Bier, Champagner und Zigarren Kanadierinnen droht Ärger

Endlich mal eine gute Party - und schon droht den kanadischen Olympiasiegerinnen Ärger. Weil sie nach dem 2:0-Finalsieg gegen die USA auf dem Eis ausgelassen mit Bier- und Champagner-Duschen feierten, kündigt das Internationale Olympische Komitee eine Untersuchung an.

Hoch die Flasche: Haley Irwin, links, und Tessa Bonhomme lassen es krachen.

Hoch die Flasche: Haley Irwin, links, und Tessa Bonhomme lassen es krachen.

(Foto: AP)

Bier, Champagner und Zigarren: Kanadas Eishockey-Frauen feierten eine rauschende Gold-Party, doch der Kater könnte bald folgen. Wenige Stunden nach der Siegesfeier der Gastgeberinnen kündigte das Internationale Olympische Komitee (IOC) eine Untersuchung der Jubelszenen im Canada Hockey Place an. 30 Minuten nach der Medaillen-Zeremonie waren die Kufen-Cracks aus der Kabine für eine wilde Fete auf das Eis im Canada Hockey Place zurückgekehrt. Angreiferin Rebecca Johnston probierte sogar, eine Ehrenrunde auf der Eismaschine zu drehen. "So etwas wollen wir nicht sehen. Das ist keine gute Werbung für den Sport. Sie können in der Kabine feiern, aber nicht in der Öffentlichkeit", betonte IOC- Exekutiv-Direktor Gilbert Felli.

Zusätzliche Brisanz erhält die Sause auf dem olympischen Eis durch den Fakt, dass in Doppel-Torschützin Marie-Philip Poulin auch eine Minderjährige in der Öffentlichkeit Alkohol trank. Poulin ist erst 18, das gesetzliche Mindestalter für Alkohol-Konsum liegt in der Olympia-Provinz British Columbia jedoch bei 19 Jahren. In ihrer Heimatprovinz Alberta, dem Trainingsquartier von "Team Canada", hätte die ausgelassene Feier keine Folgen gehabt - dort dürfen Jugendliche schon ab 18 Alkohol trinken.

Mehr als eine Rüge droht nicht

Lass mal ziehen: Meghan Agosta und Jayna Hefford.

Lass mal ziehen: Meghan Agosta und Jayna Hefford.

(Foto: AP)

Sprecher Steve Keough von Kanadas Olympischem Komitee bemühte sich um Schadensbegrenzung. "Es war nicht unsere Absicht, gegen das IOC-Protokoll zu verstoßen. Aber es war ein sehr emotionaler Moment für unser Team. Und solche Feiern sind nicht wirklich ungewöhnlich in Kanada", sagte Keough. Der kanadische Eishockey-Verband entschuldigte sich inzwischen für den Vorfall. "Die Mannschaft bedauert, dass die Gold-Feierlichkeiten möglicherweise peinlich waren." Mehr als eine Rüge dürfte den Gold-Girls von den IOC-Ordnungshütern aber wohl nicht drohen.

Eine ausgelassene Party hatten sich die Eishockey-Frauen durch das 2:0 im Finale gegen Erzrivale USA durchaus verdient. Schon während der Siegerehrung schauten Kanadas männliche Kufencracks neidisch aus ihren VIP-Logen. Die Ladys hatten ihren Goldauftrag im Gegensatz zu den Superstars um Sidney Crosby schon erfüllt.

"Davon träumst du als fünfjähriges Mädchen"

"Olympiasieger bei Heimspielen zu werden - davon träumst du als fünfjähriges Mädchen", meinte Hayley Wickenheiser. Kanadas Hockey-Queen hatte ihr viertes Olympiafinale bestritten und zum dritten Mal Gold gewonnen. Dass sie und Millionen Kanadier jubeln konnten, lag zum einen an Poulins Treffern (14./17. Minute), zum anderen an Torfrau Shannon Szabados. "Kein Gegentor im wichtigsten Spiel, Wahnsinn. Aber ich hätte mich auch über einen 9:8-Sieg gefreut", meinte Szabados, die nach dem Schlusspfiff von ihren Teamkolleginnen regelrecht überrannt wurde.

Mit einer hochklassigen Gala gegen gleichwertige Amerikanerinnen verwöhnten die Gastgeberinnen nicht nur die 19.300 Fans im ausverkauften Kessel, sondern machten auch Werbung in eigener Sache. Nach den Kantersiegen der Nordamerikanerinnen in den Vorrunden und selbst im Halbfinale wurde lautstark über Sinn und Unsinn des Frauen- Eishockeys diskutiert. IOC-Präsident Jacques Rogge hält den Sport nach wie vor für olympiawürdig. "Das ist eine Phase der Investition. Ich persönlich würde dem Sport ein bisschen Zeit geben, um die Situation zu verbessern. Aber es muss eine Verbesserung geben", fordert Rogge. Der Belgier meinte jedoch auch: "Ich bin überzeugt, Frauen-Eishockey wird ein Hit, und das wird nicht mehr lange dauern, vielleicht vier bis acht Jahre."

Quelle: ntv.de, Heiko Oldörp, dpa

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