Debüt der Kaimaninseln Karibisches Flair in Whistler
15.02.2010, 13:57 UhrSchnee gibt es auf den Kaimaninseln nicht. Aber schließlich war Dow Travers mal mit seinen Eltern im Winterurlaub. Und nun startet der Mann aus der Karibik bei Olympia.

"Bei meinem ersten Interview sollte ich meine Wasserskier in die Kamera halten": Dow Travers.
(Foto: REUTERS)
Die höchste Erhebung der Kaimaninseln ist ein Bluff. Der Bluff. Ein Hügel nur, 43 Meter hoch. Skifahren kann man da nicht. Wie auch - gab es doch erst ein einziges Mal Schnee in dem Karibikstaat: als neulich der kanadische Rapper Snow dort in einer Reggae-Show auftrat. Einen Ski-Rennläufer haben die Inseln dennoch hervorgebracht. Dow Travers ist der erste Bewohner der Kaimaninseln, der bei Olympischen Winterspielen antritt.
Die drei Inseln Grand Cayman, Little Cayman und Cayman Brac, in Deutschland mit dem zweifelhaften Ruf der Steueroase behaftet, haben eine reiche Sommersporttradition. Schwimmer, Leichtathleten, Segler und Radfahrer haben sie zu Olympia geschickt. Auch Travers wäre fast in einer Sommersportart hängengeblieben. Er spielte von Kindesbeinen an Rugby und hat es sogar in die Nationalmannschaft geschafft. Aber dann hat ihn der Schnee-Virus infiziert.
Der erste Insulaner im Olympia-Schnee
Im Urlaub mit seinen Eltern im US-Bundesstaat Colorado ist er als kleiner Junge oft Ski gefahren, richtig gepackt hat es ihn bei einem Austauschprogramm in Frankreich mit 14. "Seitdem befinde ich mich regelrecht auf der Jagd nach Schnee. Es gibt nichts Schöneres", sagt der 180 Zentimeter große und 86 Kilogramm schwere Modellathlet. In Whistler wird er wie manch anderer Exot im Slalom- und Riesenslalom starten.
"Das sind meine ersten Spiele und es ist ja sehr ungewöhnlich, dass einer aus der Karibik bei Winter-Olympia startet. Ich versuche also, mich so teuer wie möglich zu verkaufen und meine Landsleute nicht zu enttäuschen", sagt der 22-Jährige. Denn die verfolgen sehr genau, was Travers in Kanada macht - eben weil er der erst Insulaner im Olympia-Schnee ist. "Sie sind stolz auf mich, weil ich etwas tue, wovon alle gesagt haben, dass es keiner von uns tun kann", sagt er.
Goldener Löwe auf dem Rennanzug
Als "Nationalhelden" bezeichnet ihn die Presse bereits, doch einige "kapieren noch nicht, was ich wirklich mache", erzählt der Mann mit dem goldenen Löwen auf dem Rennanzug. "Bei meinem ersten Interview sollte ich meine Wasserskier in die Kamera halten." Donald McLean, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees, hat Travers' Skitalent dagegen früh erkannt und gefördert. "Das ist ein Meilenstein in unserer olympischen Geschichte. Wir haben diese Sache vier Jahre lang vorbereitet", sagt er.
Erste Früchte sollte Travers bei der WM im vergangenen Jahr in Val d'Isere ernten, doch Platz 65 im Slalom und die Disqualifikation im Riesentorlauf erfüllten seine Träume nicht. "Ich weiß, dass ich es besser kann", sagt der Rotschopf. Für Whistler hat er sich im amerikanischen Aspen vorbereitet, wohin er mit seiner Mutter und den ebenfalls skifahrenden Brüdern Dillon (18) und Dean (13) gezogen ist. Sein Vater, einst Anwalt und nun Börsenchef der Inseln, finanziert sein Studium der Geo-Biologie in Aspen ebenso wie die Leidenschaft fürs Skifahren.
Während Travers zum Schneetraining in die USA ausweichen muss, kann er auf den Inseln an Traumstränden Kondition bolzen. "Und auch meine Skier wachse ich da. Ich trage das Wachs auf den Ski auf und lege ihn in die Sonne. Das funktioniert prima", sagt er scherzhaft. Diese Lockerheit ist stilbildend für die Insulaner, die "gerne mal zu spät kommen", wie er zugibt. "Aber bei Olympia bin ich pünktlich.
Quelle: ntv.de, Marco Mader, sid