"Kreml will, dass ich schweige" Doping-Kronzeuge Rodtschenkow hat Angst
12.02.2018, 15:32 Uhr
"Das wurde aus Sicherheitsgründen gemacht": Grigorij Rodtschenkow.
Er verändert sein Aussehen und lebt im Zeugenschutzprogramm des FBI: Grigorij Rodtschenkow fürchtet um sein Leben. Nun gibt der Mann, der die Aufdeckung des Staatsdopingskandals in Russland ins Rollen gebracht hat, erstmals seit seiner Flucht ein Fernsehinterview.
Grigorij Rodtschenkow hat zum ersten Mal nach seiner Flucht in die Vereinigten Staaten ein Fernsehinterview gegeben. In der Sendung "60 Minutes" des amerikanischen Senders CBS berichtete der 59-Jährige von der Angst um sein Leben. "Der Kreml will, dass ich schweige", sagte Rodtschenkow. Er hatte mit seinen Aussagen die Aufdeckung des Staatsdopingskandals in seiner russischen Heimat ins Rollen gebracht hatte.
Das Aussehen des früheren Leiters des Moskauer Doping-Kontrolllabors, der sich im FBI-Zeugenschutz befindet, wurde für das Gespräch verändert. Seine grauen Haare waren dunkel gefärbt, der Schnauzbart ist weg. "Das wurde aus Sicherheitsgründen gemacht", sagte Rodtschenkow. "Es gibt Informationen, dass mein Leben in Gefahr ist. Wir haben die notwendigen Schritte unternommen."
Bach vermeidet persönlichen Gruß
Der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach vermied auch auf Nachfrage im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst eine persönliche Botschaft. Das Internationale Olympische Komitee habe Rodtschenkow in mehreren Kommissionen angehört, seine Aussage habe "eine wichtige Rolle gespielt" bei allen Entscheidungen zu Russland. "Das hat das IOC auch mehrfach willkommen geheißen, dass er damit den Weg geöffnet hat, Aufklärung herbeizuführen."
Auf die Frage, ob er Mitleid mit Rodtschenkow habe, sagte Bach, er kenne dessen persönliche Situation nicht. Er wisse aber, dass Rodtschenkow "im Zeugenschutzprogramm des FBI ist, und dass natürlich jeder, denke ich, ein Interesse haben muss, dass jemand nicht auf lange Zeit" so leben müsse. Wie Rodtschenkow, der sich seit November 2015 in den USA aufhält, im Alltag aussieht, ist unbekannt. Er trägt manchmal eine schusssichere Weste, bei 60 Minutes zeigte er vor der Kamera, wie er sie anlegt.
"Ich bin kein Lügner. In Russland habe ich nicht die Wahrheit gesagt, aber in den USA sage ich die Wahrheit", betonte Rodtschenkow. An Olympische Spiele ohne Betrug glaubt er nicht: "Es liegt in der menschlichen Natur. Das hat nichts mit Sport zu tun. Es gibt 10, 15 Prozent Unverbesserliche. Man kann nichts machen, sie sind von Natur aus Betrüger."
Quelle: ntv.de, sgi/sid