Sotschis größtes Spektakel Eishockey-Superstars starten Gold-Mission

Alexander Owetschkin mag den Druck.

Alexander Owetschkin mag den Druck.

(Foto: picture alliance / dpa)

Owetschkin, Crosby, Jagr: Jetzt greifen in Sotschi auch die NHL-Stars ins Geschehen ein. Vermutlich zum vorerst letzten Mal bei Olympia. Der größte Druck lastet auf den Russen, doch auch die USA und Vancouver-Champion Kanada haben etwas zu beweisen.

Mit vier Sondermaschinen aus Nordamerika machten sich die besten Eishockey-Cracks der Welt auf den Weg zum wichtigsten Gold von Sotschi. Die Superstars Alexander Owetschkin, Sidney Crosby und Jaromir Jagr führen von Mittwoch an im funkelnden Bolschoi-Dom das wohl größte Spektakel bei diesen Winterspielen auf.

Für Russlands Puck-Helden zählt in der Heimat nur eins: der Olympiasieg. "Druck? Ich mag Druck!", tönte Owetschkin vor dem Kräftemessen mit seinen Rivalen aus der NHL. Fast 150 Profis aus der nordamerikanischen Eliteliga sollen das Turnier zum besten der Geschichte machen. Vermutlich wird es das vorerst letzte Turnier auf diesem Niveau: Dass die NHL ihre Cracks auch 2018 freistellt, ist unwahrscheinlich.

So haben sich am Schwarzen Meer fast alle Stars der Szene eingefunden. Die Favoritenrollen sind nicht klar verteilt, Russlands Verteidiger Andrej Markow findet: "Mehr als die Hälfte der Nationen hier kann Gold holen." Am meisten erwartet wird von den Russen, die in der Post-Sowjetunion-Zeit kein Gold mehr gewinnen konnten. "Man merkt, wie viel der Präsident und alle Leute für diese Spiele getan haben", sagte Stürmer Ilja Kowaltschuk, "und sie sind sehr stolz. Wir werden ein Turnier auf höchstem Niveau sehen und ein großes Finale."

Riesiger Medienauflauf

In diesem stehen dann die Russen, wie eine ganze Nation hofft. "Meine Pläne für den 23. Februar? Ich möchte das Finale spielen und Olympia-Gold gewinnen", sagte Owetschkin auf einer Pressekonferenz vor zig Kamerateams und Hunderten Journalisten. Fast alle der 530 Sitze im Pressesaal waren besetzt, die Russen hatten alle Spieler auf das Podium platziert, in der Mitte nahm Goalie-Legende Wladislaw Tretjak Platz. "Die ganze Nation steht hinter uns", hoffte Kapitän Pawel Dazjuk, der sich für das erste Match fit meldete.

Olympiasieger im eigenen Land - das ist den Kanadiern vor vier Jahren bereits gelungen. Nun geht es für das Team um "Sid the Kid" Crosby darum, auch in der Ferne zu glänzen. Eine Faustregel gilt nämlich seit mehr als 50 Jahren: Die USA oder Kanada können außerhalb Nordamerikas kein Gold holen. Der größte Gegner der nur aus NHL-Profis zusammengesetzten Teams ist in Sotschi zunächst der Jetlag - und die Eingewöhnung an die größere Eisfläche. "Die Tore stehen aber auch hier in der Mitte", spöttelte Kanada-Coach Mike Babcock.

Der erste Höhepunkt im Bolschoi-Dom wird das Vorrundenspiel von Russland gegen die USA am Samstag, 34 Jahre nach dem "Miracle on Ice", der historischen Pleite der scheinbar übermächtigen Russen gegen die US-College-Jungs in Lake Placid. "So groß die Sache damals auch war, wir wollen hier unser eigenes Kapitel schreiben, und dann können wir über '80 und 2014 reden", sagte US-Stürmer David Backes.

Für Backes und viele Teamkollegen dürfte Sotschi der letzte Olympia-Auftritt ihrer Karriere werden. Nur widerwillig hatte die NHL nach langen Verhandlungen zugestimmt, eine zweiwöchige Pause für die Spiele einzulegen - vor allem auf Druck der russischen Legionäre. "Das ist doch lächerlich!", schimpfte der Clubchef der Philadelphia Flyers, Ed Snider. "Eine Pause mitten in der Saison, die macht alles kaputt. Da hat doch niemand was davon." Es ist kaum vorstellbar, dass sich die Liga-Bosse 2018 in Pyeongchang wieder erweichen lassen.

Die Deutschen sind nicht dabei

Weltverbandschef René Fasel will allerdings nichts unversucht lassen. In der nächsten Woche wolle er mit NHL-Boss Gary Bettman sprechen, sagte der Nachrichtenagentur AP am Dienstag. Bettmans Stellvertreter Bill Daly hoffte, schon innerhalb des nächsten halben Jahres eine Entscheidung verkünden zu können.

Die Deutschen sind schon 2014 nicht dabei - erstmals überhaupt verpasste die Auswahl die sportliche Qualifikation für Olympia. Während in der heimischen DEL also einfach weitergespielt werden kann, müssen die Nordamerika-Akteure wie Christian Ehrhoff oder Marcel Goc notgedrungen in den Urlaub. "Da darfste gar nicht dran denken", klagte Ehrhoff jüngst über die verpasste Chance.

Den Auftakt in das zwölftägige Eishockey-Schauspiel am Schwarzen Meer machen am Mittwochabend Vize-Weltmeister Schweiz gegen Lettland und Tschechien gegen Schweden in einem Duell zweier Olympiasieger. Mit den Tschechen Jagr und Petr Nedved sowie Daniel Alfredsson bei den Skandinaviern treffen dabei auch drei Ü40-Puckveteranen aufeinander, die ihren Abschied von Olympia geben. Oder doch nicht? Von den Winterspielen "hat man nie genug", sagte Alfredsson: "Ich habe das Gefühl, ich könnte noch ewig weitermachen."

Quelle: ntv.de, Manuel Schwarz, dpa

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