Zweimal Abfahrts-Gold, aber keins für Deutschland Höfl-Rieschs großer Olympia-Traum platzt

Enttäuschung nach dem Zieleinlauf: Maria Höfl-Riesch.

Enttäuschung nach dem Zieleinlauf: Maria Höfl-Riesch.

(Foto: dpa)

Die Goldmedaille ist das erklärte Ziel von Ski-Star Maria Höfl-Riesch in der olympischen Abfahrt. Doch die Krönung in der Königsdisziplin bleibt aus, selbst am Podium fährt sie weit vorbei. Eine historische Abfahrt wird es trotzdem, denn erstmals gibt es zwei Goldmedaillen.

Erst der Gold-Coup, jetzt die Ernüchterung: Ausgerechnet in der alpinen Königsdisziplin hat Skirennfahrerin Maria Höfl-Riesch in Rosa Chutor eine Medaille klar verpasst. Zwei Tage nach ihrem dritten Olympiagold in der Super-Kombination blieb der deutschen Speed-Queen auf der kurvenreichen, anspruchsvollen Strecke am "Rosa Peak" im Kaukasus nur der enttäuschende 13. Rang, 1,07 Sekunden fehlten ihr zu Edelmetall. Viktoria Rebensburg belegte Rang 15.

Olympisches Novum: Dominique Gisin (l.) und Tina Maze beendeten die Abfahrt zeitgleich.

Olympisches Novum: Dominique Gisin (l.) und Tina Maze beendeten die Abfahrt zeitgleich.

(Foto: dpa)

"Das ist schon eine Enttäuschung", sagte Höfl-Riesch, "aber ich bin einfach nicht gut genug gefahren." Gut genug für Gold fuhren dafür gleich zwei Läuferinnen - erstmals in der alpinen Olympia-Geschichte: Die Schweizerin Dominique Gisin, gestartet mit der Nummer acht, lag lange Zeit in Führung mit 1:41,57 Minuten. Auch ihre favorisierte Teamkollegin Lara Gut war langsamer, 0,10 Sekunden oder umgerechnet 2,67 Meter. Am Ende erhielt Gut trotz der zweitbesten Zeit sogar nur Bronze, weil Gesamt-Weltcupsiegerin Tina Maze aus Slowenien mit Startnummer 21 noch Gisins Zeit egalisierte - und damit das erste Olympia-Gold ihres Landes bei Winterspielen gewann.

Wahnsinnig enges Rennen

"Ein wahnsinnig enges Rennen, leider hatten wir mit dem Ausgang nichts zu tun", sagte Höfl-Riesch erkennbar geknickt. Immerhin ist sie im Weltcup die beste Abfahrerin der Saison, hat drei von sieben Rennen gewonnen - und vor zwei Jahren die einzige Weltcup-Abfahrt am "Rosa Peak". "Ich bin eigentlich mit positivem Gefühl angereist", sagte sie, "aber es waren dann doch andere Bedingungen, leicht andere Streckenführung", sagte sie. Aber, bei aller Enttäuschung: "Mit einer Goldmedaille in der Tasche ist das leichter zu ertragen."

Während Höfl-Riesch in der Ergebnisliste immer weiter nach hinten durchgereicht wurde, bangte Gisin in der "Leader Box" um eine Medaille. "Es ist unglaublich, ich habe bis Nummer 20 nur gezittert, dann kam langsam die Freude. Und jetzt Gold - ich bin so glücklich", sagte die 28-Jährige, die in ihrer Karriere oft von Verletzungen gebremst wurde: "Endlich waren die Hundertstel auf meiner Seite, alles kommt zurück im Leben."

Dass sie und Maze am Ende zeitgleich waren, "sei perfekt", sagte Gisin. Noch in der Box der Führenden telefonierte sie mit den Großeltern und weinte vor Glück. Kurios: Auch bei ihrem ersten Weltcupsieg, einer Abfahrt 2009 in Zauchensee, kam sie zeitgleich mit Anja Pärson (Schweden) ins Ziel.

Günstige Gelegenheit nicht genutzt

Für Höfl-Riesch blieb nur Ernüchterung. Abfahrtsgold, das hatte sie zuvor immer wieder betont, war ihr größtes Ziel bei ihren letzten Spielen. Nach den Siegen im Slalom und den beiden Erfolgen in der Super-Kombi wäre die prestigeträchtigste Goldmedaille die logische Steierung gewesen. Zudem war die Gelegenheit günstig, weil nach Lindsey Vonn (USA) kurzfristig auch die verletzte Tina Weirather (Liechtenstein) fehlte.

Höfl-Riesch aber hatte mit der veränderten Streckenführung im Vergleich zum Weltcup-Rennen vor zwei Jahren erneut ihre Probleme. Die Einfahrt in den Steilhang nach 30 Fahrsekunden passierte sie diesmal nach Wunsch, "dafür waren viele andere Kurven schlecht", sagte sie mit einem Achselzucken. Im Ziel hob sie entschuldigend und fast ein wenig ratlos die Arme.

Einstweilen bleibt so die Kroatin Janica Kostelic (viermal Gold) die erfolgreichste Ski-Rennläuferin der Olympia-Geschichte. "Es ist aber nicht meine Motivation, irgendwelche Rekorde zu brechen oder jemandem den Rang abzulaufen", sagte sie. Es ging ihr erst mal um den Abfahrts-Thron, um nichts sonst.

Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa

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