Beachparty lässt Paris vibrieren Ein unbeschreiblicher Olympia-Ort mit offener Wow-Skala
30.07.2024, 08:49 Uhr
Was für eine Kulisse!
(Foto: dpa)
Olympische Spiele sind vor allem ein Event für große TV-Bilder. Die wohl spektakulärsten gibt es in Paris beim Beachvolleyball. Denn die Kulisse ist atemberaubend. Gespielt wird zu Füßen des Eiffelturms - magnifique.
Der Lärm ist schon von Weitem zu hören. Er schallt über große Teile des Champ de Mars, einem 24 Hektar großen Garten mitten in Paris. Genau genommen ist er eine Mischung aus Jubel, Party-Mucke, rhythmischem Klatschen. Und diese Melange fällt auf. Sie fasziniert, sie lockt an. Fast bis zu 13.000 Fans. Jeden Tag.
Der exakte Ort dieser lauten, leidenschaftlichen Gefühlsausbrüche ist am nordwestlichen Ende des Champ de Mars das "Stade Tour Eiffel". Hier verschmelzen Blickfang und Blickfang zu "einer der schönsten Kulissen der olympischen Geschichte", heißt es beim US-Fernsehsender "NBC". Denn am Fuße von Paris' Wahrzeichen, dem Eiffelturm, baggern, pritschen und schmettern die Beachvolleyballer. Die wiederum haben eine der telegensten Sportarten der Olympia-Geschichte.
"Das ist schon genial, traumhaft"
Frankreichs bekannteste Strände mögen an der Côte d'Azur liegen - doch der derzeit coolste Beach ist mitten in der Hauptstadt. Gänzlich ohne Meer. Am Fuße des Eiffelturms. Im siebten Arrondissement. "Das ist schon genial, traumhaft", meint Laura Ludwig. Die deutsche Beachvolleyball-Ikone hatte am Montagabend zusammen mit Louisa Lippmann ihren Vorrundenauftakt gegen die französische Kombination Lezana Placette und Alexis Richard in zwei Sätzen verloren.
Zu Spielbeginn, kurz nach 21 Uhr, war hinter dem Eiffelturm ein malerisches Abendrot zu sehen. Als Ludwig und Lippmann dann gegen Ende des Matches eine Auszeit genommen und sich auf ihre Bank gesetzt hatten, um die nächsten Spielzüge zu besprechen, war selbst bei der so erfahrenen Ludwig der Fokus weg.
Und plötzlich funkelt der Eiffelturm
Denn es war 22 Uhr - und auf der nach oben scheinbar offenen Wow-Skala wurde die nächste Stufe gezündet. Das Abendrot war verschwunden, der Himmel über Paris dunkel - und der Eiffelturm begann, unter dem Jubel der Fans in der ausverkauften Arena, zu funkeln. Das machte den 135 Jahren alten Massen-Magnet noch einen Touch magischer als schon bei Tageslicht.
Louisa Lippman suchte sichtlich nach Worten, um ihre Gefühle möglichst genau wiederzugeben. Die 29-Jährige hatte soeben ihre Olympia-Premiere hinter sich gebracht. "Es ist eine unglaubliche Kulisse. Und es ist irgendwie unbeschreiblich, wenn man da unten steht und alles sehr groß von außen wirkt", so Lippmann. Für sie, so die 1,90 Meter große Herforderin, sei dies "der schönste Center Court", auf dem sie je gespielt habe.
330 Meter ist der Eiffelturm hoch. Die Akteure sehen ihn während des Spiels, in den Pausen, einfach immer. Der Stahl-Koloss überschaut den Champ de Mars, die Beachvolley-Arena, jedes Match. Das Gute: im "Stade Tour Eiffel" gibt es keine Nebenplätze. Alle Partien dieses Turniers finden auf dem Center Court statt, dessen Tribünen auf drei Seiten bis zu 30 Meter steil Richtung Himmel ragen.
Je später die Partien, desto spektakulärer die Atmosphäre
Gespielt wird von 9 Uhr bis mitunter kurz vor Mitternacht. Und je später die Partien, desto spektakulärer die Atmosphäre. Vibes, Beats, und auch, ja, natürlich, die Bikinis - das alles am Montagabend bei Temperaturen von 27 Grad Celsius und einer leichten Brise. Ein Sommerabend wie aus dem Pariser Reisekatalog. Die Tribünen vibrieren und wackeln sogar, wenn die Fans klatschen, stampfen oder auch tanzen. Und natürlich darf auch "La Ola", die Welle, bei dieser täglichen "grande fête de plage", der großen Strand-Party, nicht fehlen.
Für Laura Ludwig sind Paris die fünften Olympischen Spiele. Ihren größten Erfolg hatte sie 2016 gefeiert, als die gebürtige Berlinerin in Rio zusammen mit Kira Walkenhorst Gold gewann. In einer 16.000 Zuschauern Platz bietenden Arena an der Copacabana. Gibt es für Beachvolleyballer einen besseren Ort als Brasiliens wohl bekanntesten Strand? Ob man die Stadien in Rio und Paris vergleichen könne, wurde Ludwig nach ihrer Auftakt-Niederlage gefragt - und schüttelte den Kopf. Weil es eben "ein krasser Unterschied" sei, sagt sie. Copacabana sei Copacabana. Der Beachvolleyball gehöre dort einfach zum Leben. Aber "hier in Paris" spiele man in einem "coolen, urbanen Stadion."
Kulisse ist "Instagrammable"
Wer da gegen wen spielt oder wie es steht, ist gar nicht so wichtig. Noch zumindest nicht. Denn wer hier herkommt, will Sommer-Feeling, Beachvibes, Unterhaltung - und Fotos machen. Denn, wir haben ja schließlich 2024, das Stadion mit seinem spektakulären Eiffelturm-Hintergrund bietet die perfekte Kulisse für massenhaft Posts in den sozialen Netzwerken. Es ist schlichtweg "Instagrammable", also für Instagram oder andere Social-Media-Kanäle geeignet.
So vermeldete TikTok, dass am Sonntag die Location des Eiffelturms in mehr als 80000 Posts getagged wurde. Hinzu kamen knapp 90000 Erwähnungen mit dem Hashtag #beachvolleyball. Influencerin Olivia Dunn war am Samstagabend vor Ort gewesen - und postete unter anderem ein TikTok-Video, das innerhalb von 23 Stunden 173.000 Likes, sowie 1,6 Millionen Abrufe hatte.
Der Hype um den Hotspot dürfte bis zum 10. August mindestens anhalten, womöglich sogar noch größer werden. Dann gibt es mit dem Spiel um Platz drei sowie dem Finale die beiden letzten Partien im "Stade Tour Eiffel". Bis dahin wird weiter gefeiert - und natürlich auch weiter fotografiert. Dann verschwinden Tribünen und Sand - und dann gibts hier nicht mehr Partys, sondern, wie eh und je, Picknick.
Quelle: ntv.de