"Mal so ein richtiger Scheißtag" De Zordo hadert mit Olympia-Aus

"Es ist schon bitter, dass ich das nicht zurückgeben konnte": Matthias de Zordo.

"Es ist schon bitter, dass ich das nicht zurückgeben konnte": Matthias de Zordo.

(Foto: dapd)

Speerwerfer Matthias de Zordo ist ein absoluter Weltklasseathlet - wenn er fit ist. Seine Olympia-Nominierung per Ausnahmeregelung macht sich nicht bezahlt. Er bleibt in London ohne gültigen Versuch. "Ich habe irgendwie den Kopf nicht richtig freibekommen."

Nein, ein Olympia-Tourist will Matthias de Zordo nicht sein. "Am liebsten würde ich jetzt abhauen und heimfliegen. Aber ich glaube, ich bin erst für den 13. gebucht", sagtete der Speerwurf-Weltmeister. Der Deutsche Olympische Sportbund und der Leichtathletik-Verband hatten dem lange verletzten 24-Jährigen das London-Ticket auf dem Silbertablett serviert: Mit Edelmetall um den Hals wird de Zordo aber nicht nach Hause fahren. Und nach einer missratenen Qualifikation stellt sich die Frage, ob es sinnvoll war, mit einer nicht auskurierten Kapselverletzung im Ellbogen anzutreten.

"Der DOSB ist für mich in Vorlage getreten. Es ist schon bitter, dass ich das nicht zurückgeben konnte", sagte der Saarbrücker und kündigte an, dass die Saison für ihn beendet sei: Er wolle seinem Arm wirklich Ruhe geben "und mal zwei, drei Monate gar nicht werfen". De Zordo hatte sich beim Meeting am 10. Juni in St. Wendel die Verletzung zugezogen. Er fehlte sowohl bei den deutschen Meisterschaften in Wattenscheid als auch bei der EM in Helsinki. Dennoch wurde er mit einer Ausnahmeregelung nominiert. De Zordo, so hatte es DOSB-Präsident Thomas Bach, begründet, habe schon gezeigt, "dass er es bringen kann, womöglich mit einem einzigen herausragenden Wurf im Finale".

"Ein bisschen früh komplett belastet"

Doch der zweimalige deutsche Meister mit einer Bestweite von 88,36 Meter scheiterte schon wieder an den 82,00: Das war die geforderte Weite fürs Finale in London - und zuvor auch die Olympia-Norm. De Zordos Speer landete am Mittwochabend dreimal vor der 80-Meter-Marke. Dreimal trat er über die Abwurflinie und machte die Würfe ungültig: "Mein Anspruch war es, über 80 Meter zu werfen." De Zordo schüttelte immer seinen linken Wurfarm aus und verzog das Gesicht. Aber auf die Verletzung wollte er das frühe Olympia-Aus erst einmal nicht schieben, eher auf die fehlende Vorbereitung. "Das war mal so ein richtiger Scheißtag", fluchte er. "Ich habe irgendwie den Kopf nicht richtig freibekommen." Und der Ellbogen? "Bei Olympia muss es einem egal sein, wenn der Arm hinterherfliegt."

DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen sagte, ihm sei das Risiko bei den mit Ausnahmeregelungen nominierten Athleten wie de Zordo und Hochspringerin Ariane Friedrich immer bewusst gewesen. Im Olympia-Jahr habe der Verband jedoch "keine Einflussmöglichkeit, über einen Leistungsnachweis einzugreifen", da der DOSB nominiert. Deshalb liege es "in hohem Maße in der Eigenverantwortung des Athleten" und auch der Trainer einzuschätzen, ob ein Start Sinn ergibt. De Zordo hatte in Kienbaum vor dem Abflug nach London noch einen Härtetest und sich optimistisch geäußert: "Es hält alles, ich bin schmerzfrei, ich kann beim Abwurf richtig dranhauen." Nach dem Debakel in der Qualifikation hörte sich das anders an. Er habe den Arm wohl "ein bisschen früh komplett belastet". Sechs bis acht Wochen Pause hatte ihm der Arzt geraten - "ich hatte drei bis vier Wochen".

Quelle: ntv.de, Ulrike John, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen