Bürgermeister verleugnet schwules Leben Homosexuelle? In Sotschi? Nein!
28.01.2014, 10:39 Uhr
Männer bereiten sich auf ihren Auftritt als Drag Queens im Schwulen-Club "Majak" vor.
(Foto: Reuters)
Sotschi war schon zu Sowjetzeiten als Rückzugsort für Homosexuelle bekannt. Doch Bürgermeister Pachomow will kurz vor den Winterspielen nichts davon wissen: Es gebe keine Lesben und Schwulen im Ort. Dabei ist das schwule Leben in Sotschi unübersehbar.
Was in Sotschi passiert, bleibt in Sotschi. Dieses Versprechen galt schon in der Sowjetunion, und so entwickelte sich der Schwarzmeerort zum Eldorado für Homosexuelle. Vor den Olympischen Spielen tut der Bürgermeister Anatoli Pachomow aber plötzlich so, als gebe es kein schwules und lesbisches Leben in Sotschi.
Wenige Tage vor Eröffnung der Winterspiele erklärte Pachomow, es gebe vor Ort "keine Homosexuellen". In einem Interview mit der BBC versicherte Pachomow außerdem, dass die Gastfreundlichkeit für jeden gelte, "der die Gesetze Russlands respektiert und seine Gewohnheiten anderen nicht aufzwingt".
In Russland gilt seit Juni 2013 ein Gesetz, das "Propaganda" homosexueller Menschen in Anwesenheit Minderjähriger unter Strafe stellt. Demnach könnten gar Gefängnisstrafen drohen, sollte man sich positiv über Homosexualität äußern. Gegen das Gesetz regt sich Widerstand von Menschenrechtsgruppen aus aller Welt, sie nutzen Olympia als Bühne, um dagegen zu protestieren.
"Ich kenne die doch nicht"
Pachomows Aussagen zeigen auch die Unsicherheit der russischen Behörden im Umgang mit Homosexuellen. Denn so ganz genau will der Bürgermeister Pachomow doch nicht wissen, wieviele Homosexuelle es in Sotschi gebe. Auf Nachfrage antwortete das Stadtoberhaupt: "Nein, ich bin mir nicht sicher. Verdammt, ich kenne die doch nicht."
Das scheint aber zumindest fragwürdig. Der bekannteste Schwulen-Club der Stadt, das "Majak", wird geführt von Andrej Tenitschew. Er sagte unlängst dem "Deutschlandradio Kultur": "Mit meinem Freund lebe ich schon seit zwölf Jahren zusammen. Absolut alle wissen das - sogar der Bürgermeister." Tenitschew sagt auch, die Behörden hätten ihn dazu gedrängt, seinen Club während der Spiele nicht zu schließen: "Wie man uns erklärt hat, ist es für das Olympische Komitee ganz wichtig, dass wir während der Spiele geöffnet haben."
Quelle: ntv.de, cba/sid