Überraschung im Teamspringen DSV-Adler gewinnen Silber
22.02.2010, 21:15 UhrFür die deutschen Skispringer ist die medaillenlose Zeit bei olympischen Spielen beendet. Im Mannschaftswettbewerb gewinnt das deutsche Quartett überraschend Silber hinter den favorisierten Österreichern. Es ist das erste Edelmetall seit acht Jahren.

Was zu beweisen war: Die DSV-Springer sind im Team besser als die Summe ihrer Einzelleistungen.
(Foto: REUTERS)
Den deutschen Skispringer haben bei den Olympischen Winterspielen doch noch die erhoffte Medaille gewonnen. Michael Neumayer, Andreas Wank, Martin Schmitt und Michael Uhrmann sicherten sich beim Mannschaftsspringen auf der Großschanze von Whistler mit 1035,8 Punkten den zweiten Platz. Gold ging an die Topfavoriten aus Österreich (1107,9), die seit 2005 alle wichtigen Team-Wettbewerbe gewonnen haben. Bronze holte nach einem spannenden Wettkampf Norwegen.
Gregor Schlierenzauer, Vierschanzen-Tourneesieger Andreas Kofler, der sechsfache Weltmeister Wolfgang Loitzl und Thomas Morgenstern, der Doppel-Olympiasieger von 2006, feierten am Ende siegestrunken im Auslauf. Das Austria-Team stellte nach den Triumphen bei der WM 2005, 2007 und 2009 sowie bei den Winterspielen 2006 in Turin und nun in Vancouver die Serie der Finnen ein: Die Skandinavier waren von 1984 bis 1989 ungeschlagen.
Zudem feierten die österreichischen Skispringer das erste Gold bei den Spielen nach zweimal Bronze für Schlierenzauer vom kleinen und großen Bakken. "Das ist nix zum Abholen, wir müssen alle gscheit Gas geben", hatte Kofler seine Kollegen vor Überheblichkeit gewarnt - und sie hörten auf ihn. Am Ende gewannen sie im Feld der zwölf Quartette mit dem größten Abstand, den es je bei Winterspielen gegeben hat.
Neumayer lässt hoffen
Das Abschneiden des deutschen Teams ist vor allem für die Routiniers Schmitt und Uhrmann eine Genugtuung: 2002 in Salt Lake City standen die heute 32- und 31-Jährigen noch ganz oben auf dem Treppchen. Vor vier Jahren in Turin gingen sie als Vierte leer aus, aber jetzt hat sich ihr Durchhaltevermögen ausgezahlt.
Der Medaillenkampf hatte verheißungsvoll begonnen: Neumayer flog im ersten Durchgang auf 137 Meter hinaus und ballte die Faust. "Das war ein Traumstart. Ich bin voll happy über den Sprung", meinte der Berchtesgadener und legte dann 136,5 Meter nach: "Ich bin sehr zufrieden, das waren zwei richtig schöne Sprünge." Schmitt, der nach überstandenem Erschöpfungssyndrom nicht mehr zu seiner Topform gefunden hat, kam nur auf 128 und 122 Meter und ließ die Deutschen nochmal mächtig zittern. Der Oberhofer Wank glänzte hingegen mit 139 Metern beim zweiten Versuch. Für die Schlussspringer wurde das Ganze zum Nervenspiel: Der Norweger Anders Jacobsen, Uhrmann und Schlierenzauer mussten wegen des Windes minutenlang warten, ehe sie von der Schanze durften.
Uhrmann behielt trotz der Verzögerung die Nerven und sicherte Silber. "Das war ein Supersprung. Ich wollte und habe mich nicht aus der Ruhe bringen lassen", sagte der Routinier, nachdem seine Teamkollegen im Freudentaumel über ihn hergefallen waren. "Für mich war klar, die bekommen uns da vorne nicht mehr weg." Auch Neumayer war aus dem Häuschen: "Wir wollten unbedingt diese Medaille - und jetzt haben wir sie."
DSV-Quartett hält Druck stand
Nach einer schwierigen Saison hatte Bundestrainer Werner Schuster das Teamspringen zum wichtigsten Wettbewerb ausgerufen. Doch nur Uhrmanns fünfter Platz auf der Einzelschanze und Neumayers Rang sechs auf der Großschanze gaben Anlass zu Optimismus. Zudem waren Schmitt und Co. bei der WM 2009 nur auf Platz zehn gelandet. Bei Olympia sprangen sie nun aufs Treppchen zurück.
"Das ist sicherlich der größte Erfolg, an dem das ganze Team beteiligt war. Ich bin stolz auf diese Mannschaft und freue mich, der Chef dieses Teams zu sein", sagte Schuster nach dem Wettkampf.
Doppel-Olympiasieger Simon Ammann mussten die Deutschen dieses Mal nicht fürchten: Die Schweizer haben zu wenige Weltklasse-Springer, um eine Mannschaft stellen zu können. Die Finnen mussten sich nach dem Ausfall ihres Routiniers Janne Ahonen (Knieverletzung) mit Platz vier begnügen.
Quelle: ntv.de, dpa