Torwart hext Favoriten raus Der "Wer-Wolff" ist endlich zurück in Spaniens Albträumen

Andreas Wolff liefert im Halbfinale von Olympia eine spektakuläre Show.

Andreas Wolff liefert im Halbfinale von Olympia eine spektakuläre Show.

(Foto: IMAGO/wolf-sportfoto)

Andreas Wolff liefert im Halbfinale des olympischen Handballturniers eine unglaubliche Leistung ab - und führt das DHB-Team ins Endspiel. Zum ersten Mal seit 20 Jahren geht es für die deutsche Mannschaft um Gold. Und der entfesselte Torwart wird in Spanien noch lange im Gedächtnis bleiben.

Wenn die besten Handballer Spaniens an diesem Abend im Bett liegen, werden sie möglicherweise an Andreas Wolff denken. Wahrscheinlich wird der Torwart der deutschen Handball-Nationalmannschaft auch durch ihre Albträume fliegen. Es war der 33-Jährige, der zuvor in einem dramatischen olympischen Halbfinale alle spanischen Goldträume platzen ließ. Die deutsche Mannschaft gewann 25:24, vor allem, weil Wolff ganz früh ganz tief drin war im Kopf der spanischen Angreifer. Als Deutschland schnell 6:3 führte, hatte der Torwart schon sechs Bälle gehalten, am Ende waren es unglaubliche 22 Paraden. Deutschland spielt damit zum ersten Mal seit 2004 wieder um olympisches Gold.

Vor allem in den letzten Minuten dieses Krimis, als Spanien mehrfach die Chance hatte, auf zwei Tore davonzuziehen, trieb Wolff sie zur Verzweiflung: Immer brachte er noch einen Arm oder einen Fuß oder einen anderen Teil seines gewaltigen Körpers zwischen Ball und Tor, selbst aus kürzester Distanz. Je näher sie seinem Tor kamen, desto dunkler, größer und bedrohlicher wurde der mächtige Schatten, den der 110 Kilogramm schwere 1,98-Meter-Hüne wirft.

"Wollen zeigen, aus welchem Holz wir geschnitzt sind"

"Andi, Andi" ließen es die deutschen Fans von den Tribünen im zum Handball-Tempel umfunktionierten Fußballstadion von Lille schallen. Und am Ende, als der letzte spanische Angriff am deutschen Mittelblock zerschellt und die Uhr gnadenlos abgelaufen war, rannten sie alle zu ihrem Torwart. "Er hat großartige Paraden gezeigt, es hat uns ins Finale getragen", sagte Renars Uscins, mit seinen sechs Treffern in der zweiten Halbzeit bester deutscher Torschütze, über den Matchwinner bei Eurosport. Wahnwitzige 49 Prozent aller Bälle hielt Wolff. Schon "einige tolle Spiele" von seinem Torwart habe er gesehen, sagte Bundestrainer Alfred Gislason, "aber das hier ist einfach nur unglaublich".

Nun spielt seine Mannschaft am Sonntag um die Goldmedaille gegen die lange übermächtig wirkenden Dänen, die sich überraschend knapp (31:30) gegen Slowenien ins Finale zitterten. "Wir wollen der Handball-Welt jetzt zeigen, aus welchem Holz wir geschnitzt sind", sagte Halbfinal-Held Wolff mit Blick auf das Endspiel: "Wir haben noch einen Schritt, um in die Geschichte einzugehen." Nach dem Finaltriumph der DDR 1980 hat nie wieder eine deutsche Mannschaft olympisches Gold geholt. Nun kann es wieder so weit sein. Egal, wie es am Sonntag ausgeht: Schon der Finaleinzug ist ein großer Triumph für Deutschland, das sich nach dem goldenen Jahr 2016 schrittweise aus der absoluten Weltspitze wieder verabschiedet hatte - und sich nun mit Nachdruck zurückmeldet.

Noch am Mittwoch, beim deutschen Handball-Wunder gegen Frankreich (35:34 nach Verlängerung), hatte Wolff keine Hand an den Ball bekommen und räumte seinen Kasten früh für David Späth. Der U21-Weltmeister lief selbst zu großer Form auf und rettete das DHB-Team ins Halbfinale. Dort übernahm nun wieder Wolff. "Andi hat sich gefühlt alles für dieses Spiel aufgehoben. Ein Teufelskerl, der alles hält, was auf ihn zukommt", staunte Rückraumspieler Sebastian Heymann, der in der Abwehr hart für Wolffs Fabelquote geschuftet hatte: "Wir sind wahnsinnig stolz auf das, was wir erreicht haben. Jetzt wollen wir den letzten Schritt gehen."

"Der Werwolf, der Spanien erschreckte"

Mehr zum Thema

Wolff stürzte die ambitionierten Spanier also mal wieder ins Tal der Tränen. Wie damals 2016, als der Stern des deutschen Torwarts beim sensationellen Europameisterschaftstriumph in Polen aufgegangen war. "Andreas Wolff ist seit heute mit seinen Wahnsinnsparaden eine der schwarzen Bestien des spanischen Handballs" hieß es damals in der spanischen Presse, als der krasse Außenseiter den Favoriten 24:17 zerlegte - und der damals international völlig unbekannte Wolff seinen Kasten vernagelte.

Nun schreibt die spanische Sportzeitung "AS": "Wolff und das Halbfinale, unüberwindbare Mauern". Zum fünften Mal erreichten "Los Hispanos" ein olympisches Halbfinale - und zum fünften Mal scheiterten sie. "Andreas Wolff ist der Werwolf, der die Spanier bei einem weiteren gescheiterten Anlauf auf ein olympisches Finale erschreckte." Der deutsche Torwart ist nach acht Jahren zurück in den Albträumen Spaniens.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen