Auf dem Eis und in der Loipe Deutsche wollen Medaillen
15.02.2010, 18:30 UhrAm dritten Wettkampftag der Winterspiele haben die deutschen Olympioniken eine realistische Goldchance durch die Eiskunstläufer Aljona Savchenko und Robin Szolkowy. Bevor das Paar um den Olympiasieg kämpft, wollen die Rodlerinnen die Weichen auf Gold stellen und Langläufer Axel Teichmann gleich seine erste Medaillenchance nutzen.
Die deutschen Rodlerinnen sind die absoluten Topfavoriten auf Gold und Silber, doch auf dem Duell von Tatjana Hüfner und Natalie Geisenberger liegt ein Schatten. "Wenn man dran denkt, kommt Angst auf. Die darf nicht mitfahren", sagte die zweimalige Weltmeisterin Hüfner mit Blick auf den tödlichen Unfall um den verunglückten Georgier Nodar Kumaritaschwili. Gemeinsam hatten die beiden dominierenden Fahrerinnen des Winters bei der Eröffnungsfeier in Vancouver Abstand von dem schrecklichen Geschehen gesucht. Im Whistler Sliding Centre kämpft wieder jede für sich - und darum, dass die deutschen Frauen zum vierten Mal in Serie Olympia-Gold einfahren.
"Theoretisch müssten sie es unter sich ausmachen. Aber sie sind keine Maschinen", beschreibt die zweimalige Olympiasiegerin Sylke Otto die Chancen ihrer Nachfolgerinnen. In allen Weltcup-Rennen stand im Olympia-Winter entweder Gesamtsiegerin Hüfner oder Geisenberger ganz oben - der Konkurrenz blieb nur Staunen.
Teichmann will angreifen
Für Erstaunen will auch Langläufer Axel Teichmann sorgen. Vor der olympischen Entscheidung über 15 Kilometer (ab 21.30 Uhr im Live-Ticker) freien Stil hat der Thüringer seine gewohnte Zurückhaltung abgelegt und das Wort Podiumsplatzierung in den Mund genommen. "Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich ganz weit vorn landen möchte. Dafür habe ich vier Jahre lang hart gearbeitet", sagte Teichmann.
Von den Damen sind über 10 Kilometer keine Medaillen zu erwarten. "Wenn wir realistisch sind, dann wird es ein schwieriges Rennen. Die Vorleistungen waren nicht so, dass wir Ansprüche anmelden könnten", bemerkte Bundestrainer Jochen Behle.
Abfahrtsduell der alten Herren
Im Abfahrtsrennen der Herren (ab 19.30 Uhr im Live-Ticker) würde sich Stephan Keppler schon über eine Top-10-Platzierung freuen. "Die Verschiebung am Samstag war schade, aber das ist ein olympischer Bewerb und da sollten für alle faire Bedingungen herrschen", sagte der 27-Jährige. Nach den Wetterkapriolen am Wochenende konnte er nur einmal die Abfahrtstrecke testen.
Ein Medaillen-Kandidat in der "Königsdisziplin" ist der US-Amerikaner Bode Miller. Zwar betont er, es gehe ihm einzig um Spaß auf der Piste: "Ich würde es hassen, als einer der Typen in Erinnerung zu bleiben, die taktisch fahren, nur um eine Medaille zu holen." Miller bringt aber ohne Frage die skifahrerische Ausnahmeklasse mit, die besonders in der Abfahrt gefragt ist. Und er hat die Form, "schon lange habe ich mich im Februar nicht mehr so fit gefühlt", sagt er. Entscheidend aber könnte sein: Er hat mit 32 Jahren das Alter.
Abfahrten werden nur selten von 20-jährigen Draufgängern gewonnen, das gilt speziell für solche bei Olympia. Die letzten beiden Sieger, Antoine Deneriaz und Fritz Strobl, waren knapp 30, Jean-Luc Cretier 1998 fast 32. Und auch in Whistler Creekside bahnt sich ein Duell der alten Männer an, bei dem gleich mehrere Routiniers ihre letzte Chance auf den ganz großen Coup wittern. Top-Favorit Didier Cuche aus der Schweiz ist schon 35, der Österreicher Michael Walchhofer 34. Nur der ebenfalls zum Kreis der heißesten Sieg-Anwärter zählende Kanadier Manuel Osborne-Paradis fällt mit 26 etwas aus der Favoriten-Rolle.
Hoffen dürfen in der Abfahrt wie immer auch die Außenseiter: Bill Johnson (USA/1984), Tommy Moe (USA/1994), Jean-Luc Cretier (Frankreich/1998) oder Antoine Deneriaz (Frankreich/2006) hatte vor ihren Erfolgen keiner wirklich auf der Rechnung. Seit Franz Klammer 1976 hat sich der Schweizer Pirmin Zurbriggen (1988 in Calgary) als einziger Topfavorit in der Olympia-Abfahrt durchgesetzt.
Speiser will Edelmetall
Hoffnungsvoller Außenseiter ist David Speiser bei der ersten Snowboard-Entscheidung der Winterspiele. Der 29-Jährige zählt zwar nicht zu den Top-Favoriten, darf sich aber berechtigte Hoffnungen auf das Podest machen. "David ist momentan Sechster im Gesamtweltcup. Er gehört sicher zum erweiterten Kreis derer, die ein gutes Ergebnis machen können", meinte Timm Stade, der Sportdirektor des Snowboard Verbandes Deutschland (SVD).
Die größten Chancen auf Edelmetall haben die deutschen Snowboarder in der zweiten Olympia-Woche durch die Olympia-Zweite Amelie Kober und ihre Mitstreiter im Parallel-Riesenslalom, doch schon vorher wollen sie für erfreuliche Signale sorgen.
Nur 0,7 Punkte zurück
Keine Außenseiter im Eiskunstlauf sind Aljona Savchenko und Robin Szolkowy. Vor der Kür liegen die deutschen Weltmeister auf dem zweiten Platz. 75,96 Punkte erhielten sie für ihre Kür und damit nur 0,7 Zähler weniger als die dreifachen Weltmeister Shen Xue/Zhao Hongbo aus China (76,66). Auf dem dritten Zwischenrang liegen die russischen Europameister Yuko Kawaguti/Alexander Smirnow (74,16). Die Kür beginnt um 2 Uhr MEZ.
Sollte es klappen mit dem Sieg, wäre es der erste deutsche Olympiasieg im Eiskunstlauf seit 1988 in Calgary. Damals, bei den ersten Winterspielen in Kanada, hatte Katarina Witt mit ihrer legendären "Carmen"-Kür triumphiert.
Quelle: ntv.de, dpa/sid