ende der Olympischen Spiele eine wunderschöne Show. Als Russlands Olympiahelden den Athletenreigen beschlossen, riss es sogar Putin aus seinem Sitz."

Neue Zürcher Zeitung: "Man fühlte sich in einer olympischen Truman-Show. Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Illusion verwischten. Überbordende Freude, eine Atmosphäre der Begeisterung kam nicht auf."

Österreich

Kurier: "Die Schlussfeier bot eine Zeitreise durch die russische Kultur. Eine sympathische, aber keinesfalls euphorische Show."

Der Standard: "Der Autokrat Putin hat sich in Sotschi und Sotschi-Berg ein veritables Denkmal gesetzt. Begrenzt man den Fokus der Betrachtung auf die Spiele selbst - blendet also nach IOC-Wunsch das Politische aus -, so war Sotschi fraglos ein guter Ort für sportliche Wettkämpfe. Es waren schöne, spannende, zum Teil spektakuläre Spiele, die ihren, vom IOC ausdrücklich gewährten Zweitnutzen sehr gut nachkamen."

Kronenzeitung: "Es war eine Zeitreise durch die russische Kultur. Die Show war sympathisch, fiel aber keineswegs euphorisch aus."

Heute: "Diese Schlussfeier zauberte selbst Wladimir Putin ein Lächelns ins Gesicht. Der Kreml-Chef wirkte sichtlich zufrieden und glücklich."

Schweden

Aftonbladet: "Russland hat die Welt über Gräbern und unter politischen Gewitterwolken empfangen. Mit Tränen und drei russischen Fahnen sagen sie auf Wiedersehen. Es waren gute Spiele. Am Ende standen die russischen Olympiasieger vereint in einem blau-rot-weißen Propaganda-Traum."

Quelle: ntv.de, lsc/sid

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