Komplette Leere vor Elfmeter Bronze-Heldin Berger wusste nicht, was sie tat
09.08.2024, 19:44 Uhr
Augen zu und durch: Ann-Katrin Berger hält die Bronzemedaille fest.
(Foto: picture alliance/dpa)
Schon wieder rettet Ann-Katrin Berger die deutschen Fußballerinnen. In der letzten Minute der Nachspielzeit pariert sie im Spiel um Bronze den spanischen Elfmeter. Nur wie sie das gemacht hat, das weiß die Torhüterin selbst nicht.
Elfmeter-Heldin Ann-Katrin Berger hat den deutschen Fußballerinnen gegen Spanien quasi im Stand-by-Modus die Olympia-Bronzemedaille gerettet. "Ich habe absolut keine Ahnung, was ich da gemacht habe in den zwei Minuten, bis sie den Elfmeter geschossen hat. Mein Kopf hat sich einfach ausgeschaltet. Meine Emotion waren auf einmal nicht mehr da", sagte die Torhüter nach dem in der Endphase hochdramatischen 1:0 (0:0) im Spiel um Platz drei in Lyon gegen die Weltmeisterinnen.
Die 33-Jährige hielt in der neunten Minute der Nachspielzeit einen Foulelfmeter von Spaniens Kapitänin Alexia Putellas. Sie habe sich auf dieses Duell nicht wirklich fokussieren können, gab Berger unumwunden zu: "Wie gesagt: Ich war einfach komplett leer." Sie parierte den halbhoch geschossenen Elfmeter dennoch famos - und das ohne Tipps von Torwarttrainer Michael Fuchs.
"Der wollte mir eigentlich zeigen, wo sie meistens hinschießt. Ich habe ihn leider nicht gesehen, er ist zwei Meter groß, ich habe ihn trotzdem nicht gesehen", berichtete Berger: "Es war einfach Instinkt." Als dann ihre Mitspielerinnen auf sie zugestürmt kamen, sei das schon "angsteinflößend", aber auch ein "unfassbar schönes Gefühl" gewesen.
"Der Elfmeter war für ihn"
Den gehaltenen Elfmeter widmete sie Horst Hrubesch, der sie vor dem Olympiaturnier zur Nummer 1 ernannt hatte und gegen Spanien sein letztes Spiel als Frauen-Bundestrainer bestritt. "Ich habe Horst gesagt: Der Elfmeter war einfach für ihn, dass er an mich geglaubt hat und mir das Vertrauen gegeben hat, obwohl ich die letzten paar Jahre sehr unter meinen Trainern gelitten habe und die aus mir nicht das Beste rausholen konnten", sagte die Torhüterin vom US-Klub NJ/NY Gotham FC.
Grundsätzlich durfte sich der 73-Jährige, der nach Olympia von Christian Wück beerbt wird, mit Blick auf Berger bestätigt fühlen. Nach zwei Patzern in der Vorrunde war bereits die Frage aufgekommen, ob die Beförderung die richtige Entscheidung war. Dieses Thema hatte sich schon während des olympischen Turniers erledigt.
"Ich war mir sicher, dass Anne ihn hält. Ich habe da überhaupt keine Bedenken gehabt. Ich war eigentlich ruhig", sagte Hrubesch nach der nervenaufreibenden Schlussphase. Denn die letzten Zweifel an ihren Fertigkeiten beseitigte Berger im Viertelfinal-Krimi gegen Kanada. Die Torhüterin hielt nicht nur zwei Schüsse im Elfmeterschießen, nein, sie trat auch selbst als Schützin an - und traf. "Wir haben eine Maschine im Tor", schwärmte Alexandra Popp danach: "Dass sie ihn noch eiskalt selber reinmacht - Chapeau."
Den Hut zogen die Mitspielerinnen in der Vergangenheit schon mehrmals vor ihrer Torhüterin. Schließlich besiegte Berger bereits zweimal (2017 und 2022) den Krebs an ihrer Schilddrüse. Das Wissen um die wirklich wichtigen Dinge im Leben verleiht Berger eine große Gelassenheit auf dem Platz. "Ich glaube, unter Druck arbeite ich besser als ohne Druck", erklärte die gebürtige Schwäbin nach dem Kanada-Drama, die beim Elfmeterschießen auf ihren "Instinkt" vertraute: "Ich war nach den Fehlern in der Vorrunde überhaupt nicht glücklich mit mir. Ich wollte auf jeden Fall zeigen, dass ich ganz andere Qualitäten habe."
Quelle: ntv.de, ses/dpa/sid